Kiel (em) Seit vielen Jahrzehnten schreiben dänische Unternehmen in Schleswig-Holstein Wirtschaftsgeschichte – darunter bekannte Namen wie Danfoss, Vestas oder Danisco. Ende 2009 siedelte sich der Esbjerger Fischveredler Vega Salmon in Flensburg an. Bisher kamen insgesamt 800 dänische Firmen in den Norden Deutschlands, denn dort profitieren sie von bestens ausgebildeten Mitarbeitern, geringen Lohnkosten und niedrigen Steuern. Schleswig-Holstein will jetzt noch mehr Betriebe willkommen heißen. Die dänische Minderheit bereichert seit Jahrzehnten das Zusammenleben in Schleswig-Holstein. Und viele dänische Unternehmen arbeiten schon so lange dort, dass sie zu den renommiertesten Firmen des Landes gehören. Über 800 dänische Betriebe beschäftigen in Schleswig-Holstein rund 14.000 Mitarbeiter – und das in allen Branchen vom Maschinenbau über Pharma- und Nahrungsmittelherstellung bis hin zu Elektronik und Informationstechnologie. „Die meisten Unternehmen kommen zu uns, weil sie hier viele ökonomische Vorteile und ein gut aufgestelltes Fördersystem vorfinden, das ansiedlungswillige Firmen unterstützt“, erklärt Norbert Goss von der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) in Kiel. Der Experte für die Ansiedlung ausländischer Firmen sieht für Betriebe, die expandieren wollen, eine Reihe von Vorteilen: „Wer längerfristig denkt, kommt nicht am deutschen Markt vorbei. Und dafür ist eine Ansiedlung in Schleswig-Holstein der naheliegende Weg.“ Neben den handfesten Standortvorteilen sei es eben nur ein Katzensprung von Dänemark zum südlichen Nachbarn. Die Zahlen geben ihm recht: 35 Prozent aller dänischen Unternehmen, die den Sprung nach Deutschland gewagt haben, sind nun in der Region zwischen Flensburg und Hamburg zuhause. Die dänischen Niederlassungen stellen inzwischen das größte Kontingent unter den schleswig-holsteinischen Auslandsansiedlungen. Die größte dänische Ansiedlung 2009 in Schleswig-Holstein ist Vega Salmon aus Esbjerg: Der dänische Lachshersteller will mit der Produktionsstandort im Gewerbegebiet Flensburg/Handewitt die wachsende Nachfrage in Europa und Übersee bedienen. Dafür baut Vega Salmon für 12 Millionen Euro eine hochmoderne Fischveredelungsfabrik, die schon bald in Betrieb geht. 120 Mitarbeiter sollen dort Beschäftigung finden. Für das Unternehmen stand eine Reihe von Standorten auch in Dänemark zur Wahl. „Den Ausschlag für Flensburg/Handewitt gaben das attraktive Planungsrecht, die richtige Größe der Industriefläche in einem autobahnnahen Gewerbegebiet und die relativ günstigen Arbeitskosten“, erklärte Klaus Matthiesen, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft WiREG. Dazu kam, dass das Land Schleswig-Holstein die Niederlassung mit Fördergeldern von drei Millionen Euro unterstützt hat. „Wir hatten viele Standortalternativen, aber Schleswig-Holstein hat uns die besten Bedingungen geboten. Das Vorurteil, dass in Deutschland alles sehr bürokratisch ist, hat sich überhaupt nicht bestätigt“, sagte Vega Salmon-Aufsichtsratschef Klaus K. Kjær. „Wir sind sehr schnell, kompetent und unbürokratisch unterstützt worden und konnten unsere Investitionsentscheidung in kürzester Zeit treffen und umsetzen.“ Nachdem die Zeitungen von der Ansiedlung berichteten, bekam Vega Salmon innerhalb kürzester Zeit 50 Bewerbungen. „Gut ausgebildetes Personal gehört zweifellos zu den Stärken Schleswig-Holsteins“, weiß Ralph Böttcher, Partner der DanRevision-Gruppe mit Sitz in Schleswig-Holstein (Flensburg-Handewitt, Schleswig, Kiel, Mildstedt) und Hamburg. Das Steuerberatungs-Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern betreut hauptsächlich dänische Unternehmen und will mit der SkanRevision Steuerberatungsgesellschaft KG künftig den restlichen skandinavischen Markt insbesondere für Schleswig-Holstein erschließen. „Wirtschaft und Wissenschaft arbeiten in Schleswig-Holstein eng zusammen, um Ausbildung und Studium auf die Qualifikationsprofile der Unternehmen abzustimmen“, sagte Böttcher. In keinem anderen Bundesland Deutschlands haben so viele Arbeitnehmer eine Berufsausbildung, und nirgendwo sonst nutzen Mitarbeiter mehr informelle Weiterbildungsangebote. Natürlich zählen unterm Strich die ökonomischen Argumente. Auch hier könne der Norden punkten, erläuterte Böttcher: „Von allen westdeutschen Bundesländern sind die Gewerbesteuern im Norden am niedrigsten. Dazu kommen sehr günstige Preise für Baugrundstücke, die in der Landeshauptstadt Kiel durchschnittlich 40 Euro pro Quadratmeter kosten.“ Löhne und Gehälter liegen acht Prozent unter dem westdeutschen Durchschnitt. So sichern sich Unternehmen die höchste Umsatzrendite aller deutschen Bundesländer. Der Norden Deutschlands hat sich jetzt ehrgeizige Ziele für den Aufschwung nach der weltweiten Finanzkrise gesetzt: Schleswig-Holstein will zum Bundesland aufsteigen, das die wirtschaftsfreundlichsten Rahmenbedingungen schafft. Vor allem mittelständische Unternehmen sollen von der Förderpolitik profitieren. Die Förderinstitute und -banken des Landes bündeln sich in der Landeshauptstadt Kiel – dort ist auch die WTSH zu Hause, die als „One-Stop-Office“ für ausländische Unternehmen alle wichtigen Schritte der Ansiedlung koordiniert. Auch in der Kopenhagener Repräsentanz der WTSH können sich dänische Firmen beraten lassen. Eines der größten dänischen Unternehmen in Schleswig-Holstein will jetzt den Rückenwind des zunehmenden Aufschwungs mitnehmen: Vestas, Weltmarktführer bei Windkraftanlagen, hat sich bereits 1986 in Deutschland niedergelassen und in Husum die Europa-Zentrale angesiedelt. Dass diese Entscheidung goldrichtig war, umschreibt Geschäftsführer Hans Jørn Rieks mit einem Kompliment: „Wir sind stolz, dass in Deutschland 1800 Frauen und Männer für Vestas arbeiten.“