Kreis Pinneberg. Vor den Sommerferien gab es im Kreis Pinneberg mehr Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter meldeten sich im Juli 1.480 Personen aus einer Beschäftigung, einer Ausbildung oder nach einer Qualifizierung arbeitslos. Dies sind 290 Personen mehr als im Vormonat. 

Gleichzeitig beendeten auch mehr Menschen ihre Arbeitslosigkeit. Im Saldo stieg die Arbeitslosenzahl im Juli leicht um 64 Personen. Die Arbeitslosenquote im Kreis bleibt unverändert zum Vormonat und zum Vorjahresmonat bei 5,5 Prozent. 

Einen überdurchschnittlichen Anstieg um elf Prozent gab es im letzten Monat bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahre. Viele der jungen Menschen werden nach den Ferien eine neue berufliche Herausforderung antreten oder haben bereits eine Zusage fest in der Tasche. Ronald Geist, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Elmshorn, blickt daher optimistisch auf diesen Personenkreis: „Schul- und Ausbildungsende führen im Hochsommer regelmäßig zu dem vorübergehenden Anwachsen der Arbeitslosenzahl bei den Jüngeren. Viele befinden sich in einer Übergangsphase und werden schon bald in eine Ausbildung, ein Studium oder einen Job wechseln. Für Ausbildungsabsolventen gibt es weiterhin interessante Jobangebote, denn qualifizierte Nachwuchskräfte bleiben in den Betrieben gefragt.“ 

Mehr als 2.200 Arbeitsstellen waren im Juli in der Jobsuche unter www.arbeitsagentur.de eingestellt. Der Trend war in den letzten Monaten rückläufig - es sind aktuell fast neun Prozent weniger Stellen als vor einem Jahr gemeldet. Weiterhin sind viele Unternehmen aufgrund der unsicheren Konjunkturaussichten bei Personaleinstellungen zurückhaltender. 

Die meisten Stellenangebote im Kreis Pinneberg gab es in den Fertigungsberufen, den Verkehrs- und Logistikberufen, den Bau- und Ausbauberufen sowie den Handelsberufen. Dabei sind Fachkräfte deutlich häufiger gefragt als Hilfskräfte. In vier von fünf Stellenausschreibungen wurden Arbeitskräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Studienabschluss gesucht. 

„Eine Zeit der Arbeitslosigkeit kann daher gut genutzt werden, um die eigene Qualifikation mit den Erfordernissen in den Stellenausschreibungen abzugleichen und eventuell anzupassen. Auch Beschäftigte und ihre Arbeitgeber sind aufgrund der sich rasch wandelnden Anforderungen gefordert, das berufliche Lernen regelmäßig zum Thema zu machen. Arbeitsagentur und Jobcenter beraten dazu und können notwendige Qualifizierungen fördern“, sagt Ronald Geist. 

Mit Unterstützung von Arbeitsagentur oder Jobcenter konnten in diesem Jahr schon 800 Arbeitslose in eine Weiterbildung starten (+140 zum Vorjahreszeitraum). Weitere 2.950 Arbeitslose haben seit Jahresbeginn eine Kurzqualifizierung oder ein betriebliches Praktikum begonnen bzw. absolviert (+ 110 zum Vorjahreszeitraum). 

Ein erfolgreicher Ausbildungsstart sichert den Fachkräftenachwuchs 

Die betriebliche Berufsausbildung bleibt für junge Menschen attraktiv. In diesem Jahr meldeten sich mehr Ausbildungsinteressierte bei der Agentur für Arbeit. Gleichzeitig bleiben die Unternehmen in diesem Jahr etwas zurückhaltender bei der Meldung von Ausbildungsplätzen. Auch nach dem Ausbildungsstart zum Anfang August sieht Ronald Geist gute Chancen, dass noch weitere Ausbildungsverhältnisse zustande kommen. 

Für den Ausbildungsstart in diesem Jahr meldeten sich im Kreis Pinneberg bislang 1.357 Ausbildungsplatzsuchende bei der Berufsberatung, dies sind 61 mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Von den gemeldeten Bewerbern/innen waren Mitte Juli noch 506 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Unternehmen haben 1.455 Berufsausbildungsstellen zur Besetzung aufgegeben, 76 weniger als im Vorjahreszeitraum. Von den gemeldeten Ausbildungsstellen sind 533 noch unbesetzt, beziehungsweise die Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen. 

Wer sich kurzfristig für eine betriebliche Ausbildung entscheidet, kann noch fündig werden. Mobilität und berufliche Flexibilität erhöhen dabei die Chancen. So werden im Einzelhandel noch Nachwuchskräfte gesucht, besonders für den Lebensmittelverkauf. Weitere Ausbildungsmöglichkeiten gibt es beispielsweise als Feinwerkmechaniker/in, als Fachkraft Lagerlogistik oder als Metallbauer/in. Auch im beliebten kaufmännischen Bereich oder als Kfz-Mechatroniker/in liegen noch Angebote vor. 

Ausbildungsbetriebe geben passenden Bewerbungen meist bis in den Oktober hinein eine Chance. Auch kurzfristig können daher noch Ausbildungsverträge geschlossen werden. Wer sich für die offenen Angebote interessiert, sollte sich umgehend und möglichst direkt bewerben. 

„Wenn die Zusage für die gewünschte Ausbildungsstelle oder die Schule da ist, sollten Jugendliche den Betrieben, bei denen sie noch im Rennen sind, sofort absagen und die Berufsberatung informieren. Die Unternehmen können dann nach Alternativen suchen und anderen Bewerbern eine neue Chance geben,“ bittet Ronald Geist aus Fairnessgründen. 

Die ersten Wochen der Ausbildung sind eine besonders kritische Phase – hier kommt es häufiger zu Vertragsauflösungen. Falsche Vorstellungen oder Erwartungen auf beiden Seiten sind oftmals der Grund. Ärgerlich, nach einem Ausbildungsabbruch beginnt die Suche für den Auszubildenden von vorn und dem Ausbildungsbetrieb fehlt später eine wichtige Fachkraft. 

„Für einen erfolgreichen Ausbildungsstart sollten Betriebe und Azubis vereinbaren, bei Problemen und offenen Fragen aufeinander zuzugehen und gemeinsam Lösungen zu suchen,“ sagt Ronald Geist: „Missverständnisse können schnell entstehen. Häufig muss man sich erst einmal aneinander gewöhnen. Dabei wirken anerkennende Worte und erste Erfolge sehr förderlich. Bei Unstimmigkeiten ist die offensive Ansprache ein guter Weg. Bei Fragen helfen auch die Beratungskräfte der Kammern und der Arbeitsagentur.“ 

Fachliche Hindernisse in der Ausbildungszeit können ausgeräumt werden. Bei Bedarf unterstützt die Berufsberatung mit Zusatzunterricht und sozialpädagogischer Betreuung. 

„Mit der „assistierten Ausbildung“ schnüren wir ein individuelles Paket, das ganz gezielt auf die Förderbedürfnisse des jungen Menschen und des Betriebes ausgerichtet ist. Diese Unterstützung kann sogar schon vor dem Ausbildungsbeginn starten“, erklärt Ronald Geist. Kosten entstehen weder für die Auszubildenden noch für die Betriebe.