Seit 13 Jahren endet sie vor den Toren von Bad Segeberg und ein Weiterbau ist nicht in Sicht: Bleibt Bad Segeberg das ewige Ende der A 20? Das diskutierten Unternehmerinnen und Unternehmer, Vertreterinnen und Vertreter der Politik sowie Fachplaner der DEGES bei einer aktuellen Veranstaltung der sieben norddeutschen IHKs.

„Bad Segeberg ist das traurigste Beispiel für die Verhinderung von Infrastrukturausbau und lange Planverfahren in Deutschland. Dass eine Autobahn seit so vielen Jahren am Rande einer Stadt endet, ist nicht länger zu vermitteln. Wenn die Umweltverbände in Schleswig-Holstein jetzt ein Moratorium für Planung und Bau der A 20 fordern, muss das für die Wirtschaft wie Hohn klingen. Denn wir haben doch seit vielen Jahren faktisch einen Ausbaustopp”, kritisiert Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein. Es gebe Konsens von vielen Seiten, dass die Umfahrung Bad Segebergs dringend gebraucht werde und trotzdem gibt es kaum Fortschritte.

Wenn Bundesverkehrsminister Volker Wissing einen nationalen „Infrastrukturkonsens“ fordere, sei dies im Interesse der Wirtschaft. Goldbeck: „Natürlich sind auch wir am Dialogprozess interessiert, aber fragen uns, wann wir vom Reden endlich ins Machen kommen.” In der öffentlichen Diskussion fehle, dass der motorisierte Individualverkehr in der Fläche häufig die effizienteste Form des Verkehrs darstellt. Es müsse folglich daran gearbeitet werden, den Straßenverkehr unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen. „Nicht der Verkehrsträger Straße an sich ist das Problem, sondern die verzögerte Energie- und Antriebswende“, so Goldbeck weiter.

Auch in Politik und Verwaltung ist der Frust über den jahrelangen Bau- und Planungsstillstand groß: „Wahrscheinlich wird der Leidensdruck von Bad Segeberg außerhalb Schleswig-Holsteins nicht erkannt”, drückt auch Toni Köppen, Bürgermeister von Bad Segeberg, sein Unverständnis aus. „Wir freuen uns, dass wir heute das Problem wieder einmal deutlich benennen und aufzeigen können. Gleichzeitig hoffen wir auf möglichst schnelle Lösungen, denn es ist nicht zu vermitteln, dass die Verkehrszahlen und damit auch die Belastungen in unserer Stadt seit Jahren steigen. Anscheinend fehlt den politischen Entscheidungsträgern in Land und Bund das Problembewusstsein.”

Bereits seit 2009 endet die A 20 vor den Toren Bad Segebergs. Die Stadt muss somit überregionale Verkehre in ihrem städtischen Netz aufnehmen. Neben der Zerschneidung der Stadt durch die vielbefahrene Bundesstraße, gibt es vor allem große Belastungen durch die täglichen Staus in beiden Richtungen. „Die A 20-Frage geißelt uns seit vielen Jahren! Die Realität heißt: tägliche Stauzeiten!” Bernd Jorkisch, Geschäftsführender Gesellschafter der Jorkisch GmbH & CO. KG und JOBEGA GmbH, kritisiert die mangelnde Planungssicherheit für Unternehmen. „Jede Woche quälen sich mehr als 40 unserer Lkw-Touren durch die Stadt, hin und zurück – unseren Zulieferern ergeht es nicht anders. Ein unhaltbarer Zustand für uns, unsere Lieferanten und Kunden.”

Diese Einschätzung teilt Günter Loose, Geschäftsführer der Möbel-Kraft AG. „Über Kosten und Nutzen eines Projektes zu sprechen ist richtig. Aber nach so vielen Jahren sollten wir dringend einmal über Staukosten sprechen. Wir haben diese seit 13 Jahren und ein Ende ist nicht in Sicht. Dieser Status Quo ist keine Option mehr und wir brauchen ein beschleunigtes Handeln.”

Der Weiterbau der A 20 ist eine wichtige Forderung der IHKs in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Bremen. Die A 20 bringt vielfältige positive Effekte für die Wirtschaft: eine hochwertige Verbindung der norddeutschen Wirtschaftszentren, eine wichtige Ost-West-Verbindung in Deutschland, eine Entlastung des Knotens Hamburg und eine verbesserte Anbindung der deutschen Seehäfen. Besonders wichtig für Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist die Attraktivität für weitere wirtschaftliche Entwicklungen in der Unterelberegion, die durch die feste Unterelbequerung deutlich zusammenwachsen kann.

Seit 2021 führen die IHK Schleswig-Holstein, die IHK Stade, die Oldenburgische IHK sowie die Handelskammern Hamburg und Bremen unter dem Motto: „A 20 – mehr als eine Autobahn” eine Kampagne, um auf den volkswirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Nutzen der A 20 hinzuweisen. Ziel ist es, auf die verkehrliche und wirtschaftshemmende Situation der bisherigen Infrastrukturen A 1 und A 7 im Hamburger Raum und die nicht ausreichende Leistungsfähigkeit der vorhandenen B 205, B 206 und B 404 hinzuweisen. Die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung werden aufgefordert, die A 20 schnellstmöglich voranzutreiben, Gesetze zur Planungsbeschleunigung zu erlassen und die Vorhabenträger mit ausreichend Finanzmitteln auszustatten.