Hamburg - Die Metropolregion Hamburg bereitet die Gründung einer länderübergreifenden Innovationsagentur und eines Innovationszentrums Autonomes Fahren vor. Dazu wurde gestern die Anschubfinanzierung beschlossen. Im Rahmen ihrer Zukunftsagenda arbeitet die Metropolregion Hamburg daran, erfolgreicher, attraktiver und nachhaltiger zu werden. Zu sechs Empfehlungen der OECD zur Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und Steigerung der Attraktivität als Arbeits- und Lebensraums gab es gestern Beschlüsse.

Der Regionsrat, oberstes Gremium der Metropolregion Hamburg, hat in seiner gestrigen Sitzung sechs weitreichende Beschlüsse für die Metropolregion Hamburg gefasst:

Innovationsagentur für die Metropolregion Hamburg
Zur Umsetzung der gemeinsamen Innovationsstrategie der Metropolregion Hamburg hat der Regionsrat die Weichen zur Gründung einer länderübergreifenden Innovationsagentur gestellt. Diese wird in ihrer Arbeit sechs Themen in den Vordergrund stellen, die das Potenzial haben, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit der Metropolregion Hamburg zu erhöhen. Dazu gehören Nachhaltige und smarte Energiesysteme, Materialien und Produktionsprozesse, Life Science und Gesundheit, Bioökonomie und Ernährungswirtschaft, CO2-freie Mobilitätslösungen sowie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Durch grenzüberschreitende Kooperation und Vernetzung in der Innovationslandschaft, transparenten Austausch sowie Zugang zu Fachleuten und Technologietransfer wird die regionsweite Innovationsdynamik erhöht und es werden Synergien und wirtschaftliche Mehrwerte geschaffen. In der vom Regionsrat beschlossenen und nun beginnenden Vorbereitungsphase zur Gründung werden Detailfragen zum Leistungsportfolio, zu Rechtsform und Struktur sowie zur Finanzierung geklärt. Dazu planen die vier beteiligten Länder Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis zu 1,5 Millionen Euro bereitzustellen. Die Agenturgründung wird für das Jahr 2025 angestrebt.

Innovationszentrums Autonomes Fahren
Ebenfalls beschlossen wurde der Aufbau eines länderübergreifenden Innovationszentrums Autonomes Fahrenfür die Metropolregion Hamburg. Ziel ist es, die Einführung des autonomen Fahrens in der Metropolregion effizient zu organisieren. Für ein Zusammenwachsen der Region sind laut vorliegendem Gutachten durch das Zentrum folgende Mehrwerte zu erwarten: Schaffung einer Wissenszentrale für Kompetenzausbau und Vernetzung der Stakeholder, Ermöglichen von regionalen Synergien und Mobilitätsgarantien durch autonomes und vernetztes Fahren sowie eine Sogwirkung durch gute Rahmenbedingungen. Zu den Aufgaben werden neben der Entwicklung einer gemeinsamen Strategie das Initiieren und Gestalten von anwendungsbezogenen Projekten gehören. Unternehmen und Kommunen sollen bei ihren Vorhaben vernetzt, beraten und unterstützt werden. Als Gründungsdatum wird der 1. Januar 2024 angestrebt. In seinem Beschluss bittet der Regionsrat die beteiligten Länder, den voraussichtlichen Finanzbedarf in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro für die Aufbauphase und die ersten drei Jahre zur Verfügung zu stellen.

Zu diesen vier Schwerpunktthemen wurden grundsätzlich positive Beschlüsse gefasst. Die konkreten organisatorischen, thematischen und finanziellen Rahmenbedingungen werden noch geklärt:

Koordinierungsstelle zur Fachkräftesicherung Um die Region im Wettbewerb um das Halten und Gewinnen gut ausgebildeter Fachkräfte aus dem In- und Ausland zu stärken, wird als Baustein der Fachkräftestrategie eine gemeinsame Koordinierungsstelle eingerichtet. Neben einem stetigen fachlichen Austausch über die Ländergrenzen hinweg sollen mögliche gemeinsame Projekte zur Fachkräftesicherung priorisiert und durchgeführt werden. Als Startdatum wird der 1. Januar 2024 angestrebt.

Innovations- und Wissenschaftspark für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff
Der Regionsrat spricht sich für die weitere Vorbereitung der Einrichtung von länderübergreifenden Innovations- und Wissenschaftsparks für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff aus. Die zugrundeliegende Machbarkeitsstudie empfiehlt einen arbeitsteiligen Ansatz, der vier leistungsstarke Standorte miteinander verknüpft. Ein solches Modell ermögliche, ein sehr großes Spektrum abzudecken: Von Wasserstoff-Reallaboren im industriellen Maßstab in Heide, über Forschungseinrichtungen wie Windlabor und Smart Grid Labor in Hamburg-Bergedorf, Brennstoff- und Elektrolyseforschung und maritime Anwendungen in Wismar bis hin zu Materialforschung mit Fokus auf Luftfahrt in Stade. Gemäß der Studie funktionieren solche Mehrstandortmodelle sehr gut und hätten überregionale Ausstrahlung wie vergleichbare Konzepte in den Niederlanden oder Schweden zeigen.

Internationale Marketingstrategie Beschlossen wurde eine gemeinsame Internationale Marketingstrategie für die Metropolregion Hamburg. Sie soll die Grundlage für die internationale Vermarktung der Region bilden. Zielsetzung ist, die Aufmerksamkeit auf die Metropolregion Hamburg zu lenken und international ihre Bekanntheit zu steigern, insbesondere für die Zielgruppen Investoren und Fachkräfte. Es wird empfohlen, ein zentrales, mehrsprachiges Portal zu schaffen und gemeinsame Image-Kampagnen zur Investoren- und Fachkräftewerbung umzusetzen.

Tourismus- und Freizeitentwicklungskonzept
Angenommen wurde auch das Tourismus- und Freizeitentwicklungskonzept für die Metropolregion Hamburg, um diese Schlüsselbranche der Metropolregion weiter zu stärken. Es verfolgt das Ziel, die Metropolregion bis 2030 zu einem nachhaltigen und smarten Freizeitraum in Nordeuropa zu entwickeln. Dabei weitet es den Blick ausdrücklich vom Tourismus auf die Entwicklung der Region als Freizeit- und Lebensraum, damit die Entwicklungen auch den Menschen vor Ort zugutekommen. Es empfiehlt, sich dabei gemeinsam auf die Bereiche nachhaltige Erreichbarkeit sowie die resiliente Entwicklung des Gesamtraums zu konzentrieren. Bausteine dabei könnten ein regionsübergreifendes Fahrradmietsystem oder eine Zertifizierungsoffensive Nachhaltigkeit für Tourismusdestinationen sein.

Hintergrund: Der Regionsrat ist zuständig für Politik und Programmatik der Zusammenarbeit in der Metropolregion Hamburg und trifft Entscheidungen in Angelegenheiten, die eine Abstimmung auf Spitzenebene erfordern. Er beschließt die grundsätzliche strategische Ausrichtung, überprüft deren Zielerreichung und gibt Impulse für Weiterentwicklung der Zusammenarbeit. Dem Regionsrat gehören an: Ein Staatsrat oder eine Staatsrätin der Freien und Hansestadt Hamburg sowie je ein Staatssekretär oder eine Staatssekretärin der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, jeweils ein Landrat, eine Landrätin, ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin der Kreise und kreisfreien Städte, je eine Vertretung der kreisangehörigen Gemeinden sowie sechs Akteure der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern, der Vereinigung der Unternehmensverbände und des DGB-Bezirks Nord.

Stimmen aus dem Regionsrat:

Andreas Rieckhof, Vorsitzender des Regionsrats der Metropolregion Hamburg und Staatsrat der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation:
„Wir wollen Synergien ausschöpfen und die Metropolregion Hamburg international attraktiver und wettbewerbsfähiger machen. Dafür bauen wir die länderübergreifende Zusammenarbeit aus. Beispielsweise starten wir nun den Gründungsprozess einer gemeinsamen Innovationsagentur und zeigen damit, dass das Zusammenwachsen in verschiedenen Feldern der Politik gelingen kann. So wollen wir die Metropolregion Hamburg als innovativen Wirtschaftsstandort weiter voranbringen.“

Patrick Dahlemann, Chef der Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-Vorpommern:
„Die Metropolregion Hamburg ist sowohl auf Länderebene, als auch im Zusammenwirken der Kommunen mehr als nur ein gemeinsamer Wille. Die heutigen Beschlüsse zeigen klar: Wir setzen bei den Innovationsthemen konkret auf unsere Fachhochschule Wismar, die Innovationseinrichtungen in Schwerin und unser neues Gründerzentrum DeveLUP. Die Lage zwischen den Metropolen Hamburg, Berlin und Szczecin im Herzen Europas macht den Standort MV begehrt. Diese Chancen werden wir gemeinsam weiter nutzen.“

Jörg Sibbel, Staatssekretär im Innenministerium Schleswig-Holstein:
„Schleswig-Holstein hat sich stark für das Innovationszentrum Autonomes Fahren engagiert, denn autonomes Fahren wird eine prägende Technologie in den kommenden Jahrzehnten sein. Damit verbunden sind Komfortgewinne, eine Erhöhung der Verkehrssicherheit und Möglichkeiten zur Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebotes. Bevor es in den Regelbetrieb übergehen kann, sind noch viele Forschungsfragen zu klären und anwendungsspezifische Entwicklungen vorzunehmen. Ich bin überzeugt, dass dieser länderübergreifende Ansatz der Region dabei einen Vorsprung verschaffen wird.“

Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung:
„Unser Ziel muss es sein, die Metropolregion im internationalen Wettbewerb optimal aufzustellen. Die Innovationsagentur ist ein wichtiger Baustein, um unsere Sichtbarkeit nach außen zu stärken, und um die Innovationpotenziale innerhalb unserer Region zu heben. Davon profitiert die Metropolregion, davon profitieren die beteiligten Länder, damit schaffen wir Wertschöpfung.“