KIEL/HUSUM. Beim 8. Infrastrukturforum Energieküste im NordseeCongressCentrum Husum ging es um die gezielte Flächenvorsorge für die Ansiedlung energiewendeaffiner Unternehmen, den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes sowie notwendige gesetzliche Anpassungen für Netzanschlüsse an Umspannwerken. Zu diesen Themen tauschten sich 160 Fachleute aus Wirtschaft, Kommunen, Politik, Verwaltung und Forschung aus.
 
Staatssekretär Joschka Knuth eröffnete das Forum und zeigte auf, wie Schleswig-Holstein entlang der gesamten grünen Wertschöpfungskette zum Vorreiter der Klimaneutralität werden kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Nutzung grünen Stroms vor Ort und der Anschluss von energieintensiven Verbrauchern an die entstehende Netzinfrastruktur. Das Innen-, Wirtschafts- und das Umweltministerium arbeiten gemeinsam daran, Flächen strategisch bereitzustellen und die Ansiedlung von nachhaltiger Industrie und Gewerbe in der Nähe von Netzverknüpfungspunkten zu ermöglichen.
 
„Wir sind eindeutig in der nächsten Phase der Energiewende angekommen. Es geht jetzt darum, die entstehende Infrastruktur zu nutzen, damit energieintensive Unternehmen sich hier ansiedeln und so die Transformation zum klimaneutralen Industrieland vorangeht“, sagte Knuth.
 
In den Kreisen der schleswig-holsteinischen Energieküste geht der Ausbau der Energieleitungsinfrastruktur weiter voran. „In den vier Kreisen an der Westküste zusammengenommen erzeugen wir im Jahr über 500 Prozent unseres eigenen Bedarfes nur mit Energie aus Wind, Sonne und Biomasse. Hier stehen um die 2000 Windkraftanlagen, und bald werden es 2.200 sein – 60 Prozent der Anlagen in Schleswig-Holstein. Diese Zahlen unterstreichen das wirtschaftliche Potenzial der Westküste. Wir stehen bereit, das Klima zu schützen und gleichzeitig die deutsche Wirtschaft voranzubringen. Zudem bieten wir auch selbst attraktive Flächen für Investoren an“, erklärte Florian Lorenzen, Landrat des Kreises Nordfriesland.
 
Die Region erfährt bereits einen starken Zuwachs bei Netzanschluss-Anfragen. Neue Technologien wie Elektrolyseure, Batteriespeicher oder Rechenzentren benötigen Standorte mit Netzanbindung in der Nähe von Umspannwerken. Dafür braucht es eine koordinierte Flächenentwicklung. Künftig wird auch die Anbindung an das deutschlandweit geplante Wasserstoff-Kernnetz immer bedeutender. Im Mittelpunkt der Konferenz standen daher praktische Fragen der Flächenverfügbarkeit, des effizienteren Netzanschlusses und der rechtlichen Grundlagen für den zügigen Infrastrukturausbau.
 
„Wir wollen das Ansiedlungspotential entlang der gesamten grünen Wertschöpfungskette in Schleswig-Holstein nutzen. Mit dem Prozess zur Flächenentwicklung für Industrieansiedlungen wollen wir auch dafür sorgen, dass wir mit unseren wertvollen Ressourcen wie Flächen schonend umgehen. Gleichzeitig sehen wir, dass die Kapazitäten von Umspannwerken mit der aktuellen Rechtslage nicht optimal ausgenutzt werden können. Netzbetreiber brauchen die Möglichkeit, den Ausbau und die effiziente Auslastung von Netzanschlüssen steuern zu können“, so Knuth.​
 
Im Rahmen der Veranstaltung berichteten Expertinnen und Experten von Stadtwerken, Netzbetreibern, Unternehmen und Landesministerien über laufende Entwicklungen. Die von der Bundesnetzagentur bestätigte Wasserstoffleitung zwischen Klein Offenseth und Brunsbüttel markiert dabei einen Meilenstein für die regionale H2-Produktion und Versorgung. Die Landesregierung strebt an, bereits bis 2029 die Umstellung der Leitung und damit den Wasserstoff-Anschluss der Industrieregion Brunsbüttel zu realisieren.

Das Infrastrukturforum Energieküste ist eine Gemeinschaftsinitiative des Energiewendeministeriums Schleswig-Holstein, des Bildungszentrums BNUR und der Energieküste, einem Zusammenschluss der Kreise Dithmarschen, Nordfriesland, Steinburg und Pinneberg (www.energiekueste.de). Es schafft Raum für Fachvorträge, Praxisbeispiele und Dialog, um die nachhaltige Energie- und Wirtschaftsstruktur an der Energieküste weiterzuentwickeln und zukunftsfähig aufzustellen.