Hamburg, 14. Oktober 2024. Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage bei den norddeutschen Händlern deutlich, während die unternehmensnahen Dienstleister von einer Stabilisierung profitieren. Insgesamt verzeichnete etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) einen Umsatzrückgang im 3. Quartal und 42 Prozent eine schlechtere Gewinnsituation. Der reale Umsatzrückgang lag dabei bei 5,4 Prozent (nominal: - 4.6 Prozent). Der AGA-Indikator ist weiter abgesackt. Trotz der weiterhin angespannten Lage setzen die Unternehmen auf ihr Personal: 61 Prozent der Befragten gaben an, die Beschäftigungslage stabil zu halten, 20 Prozent haben im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr Beschäftigte eingestellt. In den kommenden sechs Monaten planen lediglich 8 Prozent der befragten Unternehmen, ihre Belegschaft zu reduzieren.
AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse: „Der Groß- und Außenhandel steckt in einer sehr schwierigen Phase. Der erneute Rückgang unseres Indikators um mehr als 10 Punkte macht die angespannte Lage offensichtlich. Die Unternehmen stehen weiterhin unter immensem Druck, bedingt durch geopolitische Unsicherheiten, eine schwache Binnenkonjunktur und strukturelle Herausforderungen wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie. Diese Faktoren treiben die Kosten und werden durch überbordende Bürokratie weiter verschärft. Gerade im Groß- und Außenhandel brauchen wir dringend mehr Flexibilität und weniger Regulierung. Die Fülle an Berichtspflichten und regulatorischen Hürden schneidet den Unternehmen die Luft ab.“
Im 3. Quartal 2024 blieb der Umsatz bei 28 Prozent der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabil und ging bei 49 Prozent zurück. Jeweils 42 Prozent beurteilten ihre Gewinnsituation im 3. Quartal als lediglich befriedigend oder sogar schlecht. Für die kommenden sechs Monate erwarten die norddeutschen Unternehmen überwiegend eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage. 58 Prozent der Befragten rechnen mit gleichbleibenden Umsätzen und 54 Prozent mit einer gleichbleibenden Gewinnsituation. Lediglich 19 Prozent erwarten eine verbesserte Umsatzsituation und nur 4 Prozent steigende Gewinne.
Insgesamt verschlechtert sich der AGA-Indikator im 3. Quartal 2024 auf 88,4 Punkte (Vorquartal: 91,2 Punkte). Dies ist vor allem auf einen Rückgang im Groß- und Außenhandel zurückzuführen, hier fiel der Indikator von 94,1 Punkten auf 83,7 Punkte. Dagegen verzeichnete der Dienstleistungssektor im 3. Quartal ein Plus und stieg von 113,1 Punkten auf 117,4 Punkte an.
Personal als entscheidender Erfolgsfaktor
In diesen herausfordernden Zeiten setzen die Unternehmen bei Personal und Investitionen auf Stabilität. 74 Prozent der norddeutschen Unternehmen haben ihre Investitionsvorhaben wie geplant realisiert, 20 Prozent haben diese gegenüber den Plansätzen reduziert. Bei 61 Prozent der Befragten ist die Zahl der Beschäftigten gleichgeblieben, bei 20 Prozent sogar gestiegen. In den kommenden sechs Monaten planen zwei Drittel der Firmen (66 Prozent), den Personalstand zu halten, 26 Prozent wollen sogar ihr Personal erweitern.
„Die Tatsache, dass 92 Prozent der Unternehmen ihr Personal stabil halten oder aufstocken wollen, unterstreicht den ungebrochenen Willen unserer Wirtschaftsstufen, auch in herausfordernden Zeiten an der eigenen Zukunft zu arbeiten. Die Händler und Dienstleister halten das Land am Laufen. Damit dieser Einsatz langfristig Früchte tragen kann, müssen die politischen Rahmenbedingungen endlich flexibler und unternehmerfreundlicher werden“, so AGA-Präsident Kruse.
Auch die Ausbildung bleibt weiterhin ein wichtiger Erfolgsfaktor für norddeutsche Händler und Dienstleister. 67 Prozent der Befragten bilden aus, die Anzahl der Auszubildenden beträgt dabei im Durchschnitt 5,2 Auszubildende. Vor allem bilden die Unternehmen im kaufmännischen Bereich aus (94 Prozent). Es werden aber auch Ausbildungen im technisch-gewerblichen Bereich (32 Prozent) und in der IT (18 Prozent) angeboten. Der Personalmangel macht sich jedoch auch bei der Suche nach Auszubildenden bemerkbar. 48 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie ihre Ausbildungsplätze nicht passgenau besetzen konnten. Als Herausforderung gaben die Unternehmen unter anderem sowohl zu wenige als auch nicht geeignete Bewerbungen an. Somit haben noch 36 Prozent der befragten Unternehmen freie Ausbildungsplätze.
Das sind die zentralen Ergebnisse des Wirtschaftstests, den der AGA Unternehmensverband vom 4. September bis zum 4. Oktober 2024 unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat.