Kreis Segeberg (em) Der Dezember zeigte sich von der Witterung überwiegend frostfrei – dennoch begannen viele saisonabhängige Betriebe, ihr Personal auszudünnen. Hinzu kamen vermehrt befristete Arbeitsverhältnisse, die in diesen Tagen enden. Dies führte zu dem saisonal üblichen Anstieg am Jahresende.

„Zum Jahresende laufen häufig befristete Arbeitsverträge aus, besonders in den kaufmännischen Berufen. Aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe und dem Garten- und Landschaftsbau melden sich Beschäftigte witterungsbedingt vorübergehend arbeitslos, hinzu kommen Saisonaushilfen aus der Produktion und dem Versand“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn. „In den kommenden Wochen wird sich der saisonale Anstieg erfahrungsgemäß noch bis zur Frühjahrsbelebung fortsetzen. Trotz vieler Herausforderungen startet der Arbeitsmarkt von einem soliden Plateau in den Winter.“ 

Die Stellenmeldungen der Unternehmen gingen zum Vormonat zurück. Mehr Personalnachfragen gab es dennoch bei IT-Dienstleistern und Sicherheitsfirmen. 

Auch in der Winterzeit sind viele Menschen bei der Jobsuche erfolgreich. Im Kreis Segeberg konnten im Dezember 392 Menschen ein neues Beschäftigungsverhältnis eingehen und ihre Arbeitslosigkeit beenden. Das sind 47 Personen mehr als im Dezember 2022. 

Jahr 2023: Arbeitsmarkt unter Druck, dennoch finden viele Menschen neue Arbeit

Für einen Rückblick sollte der Fokus nicht nur auf den letzten Monat des Jahres, sondern auf den gesamten Jahresverlauf gelegt werden 

Die Rohstoff- und Materialversorgung der Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr deutlich verbessert. Es bestanden aber weiterhin Unsicherheiten durch geopolitische Konflikte, hohe Energiekosten und Nachfragezurückhaltung. Die Migrationsbewegungen und eine sich abschwächende Konjunktur führte zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote im Kreis stieg von 4,4 Prozent im Jahr 2022 auf 4,9 Prozent im vergangenen Jahr. 7.645 Menschen waren jahresdurchschnittlich in 2023 arbeitslos. 

„Konjunktur und Migration sind Themen, die auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorbeigingen. Trotz des Anstieges der Arbeitslosenzahlen bewegt sich der Arbeitsmarkt im Kreis Segeberg auf einem guten Niveau“, betont Thomas Kenntemich und weist auch auf positive Entwicklungen hin: „Die Beschäftigung entwickelte sich im letzten Jahr sehr positiv. Die Jobsuche war für viele sehr erfolgreich. Es fanden 2023 mehr Menschen eine neue Arbeitsstelle als im Vorjahr. Wenn die Arbeitssuche nicht gleich gelingen will, sollte nach Gründen geforscht und die Strategie angepasst werden. Arbeitsagentur und Jobcenter beraten und unterstützen dabei individuell.“ 

Im vergangenen Jahr haben 5.168 Menschen einen neuen Arbeitsplatz gefunden und konnten damit ihre Arbeitslosigkeit beenden. Das sind 110 mehr als im Vorjahr. Die Beschäftigung im Kreis Segeberg erreichte 2023 einen neuen Höchststand. Ende Juni waren 97.457 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Mehr Arbeitsplätze gab es insbesondere in den Bereichen Transport und Logistik, IT und Kommunikation sowie bei privaten Dienstleistern. Das Baugewerbe, Banken und Versicherungen bauten hingegen Stellen ab. 

Getrübte Freude sieht Thomas Kenntemich bei der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit: „Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im vergangenen Jahr erfreulicherweise nochmals leicht zurückgegangen, doch steigt sie aktuell wieder an. Niemand sollte dauerhaft in der Arbeitslosigkeit verharren. Wir müssen darauf achten, dass trotz schwächerer Konjunkturlage auch die Menschen mit einer nicht so geraden Berufshistorie faire Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten.“ 

Ausblick: „Fachkräfte gewinnen“ bleibt das Topthema am Arbeitsmarkt

Die Beschäftigtenzahlen haben ein Allzeithoch erreicht. Eine Wende in der Beschäftigung ist jedoch absehbar. Mit den Babyboomern verlassen in den nächsten Jahren erfahrene und gut ausgebildete Jahrgänge den Arbeitsmarkt. 

„Um den künftigen Arbeitskräftebedarf decken zu können, müssen wir verschiedene Ansätze mit Nachdruck verfolgen. Eine gesteuerte Einwanderung wird nur einen Teil auffangen können. Die Unternehmen müssen auf Automatisierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz setzen. Viele Arbeitsplätze werden sich wandeln. Die Anforderungen steigen oder werden andersartig“, erklärt Thomas Kenntemich und ergänzt: „Mir persönlich liegen für 2024 drei Punkte besonders am Herzen. Ich möchte gerne, dass wir mehr Jugendliche für Ausbildung begeistern, Migranten viel schneller in den Arbeitsmarkt integrieren und Arbeitslose und Beschäftigte ihre beruflichen Kenntnisse dem aktuellen Wandel noch aktiver anpassen.“ 

1. Jugendliche besser erreichen

Die Auswahl an Möglichkeiten nach dem Schulabschluss ist riesig, aber für viele Jugendliche und Eltern auch verwirrend. Leider gehen noch immer Jugendliche nach der Schule „verloren“. Sie nehmen häufig keine Berufsberatung in Anspruch, unter- oder überschätzen ihre Möglichkeiten oder treten „Überbrückungsphasen“ an. 

Die Jugendberufsagentur Kreis Segeberg (JBA) bietet als Netzwerk von Arbeitsagentur, Jobcenter, Kreis, Schulamt und Berufsbildungszentren die kompetente und ganzheitliche Unterstützung in Fragen der Berufs- und Studienwahl an. 

„Die Berufswahl ist eine sehr individuelle Entscheidung. Deshalb beraten die Fachkräfte der JBA persönlich und neutral“, sagt Thomas Kenntemich und rät jungen Menschen zu mehr Mut: „Die Berufswahl sollte zu den eigenen Interessen und Stärken passen. Für die Realisierung der Ausbildung empfehle ich, sich auch alternative Berufe anzuschauen. Aber keine Angst, mit der Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium bestimmt ihr nur den Start. Das Berufsleben bietet euch überall noch viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung oder zum Wechsel in andere Bereiche und Tätigkeiten!“ 

2. Job-Turbo für Menschen mit Migrationshintergrund

Nach Deutsch- und Integrationskurs sind die beruflichen Deutschsprachkenntnisse meist noch nicht so, wie sie als Fachkraft oder für eine Ausbildung benötigt werden. „Learning on the Job“ bekommt daher eine große Bedeutung, sagt Thomas Kenntemich: 

„Arbeit schafft Integration - und die Sprache erlernt sich dann häufig auch leichter. Menschen mit Migrationshintergrund sollten wir schneller in unsere Arbeitswelt integrieren. Dazu bedarf es Arbeitgeber und Beschäftigte, die die Menschen mit Herz aufnehmen und sie unterstützen. Es lohnt sich für Unternehmen, in diese Fachkräfte von morgen zu investieren!“ 

Unternehmen, die auch an der Beschäftigung von Migranten interessiert sind, sollten sich an den Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter unter Tel. 0800-4555520 wenden.

(www.arbeitsagentur.de/vor-ort/elmshorn/unternehmen

3. Qualifizierung bringt weiter! 

Die digitale Transformation des Arbeitsmarktes wird nur mit Qualifizierung gelingen. Die große Herausforderung ist, die Menschen heute schon für die Veränderungen ihrer zukünftigen Arbeit vorzubereiten. 

Vor allem Hilfstätigkeiten können wegfallen. Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen hat keine abgeschlossene Ausbildung, auch unter den Beschäftigten sind viele Hilfskräfte. Die Arbeitsplätze der Fachkräfte sind zwar sicherer, jedoch werden auch sie sich wandeln und weiterentwickeln. 

„Die Beschäftigten in den Betrieben werden zukünftig ohne regelmäßige Qualifizierung ebenso nicht mehr auskommen, wie Arbeitslose. Schon jetzt bietet die Agentur für Arbeit daher Qualifizierungsberatung sowohl für Unternehmen wie auch für Beschäftigte und Arbeitsuchende an“, erläutert Thomas Kenntemich: „Der technologische Wandel wird neue Tätigkeiten und berufliche Möglichkeiten schaffen. Dies bedeutet auch neue Chancen für Unternehmen und Arbeitnehmende. Mit dem bundesweiten Onlineportal „mein NOW“ steht ein schneller, unkomplizierter digitaler Zugang zu allen Förder- und Beratungsmöglichkeiten sowie Informationen zu Berufen und Weiterbildungsangebote zur Verfügung.“ (www.mein-now.de)