Kiel (em) Das neuartige Coronavirus belastet die Wirtschaft in Schleswig-Holstein spürbar. Vier von zehn Unternehmen (39 Prozent) bekommen schon jetzt Auswirkungen des Coronavirus auf ihre Geschäfte zu spüren. Das geht aus einer Blitzumfrage hervor, die die IHK Schleswig-Holstein unter ihren Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat. Besonders trifft es die Reisebranche: Hier melden vier von fünf Unternehmen Beeinträchtigung ihrer Geschäftslage. Unsicherheiten über künftige Geschäfte und Investitionen (18 Prozent) sowie geringere Nachfrage an Produkten und Dienstleistungen (27 Prozent) belasten die unternehmerischen Tätigkeiten. „Das Coronavirus und seine Folgen sind endgültig auch in der Wirtschaft in Schleswig-Holstein angekommen. Zunächst waren wegen der Ansteckungswelle in China vor allem die exportorientierten Unternehmen betroffen. Das hat sich grundlegend geändert: Jetzt trifft es auch Messebetriebe, die Reisewirtschaft und das Gastgewerbe – und damit unser touristisch geprägtes Land mit seinem ausgeprägten Dienstleistungssektor“, fasst Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein, die Ergebnisse zusammen. Die massenweise Stornierung von Veranstaltungen und Messen setzt diese Wirtschaftsbereiche erheblich unter Druck. „Den Unternehmen brechen derzeit Aufträge in einem nicht bekannten Ausmaße weg – ohne eine Kompensation ihrer laufenden Kosten. Hier sind schnelle Hilfemaßnahmen notwendig, um die Wirtschaft in einem ohnehin angespannten Umfeld zu entlasten“, fordert Kühn. Sie betont, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) stehe dazu auf Grundlage der Umfrageergebnisse der IHKs in Deutschland im Austausch mit dem Wirtschaftsministerium und dem Bundeskanzleramt. Die Umfrageergebnisse aus Schleswig-Holstein untermauern die Forderungen der IHK: Auf alle Branchen verteilt wünschen sich 32 Prozent der befragten Unternehmen finanzielle Überbrückungshilfen. In der besonders betroffenen Reisebranche äußern diesen Wunsch sogar 61 Prozent aller Firmen. „Die Unternehmen brauchen jetzt unbürokratische Liquiditätshilfen, damit sie durch das Virus nicht unverschuldet in finanzielle Schieflage geraten“, sagt die IHK-Präsidentin. Die IHK rät den Firmen, sich vorsorglich zu Kurzarbeitergeld und Liquiditätskrediten zu informieren, um besonders schwierige Phasen zu überbrücken. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) im Land wünscht sich weiterführende Informationen zur staatlichen Lohnerstattung nach Infektionsschutzgesetz. Aber auch die Frage, wie die Unternehmen mit Verdachtsfällen und Infizierten umgehen sollen, ist für 43 Prozent wichtig. Kühn: „Zu diesen Fragen besteht ein immenser Informationsbedarf in der Unternehmerschaft. Das stellt auch die hohe Rücklaufquote bei unserer Umfrage unter Beweis, an der rund 1.300 Unternehmerinnen und Unternehmer teilgenommen haben. Dieser Informationsbedarf muss auch von der Politik und Verwaltung erfüllt werden.“ „Für alle Unternehmen ist es ratsam, sich zeitnah auf Einschränkungen durch das Coronavirus vorzubereiten. Darüber hinaus glauben die Teilnehmenden der Umfrage, dass die Herausforderungen eher noch zunehmen werden“, erläutert die IHK-Präsidentin. Insgesamt erwarten 37 Prozent der befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang in Folge des Coronavirus. Jeder fünfte Betrieb (21 Prozent) gibt an, dass er mit einem erheblichen Umsatzrückgang von mehr als 10 Prozent für das laufende Jahr rechnet. Besonders betroffen ist auch hier die Reisewirtschaft, in der 87 Prozent Umsatzrückgänge erwarten. Ein Abreißen globaler Lieferketten nehmen die Unternehmen in Schleswig-Holstein laut Umfrage allerdings nicht wahr: Fünf Prozent der Unternehmen aus dem Produzierenden Gewerbe planen, ihre Lieferketten umzustellen. In der Gesamtwirtschaft trifft das lediglich auf ein Prozent zu. Auch Produktionsausfälle werden derzeit nicht flächendeckend erwartet; hier hat die Industrie aktuell ebenfalls mit 11 Prozent die größten Bedenken. „Die Betriebe nehmen das Coronavirus keineswegs auf die leichte Schulter, sondern ergreifen Schutzmaßnahmen, wo es ihnen möglich ist“, sagt Kühn. Als Schutzmaßnahme geben 34 Prozent der befragten Unternehmen in Schleswig-Holstein an, dass sie zusätzliches Hygienematerial beschaffen. Jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) meldete, bereits Reiseaktivitäten von Mitarbeitenden eingeschränkt zu haben. Überdies hat jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) nach eigenen Angaben die Teilnahme an Messen und Veranstaltungen abgesagt. Die Nutzung von Homeoffice betrachten 15 Prozent der Firmen als eine Möglichkeit, um ihre Beschäftigen vor dem Coronavirus zu schützen. „International droht die Ausbreitung der Coronapandemie zu einer Konjunkturbremse zu werden. Mehr noch als die realwirtschaftlichen Auswirkungen belasten die Unternehmen jedoch die psychologischen Folgen. Unsere mittelständisch geprägte Wirtschaft federt aktuell noch einen großen Teil der weltweiten Irritationen ab – unter anderem weil Produktionsausfälle bei uns üblicherweise geringer ausfallen als im Süden Deutschlands. Offen ist derzeit aber, wo es sich um einen echten Rückgang handelt, und wo durch Nachholeffekte die Gesamtbilanz am Ende hoffentlich weitgehend ausgeglichen wird.“ Die IHK Schleswig-Holstein informiert ihre Mitgliedsbetriebe im Internet zu den wichtigsten Fragen zum Coronavirus: ihk-schleswig-holstein.de/corona-virus. Die Grafiken im Anhang dieser Mail dürfen Sie gern im Rahmen der Berichterstattung verwenden. Bitte nutzen Sie dafür den Hinweis "Grafik IHK". IHK Schleswig-Holstein Die IHK Schleswig-Holstein ist die Arbeitsgemeinschaft der IHKs Flensburg, Kiel und Lübeck. Die IHK Schleswig-Holstein ist der zentrale Ansprechpartner für alle Fragestellungen zum Thema Wirtschaft, die mehr als nur regionale Bedeutung haben. Zu diesen Themen bündelt sie die Meinung der drei IHKs in Schleswig-Holstein, so dass diese gegenüber Politik und Verwaltung mit einer Stimme für die Wirtschaft im Lande sprechen. Die IHK Schleswig-Holstein nimmt die Interessen von 175.000 Unternehmen mit rund 750.000 Arbeitnehmern wahr. Forderungen der Wirtschaft Die IHK Schleswig-Holstein begleitet die Arbeit von Politik und Verwaltung im Land kontinuierlich und setzt sich für die wirtschaftsfreundliche Gestaltung von Rahmenbedingungen für die Unternehmen ein. Auf der Basis eines zentralen Forderungspapiers zur Landtagswahl hat die IHK Schleswig-Holstein den Koalitionsvertrag bewertet. Im halbjährlichen Abstand bewertet sie die für die Wirtschaft wichtigsten Punkte neu. Die aktuelle Bewertung finden Sie im Internet unter der Adresse www.ihk-schleswig-holstein.de/forderungen. Quelle: Pressestelle der IHK Schleswig-Holstein