Kreis Pinneberg (em) Beschleunigung oder Vollbremsung beim Straßenbau an der Energieküste? Dies war die zentrale Frage auf dem 9. Verkehrsforum der Regionalen Kooperation Westküste  in Itzehoe. Experten und rund 100 Interessierte diskutierten über die Zukunft der Verkehrsinfrastruktur an der Westküste Schleswig-Holsteins.

Florian Lorenzen, Vorsitzender der Regionalen Kooperation Westküste und Landrat des Kreises Nordfriesland, betonte die Relevanz von Mobilität und Verkehrsinfrastruktur für die Wirtschaft an der Westküste: „Es gibt einen großen Investitionsbedarf in allen Verkehrsbereichen – ob Straße, Schiene, Wasseranbindung.“ Deshalb sei er bestürzt darüber, dass die für die Region zentralen Straßenbauprojekte A 20 und A 23 von der Bundesregierung nicht mit Priorität vorangetrieben werden sollen und damit voraussichtlich um weitere Jahre verzögert werden. „Die Westküste Schleswig-Holsteins hat aus Sicht der Landesregierung exzellente wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven. Insbesondere wegen der Möglichkeiten, die die Erneuerbaren Energien bieten, gibt es dort ein hohes Innovationspotential. Um diese Chancen zu nutzen, müssen die Verkehrswege ausgebaut werden“, forderte Lorenzen.

Für A 20 in diesem Jahr viel erreicht

Den Sachstand der Planungs- und Bauprozesse sowie der aktuellen Zeitpläne bei den  Autobahnprojekten A 20 und A 23 erklärte Sebastian Haß, Abteilungsleiter bei der DEGES: „Für die A 20 haben wir im zu Ende gehenden Jahr viel erreichen können – für den Abschnitt 8 mitsamt Elbquerung gibt es einen Planfeststellungsbeschluss, im Abschnitt 3 bei Bad Segeberg hat die Auslegung der Planänderungsunterlagen stattgefunden und im Abschnitt 4 von Bad Segeberg bis zur A 7 geht es ebenfalls voran. Den Ausbau der A 23 planen wir derzeit sehr sorgfältig und im Dialog mit allen Betroffenen. Die Einleitung der Planfeststellung ist frühestens für 2025 vorgesehen.“

Publikum fordert bessere Abstimmung

Eine Podiumsdiskussion bot Gelegenheit für Fragen und Anregungen aus dem Publikum, das dem Straßenbau an der Westküste eine hohe Priorität einräumte und eine bessere Abstimmung zwischen Bund, Land und Kommunen sowie eine schnellere Umsetzung der geplanten Maßnahmen forderte. Claudius Teske, Landrat des Kreises Steinburg und Mitglied im Lenkungsausschuss der Regionalen Kooperation Westküste, griff diese Forderungen auf. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund anstehender Industrie- und Gewerbeansiedlungen appellierte er an alle beteiligten Akteure, die Planungen für die wichtigen Straßenbauprojekte in der Region zügig voranzutreiben. Die Erreichbarkeit der Westküste müsse signifikant verbessert werden, damit die Region nicht nur Stromlieferant bleibt, sondern auch gewerblich-industriell von der Energiewende profitieren wird.

Regionale Kooperation Westküste

2012 haben sich die vier Kreise Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen und Nordfriesland, die Wirtschaftsförderungsgesellschaften dieser Kreise, so auch die WEP, sowie die Industrie- und Handelskammern zu Flensburg und zu Kiel zur „Regionalen Kooperation A23/B5“ zusammengeschlossen und 2015 in „Regionale Kooperation Westküste“ (www.rk-westküste.de umbenannt. Ziel der Kooperation: die Wirtschaftsstruktur in den vier Westküstenkreisen nachhaltig zu stärken. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Landeswirtschaftsministerium und der Landesplanung.

Foto: Referierten auf dem 9. Verkehrsforum Westküste: Landrat Florian Lorenzen (von links), Sebastian Haß, DEGES, Landrat Stefan Mohrdieck, Staatssekretär Tobias von der Heide, Rickmer Johannes Topf, Infrastruktur Vestkysten e.V., Britta Lüth, LBV.SH, Landrat Claudius Teske, Thomas Bultjer, IHK Flensburg, Dr. Jesko Dahlmann