Dägeling (em) Tonnen von Medikamenten verlassen jährlich die Produktionsstätten der G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG in Dägeling und Hohenlockstedt. Davon sind allein 20 Millionen Packungen mit Arzneimitteln und Medizinprodukten für den Export bestimmt eine Herausforderung für die Logistiker des Unternehmens. „Wir vertreiben unsere Produkte mittlerweile auf allen Kontinenten in insgesamt etwa 50 Ländern. Dabei hat jedes Land und jede Behörde andere Vorschriften“, erläuterte Frank Kurbjuhn, Leiter Einkauf und Materialwirtschaft, auf einer sehr gut besuchten Veranstaltung der egeb: Wirtschaftsförderung im Rahmen der Reihe „Forum: Logistik“ in Dägeling.
Nach einigen einführenden Worten von Bohl-Boskamp-Geschäftsführer Dr. Henning Ueck und Roy Kühnast, Logistik-Experte der egeb, gab Holger Pleß einen Einblick in die komplexen Abläufe beim Versand von Arzneimitteln. „Wir orientieren uns zu hundert Prozent an den Leitlinien über die gute Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln. Damit soll zum einen verhindert werden, dass gefälschte Medikamente in die legale Vertriebskette eingeschleust werden können; zum anderen gilt es, die Qualität auf dem gesamten Vertriebsweg sicher zu stellen“, erklärte der Leiter Logistik des Steinburger Unternehmens. In den vergangenen Jahren sind die Vorschriften beim Transport von Medikamenten noch einmal deutlich verschärft worden. Das betrifft sowohl die Technik, vor allem im Hinblick auf die Einhaltung der Temperaturen, als auch die Sicherheit und die Transparenz der Warenströme. Besonders die Luftfracht muss genauestens unter die Lupe genommen werden, bevor ein Gebinde an Bord einer Maschine geschafft werden kann. Damit sollen terroristische Aktionen verhindert werden.
Mittlerweile sollen zudem die Speditionsunternehmen und auch die Kundenqualifizierung jederzeit überprüft werden. Der Hersteller muss nachweisen, dass der Kunde im Ausland berechtigt ist, die Produkte aus Deutschland zu vertreiben und sie nicht etwa zur Unterstützung terroristischer Aktivitäten missbraucht. Am Beispiel Pohl-Boskamp zeigte Holger Pleß, wie trotz vieler zusätzlicher Vorschriften, verschärften Regeln und damit verbunden mehr Arbeit ein besseres Ergebnis erzielt werden kann. „Wir haben uns entschieden, uns als Bekannter Versender und Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter zertifizieren zu lassen. Damit können zum Beispiel die Zollformalitäten deutlich schneller abgewickelt werden. Wir können so die Produkte schneller und unter besseren Bedingungen zum Kunden bringen“, erklärte Pleß. Bei der Qualität, so der Logistik-Leiter weiter, gehe Pohl-Boskamp keine Kompromisse ein. Sowohl in Europa, als auch in Übersee werden nur Speditionen eingesetzt, die sich ebenfalls entsprechend qualifiziert und zertifiziert haben. Ausschreibungen sind daher nur selten. Darüber hinaus musste neue Software angeschafft werden, während alle im Versand tätigen Mitarbeiter entsprechende Schulungen erhalten. Die Folge: Weniger Schadensmeldungen und weniger telefonische Nachfragen der Kunden. „Insgesamt“, so das Fazit von Holger Pleß, „hat sich der Aufwand gelohnt.“
Bildunterschrift: Freute sich über den gelungenen und informativen Abend: Dr. Henning Ueck, Geschäftsführer bei Pohl-Boskamp. (Foto: egeb/Kienitz)