Am 16. Oktober steht in der Kieler Ratsversammlung die Entscheidung über die Einführung einer Bettensteuer ab dem 1. Oktober 2026 an. Trotz intensiver Gespräche mit Politik und Verwaltung, die sich nach einer Anhörung gegen eine solche Steuer ausgesprochen hatte, soll die Abgabe am Donnerstag im Rat beschlossen werden.

Malte Gertenbach, Hotelier und Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats Kiel, zeigt sich enttäuscht: „Die Einführung der Bettensteuer ist ein falsches Signal zum falschen Zeitpunkt. Wir müssen die Kieler Gastgeber stärken, statt sie zu schröpfen. Per Gewerbesteuer beteiligt sich die Branche am Haushalt; die Sonderbelastung für Beherbergungsbetriebe ist nicht fair. Wir ächzen unter den gestiegenen Kosten, die wir nicht 1:1 an die Kundinnen und Kunden weitergeben können. Somit bleibt ohnehin weniger Ertrag vom Umsatz, und die Stadt setzt nun noch einen drauf: Laut Berechnungen der IHK bedeutet die Bettensteuer für ein mittelgroßes Hotel mit 100 Zimmern eine Mehrbelastung von ca. 1.000 Euro pro Monat beziehungsweise 12.000 Euro pro Jahr – allein für den administrativen Aufwand.“

Auch IHK-Präsident Knud Hansen kritisiert die Entscheidung scharf: „Wir haben unsere Bedenken vor einigen Monaten deutlich mit der Verwaltung geteilt. Die Verwaltungsspitze hatte daraufhin selbst von einer Einführung abgeraten. Dass sich die Politik nicht traut, den Rotstift anzusetzen und stattdessen weiter Personal und Bürokratie für eine neue Steuer aufbaut, ist ein schlechtes Zeichen an die gesamte Kieler Wirtschaft.” Unternehmen würden in schwierigen Zeiten immer die Kostenseite als erstes betrachten – die Politik mache es sich hier zu einfach. Erstaunt zeigt sich Hansen insbesondere über die geplanten 210.000 Euro Verwaltungskosten allein für zwei neue Sachbearbeitungsstellen.

Die Stadt rechnet mit einer Bettensteuer in Höhe von fünf Prozent mit Einnahmen von rund zwei Millionen Euro jährlich. Eine Million Euro davon soll in die touristische Infrastruktur fließen – über deren Verwendung soll die Branche mitentscheiden. Zum Schluss richtet Gertenbach den Blick nach vorn: „Wir stehen bereit für das geplante Beratungsgremium. Aber wenn die Steuer nun kommt, muss sichergestellt sein, dass die Gelder für touristische Infrastruktur auch wirklich sinnvoll eingesetzt werden.” Gertenbach fordert zudem die Zusage, dass diese Million zusätzlich zu den bestehenden Ausgaben geleistet werden und keine Umschichtung im Haushalt erfolgt.

Von der Ostsee bis an die Elbe vertritt die IHK zu Kiel seit 1871 die Interessen der gewerblichen Wirtschaft und setzt sich für die wirtschaftliche Entwicklung der Region ein. In den kreisfreien Städten Kiel und Neumünster sowie in den Kreisen Pinneberg, Plön, Rendsburg-Eckernförde und Steinburg ist sie das Sprachrohr von rund 75.000 Unternehmen.