Hamburg (em) Gibt es für nachhaltige Geschäftsmodelle bald bessere Zinssätze von den Banken? Und drohen umgekehrt in Zukunft Risikoaufschläge für klimaschädliche Investments? Um diese Fragen sowie mögliche Kriterien für nachhaltige Finanzierungen ging es am Montag, dem 30. September 2024, beim Fachkreis Sustainable Finance der UmweltPartnerschaft Hamburg (UPHH). In den Geschäftsräumen der Commerzbank am Jungfernstieg diskutierten Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (SPD) mit knapp 50 Finanz- und Nachhaltigkeitsfachleuten auch über eine noch bessere Verzahnung von Finanz- und Realwirtschaft am Standort Hamburg.
Die Bundesregierung will Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable und Green Finance machen – Hamburg will hier als Banken- und Versicherungsstadt eine wichtige Rolle einnehmen und Profil zeigen als nachhaltiger Finanzplatz. Die UmweltPartnerschaft hat Fachleute aus Unternehmen verschiedener Branchen und Größen zusammengebracht, um Herausforderungen und Lösungen zu erörtern.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Auf unserem Weg zur klimaneutralen Stadt spielt Hamburgs Wirtschaft eine Schlüsselrolle. Dabei geht es um Geld. Um sehr viel Geld. Innovationen, klimaneutrale Produktionsanlagen und Fuhrparks, effiziente Gebäude – dafür braucht es Finanzierungen. Wer sich nachhaltig aufstellt, soll bei den Kreditkonditionen Vorteile haben. Und umgekehrt ist es richtig, dass Kredite für fossile Geschäftsmodelle teurer sein müssen. Nachhaltigkeit ist zu einem Standortfaktor geworden, und Hamburg hat beste Chancen, ein wichtiger Standort für eine grüne Finanzwirtschaft zu werden. Wenn wir es richtig anpacken, können und werden wir gemeinsam die Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft schaffen. Wir bieten Hamburgs Unternehmen auf diesem Weg Unterstützung an und wollen diese weiter ausbauen. Ich freue mich, dass wir mit den Fachkreisen die Banken, den Mittelstand und weitere Fachleute zusammenbringen, damit wir gemeinsam Lösungen für Hamburg finden.“
Dr. Andreas Dressel, Finanzsenator: „Wir befinden uns in einem massiven Transformationsprozess von Wirtschaft, Staat und der Gesellschaft insgesamt. Dieser Transformationsprozess wird nur mit viel privatem Kapital und einer gut aufgestellten und investitionsbereiten Finanzwirtschaft gelingen. In Hamburg ist sowohl bei den öffentlichen Unternehmen als auch in der Privatwirtschaft ein großes Potenzial für grüne Investitionen vorhanden und es gilt, dieses Potenzial in Zukunft bestmöglich zu realisieren. Mit dem Masterplan Hamburger Finanzwirtschaft greifen wir das Thema Sustainable Finance gemeinsam mit unseren Partnern und der Clusteragentur FCH Finance City Hamburg GmbH auf und stärken den Finanzstandort nachhaltig. Ich freue mich, dass wir in Zusammenarbeit mit der UmweltPartnerschaft die Verzahnung von Finanz- und Realwirtschaft fördern.“
Dr. Stefan Otto, Bereichsvorstand Firmenkunden Mittelstandsbank NordWest Commerzbank AG, Vorsitzender Vorstand Norddeutscher Bankenverband e. V.: „Wir beobachten in der Commerzbank, dass Nachhaltigkeit zunehmend ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie wird. Unsere großen Kunden setzen die CSRD-Richtlinie bereits um und erstellen ihren Nachhaltigkeitsbericht. Die Wesentlichkeitsanalysen dafür sind schon abgeschlossen. Aber auch kleinere Unternehmen, die aktuell noch nicht von der Berichtspflicht im Jahr 2025 betroffen sind, nähern sich mehr und mehr dem Thema an. Hier bieten wir mit unseren Kooperationspartnern ein umfassendes Netzwerk, um unsere Kunden bei der Strategiefindung und der Berichtserstattung zu unterstützen. Weitere Kunden diskutieren mit uns bereits vorausschauend ihre Umsetzungspläne zur Dekarbonisierung, zur Einsparung von Rohstoffen, oder auch zu zirkulären Geschäftsmodellen, bei denen Materialien und Produkte länger und intelligenter genutzt werden. Dafür bieten wir passende Finanzierungen an, um die Transformation zu begleiten und unterstützen bei der Entwicklung relevanter Leistungskennzahlen. Unser Auftrag als Bank ist es, Transparenz bei Regulatorik und Markterwartungen zu schaffen.“