Als Schlüsseltechnologie der Zukunft bietet die Fusionsforschung neben den erneuerbaren Energien ein großes Potenzial für eine nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung durch grundlastfähige Energie. Hamburg hat sich gemeinsam mit weiteren Bundesländern zusammengeschlossen, um die Forschung in diesem Gebiet voranzubringen. Maryam Blumenthal, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung in Hamburg und Dr. Dorit Stenke, Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein stellten im Rahmen der heutigen Landespressekonferenz die Fusionsallianz der Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie die Bestrebungen zum Thema Fusionsforschung aus norddeutscher Perspektive vor.

Als Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft gaben Prof. Dr. Thomas Feurer, Vorsitzender der Geschäftsführung des European XFEL und Prof. Dr. Beate Heinemann, Vorsitzende des DESY-Direktoriums einen Einblick in die beiden Großforschungsinfrastrukturen in Schenefeld und der Science City in Hamburg.

Maryam Blumenthal, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Mit European XFEL und DESY verfügen wir im Norden in direkter Nachbarschaft über zwei Großforschungsinfrastrukturen von weltweiter Bedeutung und damit über ideale Voraussetzungen, die Fusionsforschung entscheidend voranzubringen. Die neue Länderallianz und die Kooperation zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein zeigen, welche Kraft entsteht, wenn Politik und Wissenschaft gemeinsam handeln und über Grenzen hinweg kooperieren. Klar ist: Die erneuerbaren Energien bleiben das Fundament unserer Energiewende. Doch um die Energieherausforderungen der Zukunft zu bewältigen, brauchen wir zusätzliche, verlässliche Innovationen. Die Fusionsforschung bietet einen vielversprechenden weiteren Strang – und den treiben wir hier im Norden mit vereinten Kräften voran, für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung von morgen.“

Dr. Dorit Stenke, Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein: „Die Fusionsallianz macht aus Vision Wirklichkeit. Mit dem European XFEL bringt der Norden eine weltweit einzigartige Forschungsinfrastruktur und Grundlagenforschung auf Spitzenniveau in die Partnerschaft ein. Das ist nicht nur ein Gewinn für die Wissenschaft, sondern ein klares Signal: Schleswig-Holstein und Hamburg sind Innovationsstandorte, die die Energie der Zukunft mitgestalten wollen und werden.“

Prof. Dr. Beate Heinemann, Vorsitzende des DESY-Direktoriums: „Fusion ist eine der größten wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, die ein wichtiger Baustein für eine klimaneutrale Energiezukunft werden kann. Am DESY verbinden wir Spitzenforschung in Beschleunigerphysik und Materialwissenschaften mit der Expertise unserer Partner wie dem European XFEL, um entscheidende Fortschritte zu erzielen.“

Prof. Dr. Thomas Feurer, Vorsitzender der Geschäftsführung des European XFEL: „Bei der Fusionsforschung ist es wichtig, alle verfügbaren Pferde ins Rennen zu schicken, da derzeit nicht abzusehen ist, welche Technologie sich am Ende durchsetzen wird. Eine äußerst wichtige ist die laserbasierte Fusion, die wir am European XFEL in Echtzeit beobachten und dadurch die Entwicklung der Kraftwerkstechnologie entscheidend beschleunigen könnten. Durch die geschickte Nutzung bestehender Infrastruktur könnte European XFEL bereits in wenigen Jahren eine erste Forschungsplattform für Wissenschaft und Industrie zur Verfügung stellen. Das spart nicht nur öffentliche Gelder, sondern stellt erste Ergebnisse schon in den nächsten zwei bis drei Jahren in Aussicht. Deswegen bewirbt sich European XFEL – zusammen mit seinen Partnern – um Fördermittel aus der Hightech Agenda Deutschland.“

Die Fusionsallianz
Mit der am 31. Oktober unterzeichneten Fusionsallianz sind die sechs Länder einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum ersten Fusionskraftwerk in Deutschland und Europa gegangen. Im Schulterschluss soll die Technologieentwicklung schnell, effektiv und strategisch abgestimmt vorangebracht werden. Das Ziel: Erforschung, Entwicklung, Bau und Betrieb von kommerziell genutzten Fusionsreaktoren – unter Kooperation von Industrie und Forschung. So soll Deutschland eine weltweit führende Rolle in dieser Zukunftstechnologie einnehmen und eine weitere Energiequelle für die Zukunft erschließen.

Die Kräfte der sechs unterzeichnenden Länder werden arbeitsteilig gebündelt, vernetzt und nochmals erheblich ausgeweitet. Dazu wurde eine enge Abstimmung der Partner untereinander und gegenseitige Unterstützung vereinbart, auch mit Blick auf die Hightech Agenda Deutschland und den Aktionsplan Kernfusion des Bundes.

Die Allianz konzentriert sich auf die beiden aussichtsreichsten Ansätze zur Fusion, die laserinduzierte Trägheitsfusion und die Fusion unter Magneteinschluss. Die parallele Erforschung beider Technologieansätze verteilt dabei technologische Risiken und erhöht die Chance, die wirtschaftlichsten Lösungen für eine zuverlässige Energieversorgung bei unterschiedlichen Einsatzanforderungen zu finden. Die daraus resultierenden Aufgabenpakete für die einzelnen Länder wurden in den gemeinsam unterzeichneten Eckpunkten festgelegt.

Hamburg und Schleswig-Holstein
Mit dem European XFEL verfügt die Region über den weltweit einzigen Röntgenlaser, der Fusionsprozesse in Echtzeit sichtbar machen kann. DESY ergänzt dies mit dem größten Beschleunigerkomplex Deutschlands und hoher Kompetenz in der Lasertechnologie. Die Hamburger Universitäten und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sind mit ihrer Forschung in Plasma-, Laser- und Materialwissenschaften wichtige Partner.

Die Lage zwischen dem Campus Schenefeld und der Science City Hamburg Bahrenfeld, wo Spitzenforschung, Lehre und Entwicklung auf innovative Stadtentwicklung treffen und Hamburgs Zukunft gestalten, bietet ein ideales Umfeld für Fusionsforschung auf Spitzenniveau.