Hamburg, 6. April 2023. Hohe Kosten machen den norddeutschen Händlern und unternehmensnahen Dienstleistern zu schaffen: Obwohl die Mehrheit der Unternehmen eine konstante Nachfrage verzeichnet, sorgen steigende Kosten für Einbußen. Der Umsatz sank im 1. Quartal 2023 real um 6,6 Prozent (nominal: - 0,9 Prozent). Zumindest rechnen zwei Drittel der befragten Unternehmen mit einer Stabilisierung der Umsätze im kommenden Halbjahr. Fachkräfte werden vielfach gesucht. Das sind zentrale Ergebnisse des Wirtschaftstests, den der AGA Unternehmensverband im März 2023 unter den norddeutschen Unternehmen durchgeführt hat.

AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse: „Der Preisdruck für die Unternehmen bleibt hoch und schlägt sich auf die Stimmung. Nach vielen Jahren eines stabilen Preisniveaus müssen sich auch die Unternehmen an das neue Inflationsumfeld gewöhnen. Generell ist die Stimmung verhalten, aber nicht wirklich schlecht. Viele Auftragsbücher sind ordentlich gefüllt und Fachkräfte werden händeringend gesucht.“
Volker Tschirch, AGA-Hauptgeschäftsführer, ergänzt: „Dass die Bundesregierung das Fachkräfteeinwanderungsgesetz reformieren will, ist richtig – aber auch längst überfällig. Und ob die Reform die gewünschte Wirkung erzielt, bleibt abzuwarten. Wenn sich das finale Gesetz nicht enger an den Anforderungen des Arbeitsmarktes und der Realität in den Unternehmen – vor allem in den kleinen und mittelständischen – orientiert, droht es, am Ende zum Rohrkrepierer zu werden.“

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Brutto-Umsatz im 1. Quartal 2023 bei 32 Prozent der befragten Unternehmen. 38 Prozent berichten von gleichbleibenden Brutto-Umsätzen. Real und sogar nominal fiel der Umsatz allerdings. 57 Prozent der Unternehmen konnten ihren Gewinn ungefähr auf Vorjahresniveau halten, bei 19 Prozent stieg er.

Die Preise sind für die Unternehmen im 1. Quartal weiter gestiegen: 87 Prozent verzeichneten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Anstieg der Gesamtkosten, nur 2 Prozent einen Rückgang. Für die nächsten sechs Monate erwarten je 47 Prozent, dass die Gesamtkosten weiter steigen oder sich auf dem jetzigen Niveau halten. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die Nachfrage bei 18 Prozent der Unternehmen gestiegen und bei 53 Prozent in etwa gleichgeblieben. Für das nächste Halbjahr rechnen 65 Prozent mit einem konstanten Nachfrageniveau und 17 Prozent mit einer erhöhten Nachfrage.

Die Hoffnungen auf wirtschaftliche Entspannung in den nächsten sechs Monaten sind durchwachsen. Zumindest rechnet die Mehrheit der befragten Firmen mit einer Stabilisierung der Lage: 64 Prozent kalkulieren mit in etwa gleichbleibenden Umsätzen und 60 Prozent mit gleichbleibenden Gewinnen. Mit einem Rückgang der Umsätze rechnen 19 Prozent der Unternehmen und 35 Prozent mit einem Gewinnrückgang.

Der reale Umsatzrückgang, hohe Gesamtkosten und zurückhaltende Zukunftsaussichten schlagen sich im AGA-Indikator für das 1. Quartal 2023 nieder: Er liegt für den Groß- und Außenhandel bei 108,5 Punkten und für die unternehmensnahen Dienstleister bei 105,4 Punkten. Dies ist ein deutlicher Rückgang zum Vorquartal, als der Indikator bei 123,3 Punkten bzw. 129,4 Punkten rangierte.

Weitere Ergebnisse:

  • Hoher Fachkräftebedarf: 68 Prozent suchen Fachkräfte. Die durchschnittliche Suchdauer beträgt 15,2 Wochen bei 6,2 offenen Stellen (Vorjahreszeitraum: 13,4 Wochen und 6,6 offene Stellen).
  • Ausbildung gefragt: 86 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, nach Fachkräften mit einer Berufsausbildung zu suchen (Vorjahr: 88 Prozent) und 20 Prozent hielten Ausschau nach Fachkräften mit einem Hochschulabschluss (Vorjahr: 22 Prozent).
  • Brutto-Gehälter gestiegen: In 2022 haben 34 Prozent der Unternehmen die Gehälter tariflich und 45 Prozent übertariflich angehoben. 6 Prozent verzichteten auf eine Gehaltserhöhung.
  • Weitere Gehaltserhöhungen geplant: Für 2023 planen 41 Prozent eine tarifliche und 17 Prozent eine übertarifliche Erhöhung. 31 Prozent beabsichtigen keine Gehaltserhöhung.

Die norddeutschen Bundesländer: Im ersten Quartal 2023 fiel der Umsatz in Hamburg um real 6,9 Prozent (nominal: -1,0 Prozent), in Bremen sank er um real 9,8 Prozent (nominal: -2,1 Prozent). In Schleswig-Holstein ging er um real 10,8 Prozent nach unten (nominal: -2,1 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern sank der Umsatz um real 8,8 Prozent (nominal: +0,1 Prozent) und in Niedersachsen ging er um real 8,6 Prozent zurück (nominal: 0 Prozent). Auch Sachsen-Anhalt verzeichnet einen Umsatzrückgang von 6,5 Prozent (nominal: 0 Prozent).