Kreis Pinneberg (em) Die Herbstbelebung fiel in diesem Jahr insgesamt schwächer aus. Im November gab es im Kreis Pinneberg einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 1,5 Prozent, welches dem Landestrend entspricht. Auch die Unternehmen agieren bei ihren Personalentscheidungen vorsichtiger. Zwar meldeten die Betriebe im Kreis dem Arbeitgeber-Service immerhin 405 neue Stellenangebote, dies sind jedoch 65 weniger als im Vorjahresmonat.

„Dem Arbeitsmarkt fehlt derzeit der konjunkturelle Rückenwind und er bremst saisonal vor dem Winter ab. Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt auf einem stabilen und guten Niveau“, beurteilt Thomas Kenntemich, Chef der Agentur für Arbeit Elmshorn die aktuelle Entwicklung. 

„Weiterhin gibt es viele Chancen bei der Jobsuche – vor allem mit einem Berufsabschluss. Mehr als 2.700 offene Stellen sind derzeit in den Betrieben unserer Region zu besetzen.“ 

Im November konnten sich 538 Menschen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, weil sie eine Arbeitsstelle gefunden hatten. Bei derzeit 2.774 Stellenangeboten im Kreis haben Jobsuchende beste Chancen – allerdings wird ein Berufsabschluss in Dreiviertel dieser Stellenausschreibungen verlangt. 

„Über die anstehenden Wintermonate ist erfahrungsgemäß ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Dieser wird davon abhängen, wie sich die Witterung und die Konjunktur entwickeln und wie gut es gelingt, geflüchtete Menschen in Arbeit zu bringen“, erklärt Thomas Kenntemich und führt fort: „Der Jobmarkt friert nicht ein - auch in den kommenden Wochen werden viele Menschen in Arbeit finden. Von vielen wird der Fachkräftemangel beklagt. Jetzt gilt es, die Suchprozesse noch einmal zu beschleunigen und die individuellen Möglichkeiten und Chancen offensiv auszuloten. Dabei hilft es, sich durch Arbeitsagentur oder Jobcenter beraten zu lassen.“

Menschen mit Behinderungen haben viel (Fachkräfte-)Potenzial!

Der Bedarf an Arbeitskräften wird trotz saisonaler oder konjunktureller Schwankungen hoch bleiben. Dafür sorgt schon die demografische Entwicklung, denn in den nächsten Jahren kommen immer mehr der gut ausgebildeten Arbeitskräfte in das Rentenalter. Dennoch haben es Menschen mit Behinderungen bei der Arbeitssuche häufig schwerer. Dabei sollte dieser Personenkreis für Unternehmen interessant sein. Menschen mit Behinderung haben häufig gesuchte Qualifikationen und Fähigkeiten, sind meist überdurchschnittlich motiviert und loyal. 

Die Bundesagentur für Arbeit hat die Woche vor dem 03.12.2023 (Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen) zur Aktionswoche ausgerufen. Der gemeinsame Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur Elmshorn und Jobcenter Kreis Pinneberg informiert speziell Unternehmen, die ihre Beschäftigungsquote noch nicht erfüllen, über die Personalsuche, Beratungsangebote, rechtliche Neuerungen und Fördermöglichkeiten bei der Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. 

Insgesamt 595 Betriebe aus dem Kreis Pinneberg unterlagen der gesetzlichen Beschäftigungspflicht. Rund ein Drittel von ihnen (195 Betriebe) beschäftigte die vorgegebene Anzahl an Schwerbehinderten oder Gleichgestellten. Die Mehrheit der Betriebe musste eine Ausgleichsabgabe zahlen, welche ab 2024 weiter ansteigt. Diese Mittel werden vollständig zur technischen Beratung und Gestaltung von behindertengerechten Arbeitsplätzen sowie für finanziellen Hilfen an Arbeitgeber eingesetzt, die schwerbehinderte Menschen beschäftigen. 

Es gibt eine positive Entwicklung im Kreis: die verpflichteten Betriebe hatten laut der letzten Erhebung 2.163 Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Vier Jahre zuvor waren es nur 1.796. Dies entspricht einer Steigerung um 20,4 Prozent. 

„Ein Behinderungsgrad bedeutet nicht zwingend eine Einschränkung in der Berufstätigkeit. Häufig sind Behinderungen bei den Menschen gar nicht äußerlich erkennbar und führen zu keinen schlechteren Arbeitsergebnissen. Bei der Arbeitssuche wird eine Behinderung dennoch häufig zum Handicap. Oft ist es nur Unkenntnis, durch die Vorbehalte und arbeitsrechtliche Unsicherheiten entstehen. Betriebe, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, berichten meistens von guten Erfahrungen. Jede Bewerbung verdient eine faire Chance! ", sagt Thomas Kenntemich. Praktika und Probebeschäftigung eignen sich gut zum gegenseitigen Kennenlernen. Bei Bedarf gibt es technische oder finanzielle Unterstützung. 

Zurzeit sind 419 schwerbehinderte Menschen im Kreis Pinneberg arbeitslos gemeldet, das sind 27 mehr als vor einem Jahr. Jeder Zweite besitzt einen Berufsabschluss. Arbeitgeber, die sich über die Praktikums- oder Beschäftigungsmöglichkeiten informieren möchten, wenden sich an den Arbeitgeber-Service unter Tel. 0800 – 4 5555 20 (kostenfrei).