Kiel (em) Die geplante feste Elbquerung westlich von Hamburg ist das Herzstück der A 20. Anfang 2023 hatte die DEGES die Planungsunterlagen veröffentlicht. Im Anschluss wurden erneut Klagen beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Doch die Planungen ruhen nicht, wie eine Info-Veranstaltung der IHK Schleswig-Holstein und der Planungsgesellschaft DEGES in Glückstadt gezeigt hat.
Über den Stand der Planungen und die Fortschritte in Schleswig-Holstein berichtete Sebastian Haß, DEGES-Projektleiter: „Für die A 20 haben wir im zu Ende gehenden Jahr viel erreichen können.” Für den Abschnitt 8 mitsamt Elbquerung gibt es einen Planfeststellungsbeschluss, im Abschnitt 7, der von der B 431 bis zur A 23 reichen wird, sind die Unterlagen für die 4. Planänderung eingereicht und werden Anfang kommenden Jahres ausgelegt. „Wir erwarten hier einen Planfeststellungsbeschluss in 2024”, sagte Haß. Im Abschnitt 3 bei Bad Segeberg hat die Auslegung der Unterlagen stattgefunden; derzeit läuft die Sichtung der Erwiderungen und im Abschnitt 4 von Bad Segeberg bis zur A 7 geht es ebenfalls voran. Haß: „Mit der A 20 schaffen wir die erste leistungsfähige West-Ost-Verbindung in Schleswig-Holstein. Mit dem Tunnel bei Glückstadt errichten wir eine neue zusätzliche Querung der Elbe. Dass wir dabei umweltbewusst planen und bauen, ist nicht nur gesetzlicher Auftrag, sondern auch unser Selbstverständnis.“
Dass umweltbewusste Bauverfahren und umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Landschaft und Natur fester Bestandteil der Projekte sind, betonte auch Christian Merl von der Autobahn GmbH: „Wir haben den gesetzlichen Auftrag, eine moderne Infrastruktur für Norddeutschland zu planen und zu bauen.“ Beim Kreuz Kehdingen, ebenso für den Baustart der Elbquerung notwendig wie der Abschnitt 7 in Schleswig-Holstein, gehen die Planungen ebenfalls in die Endphase: „Wir rechnen in 2024 für das Kreuz Kehrdingen mit einem Planfeststellungsbeschluss“, so Merl zum Stand auf niedersächsischer Seite.
Die A 20 bringe vielfältige positive Effekte für die Wirtschaft und die Menschen, betonte Tillmann Schütt, Vizepräsident der IHK zu Kiel und Geschäftsführer der Gebr. Schütt KG. aus Landscheide bei Itzehoe: „Die Wirtschaft der Unterelbe benötigt eine verlässliche Elbquerung, auch hinsichtlich der wachsenden Bedeutung dieser Region in der Energieversorgung unseres Landes.” Stetig wachsende Verkehrsströme machten die Querung unverzichtbar. Dabei sei die A20 nicht nur für die Verkehre in der Unterelbregion wichtig. Als internationale Verbindung verknüpfe sie einen stark wachsenden Wirtschaftsraum – von den Niederlanden bis nach Skandinavien und ins Baltikum. „Die täglichen Staus vor dem Hamburger Tunnel zeigen klar, dass die Planungen, alle Verkehre durch Hamburg leiten zu wollen, gescheitert sind“, so Schütt.
Rolf Apfeld, Bürgermeister von Glückstadt, sieht vor allem die Ansiedlungsvorteile von Infrastrukturen: „Historisch gesehen sind Handelswege immer ein Innovator für eine wirtschaftliche, technische Entwicklung und Ideen gewesen. Und in der Rückschau haben sich viele Handelszentren entlang dieser Wirtschaftswege entwickelt. Und gerade heute, mitten im Umbau unserer Wirtschaft in eine CO2-neutrale Zukunft, ist der Ausbau von Transportwegen mit der A 20 ein weiteres starkes Signal. Denn ich würde gerne Gewerbegrundstücke an Menschen verkaufen, die Ideen oder Visionen für eine innovative Unternehmung haben.“
Die herausragende Bedeutung der A 20 und der festen Elbquerung für die Unternehmerschaft in Schleswig-Holstein hob Tobias Grossmann von der KTN-RS Grossmann Gruppe aus Herzhorn hervor: „Autobahn und Tunnel schaffen eine effiziente und zuverlässige Verbindung zwischen den norddeutschen Regionen und dem wichtigen Wirtschaftsraum Hamburg, sowie die schnelle Anbindung nach Niedersachen und Süd-/Ost-/West-Europa. Insbesondere für die Logistik-Branche ermöglichen sie eine optimale Anbindung an internationale Märkte und tragen somit wesentlich zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit bei.” Zudem würde die A 20 die überfüllte Stadt Hamburg und die A 7/A 1/A 23 bei Hamburg stark entlasten, die Zukunft der ansässigen Wirtschaftsbetriebe und Arbeitsplätze sichern sowie Arbeitswege und den CO2-Ausstoß reduzieren.
Für die Interessen der Logistiker südlich der Elbe sprach Stefan Weigand von der Weigand Transporte GmbH & Co. KG aus Lengenborstel: „Die A 20 symbolisiert weit mehr als nur eine Straße: Sie ist ein Versprechen für eine effizientere, zukunftsorientierte Mobilität, die den Lückenschluss von Ost nach West realisiert. Durch die Entlastung überlasteter Verkehrsadern wie der A 7 und A 1 reduziert sie nicht nur Staus, sondern führt auch zu signifikanten Ersparnissen – sei es an Zeit, Kosten oder Emissionen. In ihrer Rolle als Katalysator für eine nachhaltigere und lebenswertere Metropolregion Hamburg stellt die A 20 einen entscheidenden Schritt in Richtung einer grüneren und effizienteren Zukunft dar.“
Auch wenn es auf keinem der Abschnitte Baureife gibt, zeigt sich die Wirtschaft in Schleswig-Holstein und Niedersachsen überzeugt, dass die Planungsgesellschaft DEGES bei allen Umweltaspekten sorgfältig nachgearbeitet hat und die im Januar durch das Kieler Wirtschaftsministerium erteilte Baugenehmigung für den Tunnelbau den laufenden Klagen der Umweltverbänden standhält. „Da die A 20 auf beiden Seiten der Elbe realisiert werden muss, um ihren vollen Verkehrswert zu entfalten, ist es jedoch wichtig, dass die Planungen insbesondere in Niedersachsen zügig vorangetrieben werden”, sagte Schütt abschließend. Die Ausführungen von DEGES und Autobahn GmbH zu den beiden Anschlusstücken des Tunnels südlich und nördlich der Elbe zeigten endlich wieder Bewegung bei diesem Jahrzehnte währenden Projekt. Alle Beteiligten hoffen nun auf positive Nachrichten 2024.