Die Stadt Kiel hat sich in einem Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing sowohl gegen den Ausbau der B 404 als A 21 auf Kieler Stadtgebiet ausgesprochen als auch gefordert, die Planungen der Südspange einzustellen. Die B 404 soll stattdessen nur noch als Bundesstraße realisiert werden. Dabei beruft sie sich auf ein Gutachten der DEGES – das auch anders interpretiert werden kann. 

Die IHK zu Kiel zeigt sich entsetzt über den Brief von Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und seiner Verkehrsdezernentin Alke Voß. Präsident Knud Hansen wirft der Stadt einen Bruch des kürzlich öffentlichkeitswirksam ausgerufenen „Kieler Verkehrsfriedens“ vor. „Die Stadt fährt einen Schlingerkurs und ignoriert die Interessen der Wirtschaft und der gesamten Region. Das ist ein echter Affront“, kommentiert Hansen die Position der Verwaltungsspitze. 

Der sogenannte Verkehrsfrieden sah vor, dass der Ausbau der A 21 bis zum Barkauer Kreuz priorisiert werden soll. Die Realisierung der Südspange sollte dagegen als eigenständiges Projekt mit niedrigerer Priorität weiter untersucht werden. Die Wirtschaft hat die Südspange jahrzehntelang gefordert und auf den Ausbau der A 21 als Minimalvariante gesetzt. Mit diesem Schreiben verabschiedet sich die Stadt ohne Not von Entwicklungsoptionen. 

„Dieser Vertrauensbruch belastet die Zusammenarbeit immens“, so Hansen weiter. Die einseitige Positionierung ohne Einbeziehung der Wirtschaft und der Umlandgemeinden zeige eine Missachtung der Interessen wichtiger Akteure. „Die Stadt darf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Ausbaus der A 21 nicht ignorieren, die sie kürzlich noch selbst bekräftigt hat“, betont er. Die A 21 sei von zentraler Bedeutung für die Anbindung der Kieler Häfen und des Gewerbegebiets Kiel-Wellsee. Ein leistungsfähiger Anschluss an das Autobahnnetz sei essenziell für den Wirtschaftsstandort Kiel, vor allem aber ein Signal für die Erreichbarkeit einer Landeshauptstadt. Die Vorteile eines Ausbaus der B 404 zur A 21 liegen laut Hansen auf der Hand: 

•         Unternehmen, Touristen und andere Gäste könnten Kiel schneller und einfacher erreichen. 

•         Die Häfen und Industrieunternehmen könnten ihre Güter zuverlässiger und schneller transportieren. Staus würden stark reduziert. 

•         Der Ausbau würde die chronisch überlastete Bundesstraße entlasten. 

Die Argumentation der Stadt, der Bund würde durch den Verzicht auf den Ausbau der B 404 zur A 21 Kosten sparen, greift laut Hansen zu kurz. „Die langfristigen wirtschaftlichen Vorteile der A 21 und die positiven Effekte für die gesamte Region überwiegen die kurzfristigen Kostenersparnisse. Eine norddeutsche Bescheidenheit ist an dieser Stelle kontraproduktiv. Warum sollten wir aus Kostengründen auf die wenigen Infrastrukturprojekte verzichten, die der Bund in Schleswig-Holstein plant und auch bezahlt?“, so der IHK-Präsident. „Der Rückzug von der Konsensidee ist ein fatales Signal für den Wirtschaftsstandort Kiel“, warnt Hansen abschließend, „vor allem aber konterkariert er seine überregionale Rolle als Landeshauptstadt.“