Die norddeutschen Händler und unternehmensnahen Dienstleister werden weiterhin von hohen Kosten und einer sinkenden Nachfrage belastet: Ein Drittel der befragten Unternehmen verzeichnete einen Umsatzrückgang. Dabei sank der Umsatz im 3. Quartal 2025 real um 2,4 Prozent (nominal: -0,8 Prozent). Daneben erwartet eine deutliche Mehrheit eine Stabilisierung oder Verbesserung ihrer Umsätze und Gewinne in den kommenden sechs Monaten. Im Ausbildungsbereich bleibt es für die Unternehmen herausfordernd, die Ausbildungsplätze passgenau zu besetzen.
AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse ordnet die Ergebnisse ein: "Die Unternehmen bewegen sich zwischen Belastung und Hoffnung. Hohe Kosten und schwache Nachfrage drücken auf die Ergebnisse, doch der Anstieg des AGA-Indikators zeigt: Der Groß- und Außenhandel arbeitet sich Schritt für Schritt aus der Talsohle heraus. Das ist ein wichtiges Signal – gerade in Zeiten geopolitischer Unsicherheit, überbordender Bürokratie und tiefgreifender Transformation. Eine der größten Herausforderungen bleibt jedoch der Fach- und Nachwuchskräftemangel. Wenn Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, gefährdet das die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum. Politik, Wirtschaft und Verbände müssen deshalb gemeinsam alles daransetzen, junge Menschen für die Ausbildung zu begeistern – sie sind das Fundament der Erholung von morgen."
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten 33 Prozent der befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang, 45 Prozent einen gleichbleibenden Umsatz und 22 Prozent einen Anstieg. Ihre Gewinne bezeichneten 71 Prozent als befriedigend, lediglich 10 Prozent als gut. Bei der Mehrheit (57 Prozent) der Unternehmen stiegen die Gesamtkosten an, während sie bei 42 Prozent stabil blieben. Für die kommenden sechs Monate erwarten die norddeutschen Unternehmen eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage. 67 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Umsätzen, 18 Prozent sogar mit einer Verbesserung, während 16 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Eine konstante Gewinnlage erhofft sich die Mehrheit (56 Prozent) der Unternehmen, 34 Prozent erwarten jedoch einen Rückgang der Gewinne.
Der AGA-Indikator steigt nach zwischenzeitlichem Abflachen im zweiten Quartal wieder an: Insgesamt liegt der Indikator im dritten Quartal bei 99,4 Punkten (Vorquartal: 90,3 Punkte), und nähert sich damit wieder der wichtigen 100-Punkte-Marke an. Während der Dienstleistungssektor bei 109,1 Punkten (Vorquartal: 113,7 Punkte) liegt und sinkt, steht der AGA-Indikator im Groß- und Außenhandel bei 96,6 Punkten (Vorquartal: 79,3 Punkte). Das ist ein deutlicher Anstieg, nachdem im zweiten Quartal der niedrigste Wert für den Groß- und Außenhandel seit dem zweiten Quartal 2020, in dem die Coronapandemie für massive Einschränkungen des Welthandels sorgte, erreicht wurde. Der Einzelhandelssektor weist einen Indikator von 80,6 Punkten (Vorquartal: 74,1 Punkte) auf und legt somit ebenfalls zu.
Die Ausbildung bleibt weiterhin ein wichtiger Erfolgsfaktor für norddeutsche Händler und Dienstleister. 71 Prozent der Befragten bilden aus, die Anzahl der Auszubildenden beträgt dabei im Durchschnitt 4,5 Auszubildende. Vor allem bilden die Unternehmen im kaufmännischen Bereich aus (86 Prozent). Es werden aber auch Ausbildungen im technisch-gewerblichen Bereich (44 Prozent) und in der IT (33 Prozent) angeboten.
Der Personalmangel macht sich jedoch auch bei der Suche nach Auszubildenden bemerkbar. 46 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie ihre Ausbildungsplätze nicht passgenau besetzen konnten. Als Herausforderung gaben die Unternehmen unter anderem sowohl zu wenige als auch nicht geeignete Bewerbungen an. Somit haben noch 34 Prozent der befragten Firmen freie Ausbildungsplätze.
Die norddeutschen Bundesländer: Im dritten Quartal 2025 fiel der Umsatz in Hamburg um real 1,6 Prozent (nominal: -0,1 Prozent) und in Schleswig-Holstein um real 4,1 Prozent (nominal: -2,7 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern ging er um real 2,0 Prozent nach unten (nominal: -0,4 Prozent) und in Niedersachsen sank er um real 1,4 Prozent (nominal: +0,1 Prozent). In Bremen sank der Umsatz im dritten Quartal um real 1,7 Prozent (nominal: +0,4 Prozent).
Das sind zentrale Ergebnisse des Wirtschaftstests, den der AGA Unternehmensverband vom 2. September bis zum 2. Oktober 2025 unter den norddeutschen Unternehmen durchgeführt hat.