Ehrwald (em/ab) Im Job ist es wie im Sport: Nur wer seine Bestform abrufen kann, wenn es darauf ankommt, ist erfolgreich. Der Erfolgscoach Thomas Schlechter erklärt, wie es jeder schaffen kann, punktgenau Spitzenleistungen zu erbringen.

Das kennt jeder: Alltagsärger, Stress, innere Anspannungen oder ein Gefühl des Unwohlseins können die eigene Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen. Fatal ist das, wenn Höchstleistungen gefordert sind, etwa in einer wichtigen Verhandlung, in Krisensituationen, im Gespräch mit dem Chef oder bei einer Präsentation. Wer dann nicht punktgenau in Bestform ist, ruiniert mitunter seine Karriere. Mentale Techniken ermöglichen es, blitzschnell in Bestform zu kommen und das vorhandene Wissen und Können in Erfolge umzuwandeln. So genannte mentale Shortcuts, die einfach anzuwenden sind, sorgen dafür. Diese mentalen Shortcuts sind Denkformeln, die den Anwender auch in Drucksituationen in einen optimalen emotionalen, mentalen und körperlichen Zustand für eine bestimmte Situation bringen. Denn für Top-Leistungen müssen Körper, Geist und Seele auf ein Ziel eingestimmt und fokussiert werden. Ansonsten drohen Leistungsblockaden.

Gedankenballast entfernen
Ein Hauptproblem vieler sind die zahlreichen Gedanken, die einem den ganzen Tag durch den Kopf gehen. Das können Bedenken sein, etwas nicht zu schaffen, Spannungen mit dem Partner, Sorgen wegen der Kinder und der ganz normale Ärger. Dieser Gedankenballast stellt eine Mentalbremse dar, die derjenige unbedingt lösen sollte, der punktgenau in Bestform sein will. Denn gerade vor Leistungssituationen tauchen blockierende Gefühle und Gedanken besonders gern auf. Negative Erfahrungen bleiben nämlich besser in Erinnerung als positive. Verluste, Fehler oder Rückschläge sitzen hartnäckig in unserem Gedächtnis fest, um uns vor wiederholtem Schmerz zu schützen. Das ist auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite stören blockierende Gedanken wichtige Vorhaben und gewünschte Veränderungen. Aufgabe des mentalen Shortcuts „Ent-Sorgen“ ist es daher, den Kopf freizubekommen. So geht es:
1. Schritt: Mentalbremsen aufspüren
Überlegen Sie: Was belastet mich? Welche Hypotheken der Vergangenheit trage ich mit mir herum? Welche blockierenden Gedanken halten mich davon ab, mein nächstes Ziel zu erreichen? Schreiben Sie diese Blockaden und Mentalbremsen auf ein Blatt Papier.
2. Schritt: Von den Mentalbremsen befreien!
Gehen Sie nun Ihre Liste Punkt für Punkt durch. Streichen Sie jede Blockade durch, und sagen Sie zu jeder einzelnen: „Dich kann ich jetzt nicht gebrauchen!“
3. Schritt: Mentalbremsen wegwerfen
Haben Sie die ganze Liste durch und alle Punkte ausgestrichen, zerknüllen Sie das Blatt. Werfen Sie das Knäuel genussvoll und in hohem Bogen in den Papierkorb. Freuen Sie sich, dass die Blockaden nun genau da sind, wo sie hingehören im Müll. Denken Sie ab jetzt nur noch an Ihre Stärken, Talente und Fähigkeiten. Schauen Sie nach vorn, denn alte Geschichten blockieren Sie nun nicht mehr.

Auch im Team einsetzbar
Wie bei den anderen wichtigen mentalen Shortcuts, etwa „Moment of Excellence“, „Ego überwinden“, „Refraiming“, „Lebensfreude“, „Begeisterung“, „Zielsetzung“, „Konzentration“, „Flow“ oder „Selbstbewusstsein“ halten die Übungseffekte nur eine bestimmte Zeit an. Dann ist ein mentaler Shortcut zu wiederholen. Denn ähnlich wie mit dem „echten“ Abfall, sammeln sich auch immer wieder neue, blockierende Gedanken im Kopf. Und die müssen wieder in der Tonne versenkt werden. Mithilfe mentaler Shortcuts können Führungskräfte auch den Erfolg von Teams steigern. Der Shortcut „Zielsetzung“ etwa sorgt dafür, ein Projekt besser zu planen und umzusetzen. Das Delegieren von Aufgaben gelingt besser, Teammitglieder übernehmen mehr Aufgaben, was den Projektleiter entlastet, der so Zeit für andere Arbeiten gewinnt. Der erste Schritt findet im Kopf statt und bedeutet, das Ziel und den Zeitpunkt der Zielerreichung präzise zu bestimmen. Danach werden die Ist-Situation und die zur Verfügung stehenden Ressourcen geklärt. Hindernisse treten fast immer auf. Daher ist zu überlegen, welche Hindernisse wahrscheinlich sind. Anschließend gilt es, sich auf die eigene mentale Kraft zu besinnen und zu klären, weshalb dieses Ziel erreicht werden soll und was einen dazu antreibt. Dann werden machbare Teilziele festgelegt und ein Handlungsplan erarbeitet. Das Erreichen der verschiedenen Teilziele führt dazu, dass am Ende das Gesamtziel realisiert wird.

Was mentale Shortcuts auszeichnet
Die Formeln sind:
• einfach: Ihr Inhalt reduziert sich auf das Notwendigste. Ein Shortcut passt sogar auf einen Bierdeckel.
• effektiv: Daher lassen sie sich schnell lernen und bei Bedarf sofort abrufen.
• einprägsam: Wegen ihrer Formelhaftigkeit bleiben sie im Gedächtnis haften und gehen schnell in Fleisch und Blut über. Das ist die beste Voraussetzung dafür, sie auch unter großem Druck schnell abzurufen.
• erfolgreich: Sie wirken stimulierend auf Körper, Geist und Herz. Das erhöht im Leistungsmoment die Chance, besser und erfolgreicher zu agieren. Mit etwas Übung können Anwender diese mentalen Strategien reflexartig und punktgenau einsetzen, wenn Höchstleistung benötigt wird.