Elmshorn/Tornesch (whh) Es ist Anfang Februar. Sie sind neunzehn überwiegend junge Leute in den Dreißigern und Vierzigern. Und sie „büffeln“ eifrig in einem Klassenraum der WAK (Wirtschaftsakademie Schleswig- Holstein) in Elmshorn, um ihr eigener Chef zu werden. Endlich raus aus der Arbeitslosigkeit oder dem Kreis der Nicht-Erwerbstätigen!

„Gründungscamp“ heißt das praxisorientierte, dreiwöchige Intensiv-Seminar, an dem die Frauen und Männer teilnehmen. Es ist Bestandteil des landesund EU-geförderten Projektes „Startbahn: Existenzgründung“, mit dem die WEP Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg als Projektpartner die Gründungsinteressierten kostenlos auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. Bereits vorangegangen ist eine ausführliche Infoveranstaltung. Nach dem „Gründungscamp“ warten noch die Projektbausteine „Intensiv-/Businessplanberatung“ und „Tragfähigkeitsprüfung“ auf die Kandidaten.

Ob Malermeister Daniel Harms aus Lutzhorn, die angehende Tischlermeisterin Stephanie Nowosielski aus Quickborn, die Systemische Beraterin Heidi Kerkhoff aus Halstenbek oder auch der Architekt und Lichtplaner Jan Jenei aus Pinneberg, sie und alle übrigen Mitstreiter haben eine Gemeinsamkeit in ihrer Vita und ein gemeinsames Ziel: Sie sind arbeitslos oder nicht erwerbstätig und wollen sich mit frischen Geschäftsideen vom Event-Wellness- Café über den Zaunanlagenbau bis hin zur Online-Suchmaschine selbstständig machen. Auf dem „Gründungscamp“ liegt der Vorbereitungsschwerpunkt für ihre neue berufliche Zukunft.

„Die erfolgreiche, nachhaltige Selbstständigkeit basiert auf einer guten Geschäftsidee und einem tragfähigen Unternehmenskonzept. Außerdem gehören Fachwissen und kaufmännisches Know-how dazu, aber auch viel Fleiß, Disziplin und Biss“, macht Coach Josef Juncker seinen Schützlingen klar. Der erfahrene Dozent hat ein strammes Programm auf dem Zettel. Zu den Tops gehören Marketing und Vertrieb, Preiskalkulation und Umsatzerwartung, Versicherung und Recht, Steuern, Buchhaltung und Büroorganisation, Internet und Netzwerkarbeit, Finanzierung und Fördermittel sowie Selbststudium. Ganz oben auf der Liste steht das Herzstück des Seminars: der individuelle Businessplan.

Über mehrere Tage erklärt Juncker die Inhalte des Text- und Zahlenteils, die am Ende über alles oder nichts entscheiden werden: Ist der Businessplan schlüssig, belegt er die Wirtschaftlichkeit, hat er Bestand vor der Bank? Die angehenden Unternehmer lauschen den Worten Junckers aufmerksam und arbeiten mit gegenseitiger Hilfe konzentriert an ihren Themen und Zahlen. „Manch einer hat seine Vorstellungen schon modifizieren müssen“, plaudert der Betriebswirt, der nach Worten seiner Schüler sehr inspirierend wirkt und auf alle Fragen eine Antwort weiß, aus dem Nähkästchen. „Aber am Ende des Seminars wissen die Teilnehmer genau, ob sie ein Unternehmertyp sind, wie ihr Betrieb aussehen soll, welches ihre Ziele sind und wie sie diese erreichen können.“

55. Gründungscamp
„Dies ist schon das 55. Gründungscamp der WEP. Seit Beginn des Förderprojektes ,Startbahn:Existenzgründung’ im Jahr 2008 haben wir fast 600 Teilnehmer verzeichnet 310 Männer und 282 Frauen. Alle sehr kreativ. Sogar ein Bauchredner war dabei. Rund 70 Prozent der Teilnehmer realisierten ihre Gründung. Davon blieben etwa 90 Prozent nach zwei Jahren evaluiert am Markt und schufen zum Teil sogar Arbeitsplätze“, resümiert Gudrun Kellermann, Prokuristin und Gründungsexpertin bei der WEP.

Foto: Im ersten diesjährigen WEP-Gründercamp ließen sich auch Architekt Jan Jenei, Tischlerin Stephanie Nowosielski, Systemische Beraterin Heidi Kerkhoff und Malermeister Daniel Harms von Coach Josef Juncker (v.l.) fit machen.