Hamburg. Auf der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz zum Hamburger Ausbildungsmarkt präsentierten die sechs wichtigsten Ausbildungspartner* die Ergebnisse und Vertragsabschlüsse für das Ausbildungsjahr 2025 im Ausbildungszentrum der Hamburger Energienetze GmbH. Insgesamt begannen in diesem Jahr 17.725  junge Menschen in Hamburg eine betriebliche (11.916) oder schulische (5.809) Berufsausbildung.

Vor dem Hintergrund einer anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage konnte sich der Hamburger Ausbildungsmarkt 2025 durchaus gut behaupten“, fassen die Ausbildungsakteurinnen und -akteure die Ergebnisse der diesjährigen Ausbildungsmarktbilanz zusammen. Die Bilanz der Arbeitsagentur überrascht mit einer deutlich gestiegenen Nachfrage von Berufsausbildungsstellen.

Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit Hamburg: „Ein intensives Beratungs- und Vermittlungsjahr liegt hinter uns, das in Summe ein verlässliches, aber sich veränderndes Marktgeschehen widerspiegelt. Verlässlich ist die enge Zusammenarbeit mit den Hamburger Unternehmen, die uns, trotz der anhaltend schwierigen Wirtschaftslage, über 10.100 Ausbildungsstellen gemeldet haben. Ein Ergebnis, das fast an die beiden Vorjahre herankommt.
Verändert hat sich in diesem Jahr aber das Marktgeschehen auf der Seite der  Bewerbenden: Die Nachfrage nach einer dualen Ausbildung war über das ganze Jahr anhaltend hoch, so dass wir Ende September insgesamt 8.077 Ausbildungsbewerbende bei uns in der Beratung und Ausbildungsvermittlung zählten, ein deutlicher Sprung von 1.039 oder 14,8 Prozent zum Vorjahr. 
Und dennoch blieben 950 Ausbildungsstellen unbesetzt und 1.400 Ausbildungssuchende ohne Vertrag. Zugespitzt formuliert: Mismatch auf einem eigentlich verlässlichen Ausbildungs- und Bewerber/innenmarkt. Die Gründe dafür sind vielfältig und betreffen gleichermaßen ESA- und MSA-Absolventinnen und Absolventen sowie Abiturientinnen und Abiturienten. So erfüllen einige dieser jungen Menschen die notwendigen Anforderungen der Unternehmen aufgrund unzureichender Schulqualifikation oder ungenügender Sprachkenntnisse nicht vollumfänglich oder lassen sich zu wenig auf andere Ausbildungsberufe jenseits ihrer Wunschberufe ein. Über eine fortlaufende persönliche Berufsberatung und das Engagement aller Ausbildungspartnerinnen und -partner gilt es nun, Wunsch und Motivation bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsberuf aufrechtzuhalten und in einen qualifizierten Berufseinstieg 2026 münden zu lassen.“

Bildungssenatorin Ksenija Bekeris: „17.725 junge Menschen beginnen in diesem Jahr ihre Berufsausbildung in Hamburg, das sind 320 mehr als im Vorjahr. Eine positive Tendenz, über die ich mich sehr freue, denn wir brauchen jede und jeden einzelnen! Für leistungsstarke Auszubildende, die eine (Fach-)Hochschulreife mitbringen, bieten wir an der Beruflichen Hochschule Hamburg die Verknüpfung der dualen Ausbildung mit einem Bachelorstudium. Seit 2024 neu im Angebot ist außerdem die Kombination aus Generalistischer Pflegeausbildung und pflegewissenschaftlichem Studium. Egal ob in den technischen Berufen, in Handel und Dienstleistung, im Gesundheitsbereich oder in den sozialpädagogischen Berufen: Ich ermuntere alle Jugendlichen, ihre Chancen zu ergreifen. Wir brauchen engagierte Betriebe, die Jugendlichen Praktika anbieten, denn diese sind wichtige Türöffner in die Berufswelt. Gleichzeitig appelliere ich an die Betriebe, mehr Auszubildende einzustellen, denn wir brauchen sie!“

Sascha Schneider, Vizepräses der Handelskammer Hamburg: „Hamburgs Unternehmen investieren mit großem Engagement in Ausbildung und übernehmen damit Verantwortung für die Fachkräfte von morgen. Das Plus bei den neuen Ausbildungsverträgen zeigt: Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten setzen viele Betriebe bewusst auf Nachwuchs. Das ist ein starkes Signal für unseren Standort. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, genügend Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen – denn noch immer bleiben hunderte Plätze unbesetzt. Die Handelskammer bringt junge Menschen und Unternehmen gezielt zusammen – ob bei unseren Meet&Match-Veranstaltungen oder über die virtuelle Hanseatische Lehrstellenbörse, die auf großes Interesse stößt. Digitale Angebote eröffnen neue Zugänge und machen Ausbildung erlebbar, etwa wenn Industrieunternehmen über Virtual Reality Einblicke in Berufe geben, die sonst hinter Werkstoren verborgen bleiben. Mit diesen modernen Formaten wollen wir noch stärker an die Schulen gehen, insbesondere an Gymnasien, um zu zeigen: Die duale Ausbildung bietet exzellente Perspektiven und ist eine echte Alternative zum Studium.“

Bedra Duric, Vizepräsidentin der Handwerkskammer Hamburg: „Die Ausbildungszahlen 2025 im Hamburger Handwerk entwickeln sich stabil auf gleichbleibendem Niveau. Mit 13 Verträgen mehr als im Vorjahr ist das ein kleines Plus von 0,6 Prozent. Das Hamburger Handwerk braucht gut ausgebildete Fachkräfte in allen Bereichen. Im Klimahandwerk zum Beispiel benötigen wir noch viel mehr Anlagenmechaniker, Dachdeckerinnen, Schornsteinfeger und Elektronikerinnen etwa, nicht zuletzt auch wegen des zeitlich vorgezogenen Klimaneutralitätziels Hamburgs nach dem Volksentscheid. Das bedeutet: Noch mehr Fachkräfte müssen noch schneller zur Verfügung stehen. 
In den Lebensmittel- und Gesundheitshandwerken und bei den personennahen Dienstleistungen muss jetzt zum Beispiel Bäcker-, Augenoptiker- und Friseurnachwuchs ausgebildet werden, der unsere Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft sicher versorgt. Die Handwerkskammer stellt sich diesen Herausforderungen und hat ihre Projektkapazitäten in der Nachwuchsgewinnung ausgebaut: um Ausbildungsplätze passgenau zu besetzen sowie mehr Frauen für eine handwerkliche Ausbildung zu gewinnen.“

Reinhold von Eben-Worleé, UVNord-Vizepräsident: „Die duale Ausbildung ist ein gutes Fundament für die Zukunft, sowohl für Unternehmen als auch für junge Menschen! Viele engagierte Ausbildungsbetriebe sind auf Auszubildende und damit auf die Fachkräfte von morgen angewiesen. Nur mit guter Ausbildung werden wir in der Arbeitswelt der Zukunft bestehen können. Die jungen Menschen haben schon frühzeitig die Möglichkeit die berufliche Praxis durch verschiedene Praktika in Unternehmen zu erleben. Ich kann nur allen raten davon auch maßgeblich gebrauch zu machen! Aus rund 300 verschiedenen Ausbildungsberufen können die Schulabgänger in der Stadt wählen. Da sollte sich immer etwas passendes finden! Und nach einer erfolgreichen Ausbildung gibt es vielfältige Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote. Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten sind damit kein Problem. Unternehmen benötigen Fachkräfte, damit haben Auszubildende beste Zukunftsaussichten. Die duale Ausbildung ist für jeden jungen Menschen das Sprungbrett in ein erfolgreiches und erfülltes Arbeitsleben! Nur durch eigenes Erleben kann der Funke überspringen. Kommt in die Unternehmen und werdet Teil des Teams! Erlebt selbst, wie spannend und vielfältig der Einstieg in ein erfülltes Berufsleben sein kann!“

Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg: „Hamburg ist eine Stadt mit einer ausgeprägten und starken Wirtschaftsstruktur, die Auszubildenden viele Möglichkeiten bietet. Dementsprechend ist es positiv, dass das Ausbildungsangebot leicht gestiegen ist. Gleichzeitig zählen wir noch zu viele junge Menschen ohne Ausbildungsplatz. Die Zeit zum Ausbilden ist genau jetzt und muss durch eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie intensiviert werden. Nur mit einem guten Mix aus Ausbildung, Azubi-Wohnen und guten Ausbildungsbedingungen, gepaart mit Einwanderung und Qualifizierung werden wir mittelfristig den Fachkräftebedarf decken können. Dazu braucht es unseren gemeinsamen Einsatz– und ich bin überzeugt, dass Hamburg die Herausforderung meistern wird.“ 

Karin Pfäffle, Sprecherin der Geschäftsführung der Hamburger Energienetze und verantwortlich für das Ressort Personal und IT: „Die Hamburger Energienetze halten auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten Kurs und bilden heute und in Zukunft junge Menschen aus. An unseren Standorten in Tiefstack und Bramfeld bereiten wir rund 300 Azubis auf eine Vielzahl von Berufen in den Bereichen Strom und Gas vor. Mit unserem Bildungszentrum haben wir eine moderne und zukunftsfeste Infrastruktur geschaffen, in denen die Meisterinnen und Meister von morgen ausgebildet werden. Unser Engagement ist getrieben von der Verantwortung, die wir als städtisches Unternehmen tragen, aber auch vom Wissen um die großen Aufgaben, die vor uns liegen. Wir brauchen junge Professionals, denn nur mit ihnen gelingt der Um- und Ausbau der Energieinfrastruktur unserer Stadt und nur so lassen sich die ambitionierten Hamburger Klimaziele erreichen.“

Gemeinsame Erklärung:
Ob in der Hoch-, Mittel- oder Niederspannung, das Ausbildungszentrum der Hamburger Energienetze GmbH hat allen Ausbildungspartner*innen spannende Einblicke in technische Ausbildungsberufe vermittelt und gezeigt, wie existentiell gut ausgebildete Nachwuchskräfte für Unternehmen sind und zukünftig noch mehr sein werden. Darin sind sie sich einig und bekräftigen gemeinsam:
„Der Berufseinstieg über eine duale Berufsausbildung funktioniert in den allermeisten Fällen Jahr für Jahr sehr gut. Dies insbesondere, weil Schülerinnen und Schüler über viele Schuljahre starke Partner*innen an ihrer Seite haben, um eine gute Berufswahl zu treffen: frühzeitige unterrichtsbegleitende Berufsorientierung, betriebliche Praktika, Schnuppertage, Berufsberatung in den Schulen, Elternarbeit und digitale Tools rund um die Uhr. Förder- und Hilfsangebote gilt es rechtzeitig dort anzuwenden, wo schulische oder sprachliche Herausforderungen erkannt werden oder aber gesundheitliche Aspekte in den Berufswahlprozess einwirken.
Ausbildungsbetriebe dürfen in ihrem Engagement, jungen Talenten eine Chance auf einen qualifizierten Berufseinstieg zu ermöglichen, nicht nachlassen. Insbesondere junge Erwachsene mit Flucht- oder Migrationshintergrund müssen wir stärker unterstützen, weil sie am ersten Arbeitsmarkt gebraucht werden.“ 

Foto: ©Handwerkskammer Hamburg. Die Ausbildungspartner mit Bildungssenatorin Bekeris und den beiden Auszubildenden Danielle und Malte der Hamburger Energienetze GmbH