Norderstedt (em) Ich bin gern Landwirt hierbei uns. Wir Landwirte erleben zurzeit eine intensive und breit aufgestellte Diskussion über die Ausrichtung der Agrarpolitik, der Ausgleichzahlungen und wie Landwirtschaft 4.0 mal aussehen soll. Mit großer Verwunderung stelle ich fest, dass nur eine problemorientierte Diskussion geführt wird, keine lösungsorientierte.

Mit dem derzeitigen System der Vermarktung unserer Lebensmittel über die Handelsstrukturen können wir nicht genug Geld erwirtschaften, um uns für die Zukunft gut aufzustellen. Viele Betriebe in Norderstedt haben sich auf Pensionspferde umgestellt und sind nun Dienstleister.“ Bohnenkamp ist mit 95 Sauen einer der drei letzten Landwirte in der Nahrungsmittelproduktion in Norderstedt.

Bohnenkamp ist seit 2012 Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Segeberg und für die ehrenamtliche Vertretung der Berufskolleg:innen zuständig. Dafür muss er sich mit immer neuen Vorschriften, Regeln und Verordnungen befassen. „So verlangt die neue Tierschutzverordnung, dass wir in Schweineställen eine Lichthelligkeit von80Lux am Tag haben müssen. Das ist heller als im Büro“, erläutert er. „Die Tiere brauchen die eher dunkleren Ecken im Stall. Da fühlen sie sich wohl und sicher!“ Vielen, die sich gerade über solche Verordnungen Gedanken machten, fehle es am Bezug zur Realität.
Die aktuellen Weizenpreise findet der Norderstedter Schweinezüchter Jens-Walter Bohnenkamp jeden Abend im Internet an der Weltbörse in Chicago dotiert. Seit Mitte der 80er Jahre müssen sich alle landwirtschaftlich Tätigen am Welt-markt orientieren. Hier werden Erzeugerpreise gebildet. Dafür werden seit 1992 Ausgleichszahlungen geleistet. Alle paar Jahre werden sie überprüft und mit neuen Auflagen versehen. Die Zahlungen sind an die Fläche gebunden, die bewirtschaftet wird und einige Umweltauflagen. Aktuell werden ca. 2,7Cent/Quadratmeter gezahlt.

Wer durch Norderstedt fährt, kann noch eine abwechslungsreiche Landwirtschaft erleben. Maisanbau für Rinderfutter oder als nachwachsender Rohstoff für regenerative Energie, blühende Wiesen und Getreidefelder, Gemüsebeete zum Mieten, grasende Pferde oder mit dem Fahrrad die Landschaft genießen. „Hoffentlich bleibt das auch noch ein paar Jahrzehnte so erhalten!“

„51 Jahre-51 Menschen“ ist eine Serie der EGNO-Entwicklungsgesellschaft Norderstedt in Kooperation mit den städtischen Gesellschaften Norderstedts. Alle Artikel unter www.egno.de/51

Foto und Text: Volker Puchalla