Von Geburt Belgier und Kind einer Unternehmerfamilie. Eine Wirtschaftsgeschichte die untypischer nicht sein kann. Die Rede ist von Bobby Dekeyser, Gründer und lange Jahre CEO von DEDON. Hersteller hochpreisiger Outdoormöbel. DEDON gehört heute weltweit zu den führenden Anbietern in der Branche.
DEDON wurde 1990 während eines Krankenhausaufenthalts von Bobby Dekeyser noch im Krankenhaus gegründet. Aus Wut! Dekeyser bestätigt noch heute, 26 Jahre später, im persönlichen Gespräch mit B2B NORD: „Ich war menschlich enttäuscht. Keiner von der Vereinsführung oder der Trainer war gekommen. Der Verein hat sofort einen Ersatzspieler gesucht und eingestellt. Das hat mich wütend gemacht. Ich wollte mit einer solchen Welt nichts mehr zu tun haben, wo nur Erfolge zählen, der Mensch jedoch auf der Strecke bleibt. Ich wollte in einer Umgebung mit tollen Menschen arbeiten, die Freunde an dem haben was sie tun. Deshalb hab ich DEDON gegründet“. Die Art und Weise, wie alles nach dem Unfall vonstatten ging, macht ihn wütend, bis heute. Hier beginnt die Geschichte des Wirtschafts Kapitäns Bobby Dekeyser.
Als 15 jähriger erhebt sich Bobby Dekeyser im Englischunterricht und verkündet: „Die Schule ist nichts für mich“ Mitschüler und Lehrer glauben an einen Scherz, doch Bobby Dekeyser steht auf und geht. Ein für ihn typbedingtes Verhalten. Es wird ihm nachgesagt, er sei instinktgesteuert, spontan und tollkühn. „Das ist bis heute so“, sagt Dekeyser. Doch vier Jahre später, mit 19 Jahren, ist Bobby Dekeyser Ersatztorwart hinter Jean Marie Pfaff. Nicht bei irgendeinem Verein, sondern beim FC Bayern München. Talent war ihm nicht in die Wiege gelegt worden, im Gegenteil. Er hatte anfangs überhaupt kein Ballgefühl, sagt er über sich selbst. Doch das nicht vorhandene Talent macht er mit Leidenschaft, Zielstrebigkeit und Ausdauer wett. „Die Ausbildung zum Torwart und die Erfahrung im Sport haben mich wesentlich geprägt. Bis heute. Auch wenn ich in einem nächsten Leben nicht wieder Torwart werden möchte. Als Torwart bist du immer der Held oder der Depp. Der Sport hat mir damals ein übergroßes Selbstbewusstsein gegeben. Und das brauchst du, wenn du etwas erreichen willst. Niederlagen muss man ertragen können. Gerade als Unternehmer“, sagt er über sich selbst.
Er beschreibt seine Jugend als unterhaltsames Chaos. „Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man in einem Haus lebt. Wir lebten meistens in irgendwelchen alten Fabriken“ so beschreibt er im Rückblick seine Kindheit. Dadurch ist der Wunsch nach einer Ehefrau, Kindern und einem eigenen Haus in ihm gereift. Disziplin macht er sich beim Fußball zur Aufgabe. Wie man heute weiß, mit Erfolg. Nicht der große Durchbruch als Fußballer, doch immerhin Ersatztorwart bei Bayern München. Das bringt dem Außenseiter soziale Anerkennung. Profi Torwart bis ihm im Sommer 1990 eine schwere Verletzung ausbremst. Ein Ellbogenschlag eines anderen Spielers zertrümmert ihm die linke Gesichtshälfte. Dieser Sportunfall wird sein Leben komplett verändern. Er hängt seine Fußballschuhe an den Nagel und gründet als erst 26-jähriger noch im Krankenhaus die Firma DEDON. Stets bereit für neue Abenteuer.
Wieder zählen die ihn beschreibenden Tugenden. Instinktgesteuert, spontan und tollkühn beschließt er Unternehmer zu werden. DEDON war ohne direkte Geschäftsidee gegründet worden. Dekeyser sagt über die Gründung: „Als ich DEDON ins Leben rief wusste ich sofort, das ist meine Welt! Ich dachte nicht an den großen geschäftlichen Erfolg, sondern daran mit Freunden und Familie Freude zu haben“. Eine unkonventionelle Gründung. Das DEDON einmal Weltmarktführer für Outdoormöbel werden würde, war nicht der Plan. Er wollte seine Vision von einer warmherzigen, freundlichen Arbeitsumgebung er- schaffen, in der Menschen gemeinsam schö- ne Dinge kreieren. So startet DEDON in einer Doppelhaushälfte in Dürrnhaar. Gemeinsam mit seiner Frau Ann-Kathrin und den zwei Kindern begann das DEDON Geschäftsleben. Im Keller beginnt der Jungunternehmer mit den ersten Produkten, Airbrush Motiven dekorierte Skier, die erste Geschäftsidee von Bobby Dekeyser. Ein echter Flop. 1000 Paar produziert, 80 Paar verkauft und 50 Paar retourniert. Gleich das erste Projekt treibt Dekeyser an den Rand des Ruins. „Ich bin auf der ISPO von einem „schlauen“ Verkäufer über den Tisch gezogen worden. Der hat mein Unwissen genutzt. Um einen entsprechenden Preis zu erzielen, müsste ich schon den gesamten Bestand kaufen. Also hab ich alle gekauft.
Das war natürlich schwachsinnig und doch hat es mich sehr viel gelehrt! Wir hatten nach dem Flop keine Ahnung was wir verkaufen wollten. Wären die Giraffen nicht gewesen DEDON hätte nicht überlebt“, sagt er heute. Seine Schwester hatte die zwei Meter großen Giraffen aus Madagaskar nach Hause geschickt. Mit den Airbrushgeräten aus der Skiproduktion wurden die Giraffen mit Farbflecken dekoriert und verkauft. DEDON verkauft 15.000 dieser bemalten dekorativen Tiere zum Stückpreis von 50 Euro und rettet DEDON das Überleben. Dekeyser entwickelt neue Ideen. In seinen Wohnungen hatte er immer mehr den Balkon oder Terrassen wohnlich gestaltet! Diese Überlegung bringt ihn zu der Geschäftsidee, für die DEDON heute steht.
Das Wohnzimmer im Garten. Die Idee, hochwertige Möbel für das Outdoor Wohnzimmer zu entwickeln war geboren. Gemeinsam mit seinem Onkel Seppi Hummer, Ingenieur und Kunststoffexperte, entwickelt er eine Kunststofffaser, die im Aussehen dem natürlichen Rattan ähnelte. Er lässt sich die Herstellung diese Faser weltweit patentieren. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Auf einer Möbelmesse lernt er einen philippinischen Unternehmer kennen, der anspruchsvolle Rattanmöbel herstellt. Dekeyser fragt den Unternehmer: Was wäre, wenn ihre Flechter statt Rattan unsere Kunststofffaser flechten würden? Der nächste unternehmerische Schritt war da. Eine Woche später war Bobby Dekeyser auf den Philippinen, wo er sechs Monate mit den Flechtern an seinem Traum vom Outdoor-Wohnzimmer arbeitete. Viele weitere Zufälle ereignen sich im Leben des Unternehmers Dekeyser. Im Flugzeug entdeckt er beim Durchblättern einer Immobilienzeitschrift ein altes Anwesen in Lüneburg, das zu Verkauf steht. 200 Jahre alt und renovierungsbedürftig. Ein Glücksfall. Lüneburg ist dem Hamburger Hafen sehr nah. Das bedeutet kurze Transportwege für die Möbellieferung aus Übersee ins Lüneburger Lager.
Wieder tollkühn und sehr mutig kauft Dekeyser das Anwesen. Genau das, was er sich für seine Frau und die Kinder immer erträumt hatte. Ein Leben auf dem Bauernhof in der Natur. Im Hühnerstall entsteht die Lüneburger Firmenzentrale und Ideenschmiede. Die Scheune wird das Lager. Mit DEDON kann er seine Idee vom Outdoor Wohnzimmer verwirklichen. Er selbst sagt heute über die Anfangszeit von DEDON: „Es ging immer einen Schritt voraus und dann wieder zwei zurück. Es gab keinen Geschäftsplan, vieles wurde immer wieder improvisiert. In den ersten zehn Jahren nach der Geschäftsgründung gab es immer wieder die Situation alles aufzugeben. Doch wenn etwas schief geht, geht es eben schief. Daraus kannst du lernen und wachsen. Ich liebe Krisen. Das bringt Veränderungen. Viele Menschen fürchten die Veränderung. Ich liebe Veränderung“.
Dekeyser beschreibt den ersten Großauftrag über tausend Sessel für ein Hotel. Ein Desaster, DEDON lieferte Murks. Dekeyser kauft Plastiksessel als Ersatz für das Hotel. Später tauscht er jeden einzelnen Sessel gegen DEDON Sessel aus. Das Hotel wird zum treuen Kunden von DEDON, bis heute. Dekeyser nimmt den Vorfall zum Anlass, die Konstruktion der Möbel zu überdenken. Aluminium statt Rattan ist die Lösung. Ab 1997 werden seine Outdoor Möbel nur mit Aluminiumkonstruktion geliefert. Wieder Veränderung. In der weiteren Entwicklung von DEDON lernt Dekeyser viele Menschen kennen, die ihn und sein Unternehmen weiter bringen. Er lernt Designer von Format kennen, die zu Freunden werden.
„Im Jahr 2000 hatten wir die Nase voll von den nachlässigen Fertigungen der thailändischen und chinesischen Lieferanten und gründen auf Cebu, wo 1993 der erste DEDON Sessel hergestellt wurde, eine eigene Fabrik. Auch das wieder ohne wirkliche Erfahrung zu haben. Spontan und intuitiv, mit ungebrochenem Willen machten wir uns daran, die Fabrik aufzubauen. Wieder mit Menschen die später zu Freunden werden“, so Dekeyser. Die Fabrik in Cebu entwickelt sich positiv. Seitdem DEDON jedes Glied in der Herstellungskette selbst kontrolliert, verzeichnet DEDON Wachstumsraten von 80 Prozent pro Jahr. Die Eröffnung der Fabrik in Cebu kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt ging es an den Ausbau der Vermarktung. Showrooms werden eingerichtet, der erste entsteht in Barcelona. DEDON entwickelt sich quasi über Nacht zur Weltmarke. Die Firmenzentrale in Lüneburg wechselt auf ein ehemaliges Lagergelände einer japanischen Elektrofirma. Die Firmenzentrale entspricht heute perfekt der Philosophie und den Werten von DEDON.
„Ein Ort wo sich Mitarbeiter wirklich wohlfühlen, das ist mir gelungen“, resümiert Dekeyser. Die positive Entwicklung von DEDON setzt sich fort. Heute ist DEDON Weltmarktführer der Outdoor Möbel. Weltweit arbeiten über 3.000 Menschen für DEDON. Die Outdoor Luxusmöbel werden in hoher Qualität in mehr als 80 Ländern vertrieben. Welch eine Story. Bobby Dekeyser zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. Die Leitung des Unternehmens hat er in verantwortungsvolle Hände gelegt. Teile seiner Familie arbeiten immer noch bei DEDON. Viel Zeit widmet Dekeyser seither seiner Stiftung »Dekeyser & Friends«, die er rein privat finanziert. Diese initiiert eigene und unterstützt zudem bereits bestehende Projekte finanziell, mit Ideen und Tatkraft. Freunde und ein internationales Netzwerk spielen dabei eine große Rolle.
Mit dem ausgezeichneten Ressort DEDON Island auf den Philippinen realisiert er seinen Traum von Freiheit. „Urlaub soll Freiheit bedeuten. Ich hatte immer das Gefühl, dass Urlaub im herkömmlichen Sinn, Stress bedeutet. Auf DEDON Island verfolgen wir seit 7 Jahren das Ziel, Urlaub neu zu definieren. Auch diese Idee kam spontan und aus dem Bauch, das bin ich“ sagt Bobby Dekeyser. Seine Biografie „Unverkäuflich“, ist 2012 im Ankerherz Verlag erschienen. Alle Gewinne aus dem Verkauf des Buches fließen direkt an die Dekeyser & Friends Stiftung. Auf die abschließende Frage, was er jungen Unternehmern raten würde, bekommen wir eine seiner typische Antworten. „Finde das, was dich wirklich berührt, was tief in dir ist. Mach das, was du wirklich spürst. Nicht jeder ist ein Unternehmer, auch das muss man erfahren. Unternehmer machen sich auf dem Weg, das wirkliche, eigene Talent zu entdecken und dieses Talent zu leben. Sie folgen nicht irgendwelchen Wirtschaftsmethoden oder dem Erfolg. Unternehmer hinterfragen immer wieder, was funktioniert und was funktioniert nicht. Wenn schief geht, geht es halt schief. Daraus seine Lehren ziehen und schnell die Veränderung suchen, das ist es was ich jungen Unternehmern rate“. So wie Bobby Dekeyser es vorgemacht hat. Ein echter Wirtschafts Kapitän eben. Bobby Dekeyser, Break the Rules.