Die Mehrheit der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau plant trotz der aktuellen Krisen, die Stammbelegschaft zu vergrößern. Die meisten Unternehmen geben an, dass dies auch für die nächsten Jahre gilt. Sorgen bereitet allerdings die nachlassende Qualität der Bewerbungen.

Frankfurt, 19. Mai 2022 – Im Maschinen- und Anlagenbau sind die Chancen auf einen Arbeitsplatz trotz der Folgen von Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und anderer Krisen derzeit sehr gut. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA möchten von rund 360 befragten Personalverantwortlichen 89 Prozent in den nächsten 6 Monaten die Stammbelegschaft im Unternehmen vergrößern. Knapp 60 Prozent der Befragten möchte das Stellenangebot für Fachkräfte (Beschäftigte mit abgeschlossener Ausbildung) ausweiten. Bei den Expertinnen und Experten (AkademikerInnen wie IngenieurInnen) planen dies rund 45 Prozent der Personalverantwortlichen. Mehr als 70 Prozent der Befragten erwarten zudem, dass sich das Stellenangebot für Fachkräfte und IngenieurInnen im eigenen Unternehmen in den nächsten 3 bis 5 Jahren erhöhen wird. Bei den IngenieurInnen dürfte sich im Zuge der Digitalisierung besonders der Bedarf an AbsolventInnen in den Fachrichtungen Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Informatik erhöhen.

Wegbereiter für klimafreundliche Technologien
„Die Perspektiven für Fachkräfte, IngenieurInnen aber auch InformatikerInnen im Maschinen- und Anlagenbau sind exzellent. Wer sich heute für den Maschinenbau als Arbeitgeber entscheidet, erhält nicht nur einen krisenfesten Job mit exzellentem Entwicklungspotenzial und sehr guten Gehaltschancen. Sie oder er darf sich auch als Wegbereiter der Zukunft sehen“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Voranschreitende Digitalisierung, Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Mobilitätswende – der Maschinen- und Anlagenbau liefert als beschäftigungsstärkste Schlüsselindustrie die Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit. Im Zuge des technologischen Wandels werden in den nächsten Jahren viele hochattraktive und sinnstiftende Arbeitsplätze entstehen“, betont Rauen.

Problematisch bleiben jedoch die Engpässe auf dem Personalmarkt. Die Mehrheit der Befragten sieht aktuell bei allen Beschäftigtengruppen – mit Ausnahme der Hilfskräfte – Engpässe. Dies trifft insbesondere auf die Expertinnen und Experten (88 Prozent) und Fachkräfte (93 Prozent) zu.

Qualität der Bewerbungen sinkt – Abbruchquoten niedrig
Die Qualität der Bewerbungen im Maschinen- und Anlagenbau ist in den letzten 3 Jahren etwas zurückgegangen. Dies zeigt sich gerade bei den Auszubildenden. Etwa jeder dritte Personalverantwortliche gab an, dass die Qualität der Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz im Vergleich zu 2019 viel schlechter sei, weitere 56 Prozent sehen eine leichte Verschlechterung. Bei Bewerbungen von Fachkräften sieht sich etwa jeder zweite Personalverantwortliche mit einer leicht schlechteren und jeder zehnte mit einem viel schlechteren Eingang an Bewerbungen konfrontiert. Die Qualität der Bewerbungen von IngenieurInnen wird von den Personalverantwortlichen etwas besser beurteilt.

Haben die Unternehmen erstmal eine Auszubildende oder einen Auszubildenden gefunden, sind die Chancen hoch, dass diese Nachwuchskräfte auch die Berufsausbildung erfolgreich abschließen. Jeder zweite Personalverantwortliche gibt an, dass in der Regel alle Auszubildenden eines Ausbildungsjahrgangs im eigenen Unternehmen ihre Ausbildung auch abschließen. Im Schnitt liegt die Abbruchquote unter 5 Prozent.

Maschinenbau ist ein attraktiver Arbeitgeber
Viele Beschäftigte im Maschinen- und Anlagenbau sind mit Ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Fluktuation spielt in der Branche kaum eine Rolle, wie die Umfrage zeigt. „Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten im Unternehmen ist mindestens 10 Jahre im Unternehmen beschäftigt. Viele Beschäftigte bleiben sogar bis zur Rente im gleichen Unternehmen“, sagt Jörg Friedrich, Leiter der VDMA-Bildungsabteilung. Dies sei ein gutes Argument für eine Ausbildung und Beschäftigung im Maschinen- und Anlagenbau. „Aus Umfragen wissen wir, dass für junge Leute Jobsicherheit einer der wichtigsten Faktoren bei der Wahl ihres Ausbildungsplatzes ist. Und die finden sie im Maschinen- und Anlagenbau“, ergänzt Friedrich. Eine geringe Fluktuation im Unternehmen sorge darüber hinaus dafür, dass Wissen und Kompetenz im Unternehmen bleibe und an die nächste Generation weitergegeben werden könne.

Die Ergebnisse der Blitzumfrage im Überblick

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  • Die Mehrheit der Unternehmen plant, in den nächsten 6 Monaten Personal aufzustocken. Mehr als vier von fünf Befragten (88 Prozent) möchte die Stammbelegschaft ausweiten. Von diesen Unternehmen gehen 71 Prozent von einer moderaten Personalaufstockung von bis zu 5 Prozent aus.
  • Um dem hohen Bedarf an Personal gerecht zu werden, sollen insbesondere für Fachkräfte mehr Stellen geschaffen werden: 57 Prozent der Befragten möchten in den nächsten 6 Monaten mehr Stellen für Fachkräfte anbieten. 44 Prozent möchten mehr Stellen für Expertinnen und Experten (i. d. R. Ingenieurinnen und Ingenieure) und 39 Prozent für Spezialistinnen und Spezialisten anbieten. Für die nächsten 3 bis 5 Jahre erwarten je 72 Prozent mehr Stellen für Fachkräfte und IngenieurInnen sowie 65 Prozent für SpezialistInnen. 81 Prozent sehen für diesen Zeitraum einen steigenden Bedarf an IngenieurInnen aus den Fachrichtungen Elektrotechnik und Informationstechnik, 68 Prozent aus dem Bereich Informatik und 44 Prozent aus den Bereichen Maschinenbau und Verfahrenstechnik.
  • Die Mehrheit der Befragten sieht – mit Ausnahme bei den Hilfskräften – aktuell bei allen Beschäftigtengruppen Engpässe. Bei den Expertinnen und Experten sehen aktuell 87 Prozent der Befragten leichte bis starke Engpässe; bei den Fachkräften sind es sogar 93 Prozent.
  • Im Bereich der Nachwuchskräfte planen 38 Prozent der Befragten mit mehr technisch-gewerblichen Ausbildungsplätzen; im November 2021 waren es noch 30 Prozent. Darüber hinaus sollen mehr Stellen für dual Studierende in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik entstehen: 40 Prozent der Personalverantwortlichen wollen künftig mehr technische duale Studienplätze in ihren Unternehmen anbieten.
  • Der Maschinenbau ist attraktiver Arbeitgeber mit hoher Mitarbeiterbindung: Die Fluktuationsrate in der Branche ist gering, viele MitarbeiterInnen sind langjährig bei Ihrem Arbeitgeber beschäftigt. 38 Prozent der Fachkräfte, 33 Prozent der SpezialistInnen und 24 Prozent der ExpertInnen arbeiten länger als 20 Jahre bei ihrem Arbeitgeber.
  • Vom Fachkräfteeinwanderungsgesetz konnten bislang nur wenige Unternehmen profitieren. Lediglich 8 Prozent der Befragten konnten dadurch zusätzliche Arbeitskräfte gewinnen. 37 Prozent der Befragten sind zuversichtlich, Flüchtlinge aus der Ukraine als Arbeitskräfte einstellen zu können.