ITZEHOE/KIEL: Beim 4. Infrastrukturforum Energieküste diskutierten Stakeholder der regionalen Wirtschaft, aus Forschung, Politik und Kommunen heute im Fraunhofer Institut für Siliziumforschung in Itzehoe über die nächsten Schritte für die Energiewende. Im Zentrum standen der weitere Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und der Energieleitungsinfrastruktur. Auch über die Chancen für die Ansiedlung von Unternehmen an der Westküste durch den geplanten Infrastrukturausbau wurde beraten.

„Die Energieküste bietet die besten Bedingungen für den Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft. Wasserstofferzeugung sollte dort stattfinden, wo grüne Energie in hohem Maße verfügbar ist“, erklärte Energiestaatssekretär Joschka Knuth.

Da Energieleitungen auch Klimaschutzinfrastruktur sind, ist die aktuelle Diskussion um das Klimaneutralitätsnetz der Zukunft so wichtig. Für den Transport des Nordseestroms und den weiteren Ausbau der Windenergie im Norden werden neue Leitungen benötigt – sowohl im Höchstspannungsnetz, als auch in den Verteilnetzen. „Die Planungen für neue Leitungen müssen beim Erneuerbaren-Ausbau mithalten,“ so der Staatssekretär.

Claudius Teske, Landrat des Kreises Steinburg ergänzte: „Bürgerinnen und Bürger erleben die Energiewende hautnah, unter anderem durch die sich stark verändernde Landschaft. Um die Akzeptanz in der Region aufrecht zu erhalten, muss auch ein Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort durch den Ausbau der Energieinfrastruktur erkenn- und spürbar sein.“ Teske betonte weiter: „Steinburg und die gesamte Energieküste müssen aktiv in die Wertschöpfungskette integriert werden. Das Fraunhofer ISIT als heutiger Veranstaltungsort ist ein gutes Beispiel, wie die regionale Wirtschaft durch den Transformationsprozess an der Energieküste profitieren kann“.

Hintergrund

Das Infrastrukturforum Energieküste ist ein gemeinsames Veranstaltungsformat des Energiewendeministeriums Schleswig-Holstein und der Energieküste (www.energiekueste.de). Die Energieküste ist ein Projekt der Regionalen Kooperation Westküste, einem Zusammenschluss der Kreise Dithmarschen, Nordfriesland, Steinburg und Pinneberg, der Wirtschaftsförderungsgesellschaften egw:Wirtschaftsförderung, WEP, WFG Nordfriesland sowie der IHK Flensburg und der IHK zu Kiel (www.rk-westküste.de).

An Schleswig-Holsteins Westküste entsteht ein Ballungsraum der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Daher wird das Stromnetz (Verteil- und Höchstspannungsnetz) seit vielen Jahren an der Energieküste für die Erfordernisse der Energiewende ausgebaut, beispielsweise durch die neue 380-kV-Westküstenleitung sowie einen umfangreichen
110-kV-Hochspannungsnetzausbau in der Region. In den letzten Monaten haben sowohl die Bundesregierung und als auch das Land Schleswig-Holstein ihre Wasserstoffstrategien fortgeschrieben und noch ehrgeizigere Ziele und Maßnahmen festgelegt. Schleswig-Holstein baut nach den Erfahrungen mit der Landeswasserstoff-Strategie von 2020 vor allem die Säulen Infrastruktur und Nutzung aus.

Zu den bereits fertiggestellten Höchstspannungsleitungen kommen nach den Plänen der Übertragungsnetzbetreiber für ein sogenanntes Klimaneutralitätsnetz noch weitere Stromleitungen in Schleswig-Holstein hinzu. Für den weiteren Ausbau der Windenergie auf See, die bis 2045 eine herausragende Rolle für die deutsche Energieversorgung einnehmen soll, sind mehrere neue Netzanbindungssysteme für die Offshore-Windenergie geplant.

Für Wasserstoffvorhaben an der Energieküste wird zudem perspektivisch der Bedarf nach Wasserstoff-Fernleitungen entstehen. Da gleichzeitig die Nutzung von Erdgas als fossilem Energieträger mittel- und langfristig durch Erneuerbare Energien und Wasserstoff ersetzt wird, ist schon heute der Umbau der Gasnetze für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in den Blick zu nehmen. Entsprechend wird aktuell die weitgehend fertiggebaute Gasleitung ETL 180 von Brunsbüttel nach Hetlingen „H2-ready“ gebaut. Ab Inbetriebnahme, angestrebt zum Jahreswechsel 2023/24, wird sie zunächst Erdgas transportieren (in Brunsbüttel angelandet als Flüssigerdgas (LNG)), später aber zunehmend und spätestens ab 2043 vollständig Wasserstoff.