Barmstedt (sw/jf) Zuverlässige und preiswerte Versorgung mit Energie und Wasser dies ist seit über 100 Jahren die Aufgabe der Stadtwerke Barmstedt. Das Wirtschaftsmagazin traf sich mit Werkleiter Fred Freyermuth zu einem Gespräch.

Herr Freyermuth, die Stadtwerke Barmstedt blicken auf eine lange Tradition zurück. Seit wann genau besteht Ihr Unternehmen?
Seit 1899 versorgen die Stadtwerke Barmstedt das gesamte Stadtgebiet mit Gas. Zunächst erfolgte die Versorgung mit selbst produziertem Stadtgas. Mitte des letzten Jahrhunderts wurde dann auf Erdgas umgestellt. Wir waren von Anfang an unabhängig, dies gilt auch heute noch. Als unabhängiger Eigenbetrieb der Stadt Barmstedt sind die Stadtwerke Barmstedt absolut transparent und unterliegen der kommunalen Selbstverwaltung, so wie es das Grundgesetz vorsieht.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie heute?
In den letzten drei Jahren haben wir unser Personal verdoppelt. Derzeit sind 70 Mitarbeiter bei uns beschäftigt. Dazu kommen noch drei Auszubildende im kaufmännischen sowie einer im elektronischen Bereich. Wir bilden gerne aus, es ist allerdings schwierig, gute Auszubildende zu finden. Ich finde es erschreckend, wie viele Jugendliche von ihren Eltern bei den Bewerbungsvorbereitungen im Stich gelassen werden. Bei uns gilt Qualität vor Quantität, auch und gerade in der Ausbildung. Somit werden die Auszubildenden auch wirklich ausgebildet, sie müssen gleich an die ,Front’.

Sie planen bei der Einstellung des Personals also für die Zukunft. Wie lange sind Ihre Mitarbeiter im Durchschnitt bei Ihnen beschäftigt?
Unsere Mitarbeiter sind im Durchschnitt sehr lange bei uns tätig. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation. Unser gutes Betriebsklima und somit der Zusammenhalt ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Erfolges.

Als unabhängiger Eigenbetrieb versorgen Sie die Bewohner der Stadt Barmstedt. Welche Leistungen bieten Sie den Bürgern?
Wie bereits erwähnt, versorgen wir die Anwohner bereits seit 1899 mit Gas. Seit 1915 sind wir auch der Stromlieferant des gesamten Stadtgebietes. Die zentrale Wasserversorgung Barmstedts wurde bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet. Wir verstehen die Energie- und Wasserversorgung als Daseinsvorsorge und eben nicht als Instrument zur Gewinnmaximierung. Deshalb können sich unsere Kunden stets auf eine preiswerte Versorgung verlassen. Die Primär-Bereiche der Stadtwerke Barmstedt haben sich allerdings in den letzten Jahren verlagert. Wir waren bis 2006 der ,klassische Gemischtwarenladen’ für Gas, Wasser, Strom, Bäder, Abwasser und die Straßenbeleuchtung innerhalb des Stadtgebiets Barmstedt. Heute sind wir anders aufgestellt. Mit der Stadtwerke Barmstedt Vertrieb GmbH, einem hundertprozentigen Tochterunternehmen der Stadtwerke Barmstedt, führen wir seit Mitte des Jahres 2011 die Energieversorgung außerhalb von Barmstedt fort. Heute haben wir somit auch 20.000 Gas und 5.000 Stromkunden außerhalb von Barmstedt, die 75 Prozent unseres Jahresumsatzes von insgesamt 40 Millionen Euro ausmachen. Wir konzentrieren uns auf Schleswig-Holstein, Hamburg und das nördliche Niedersachsen und ich muss sagen, es funktioniert reibungslos. Wir sind immer für unsere Kunden da und aus jedem Gebiet innerhalb von höchstens eineinhalb Stunden zu erreichen.

Welche Kundengruppen werden von Ihnen besonders angesprochen?
In der Regel Familien in den 40ern, die sich auf Grund der Preisgarantie für uns entscheiden. Diese sind uns auch lange treu, aktuell haben zum Jahreswechsel 95 Prozent ihren Vertrag bei uns verlängert. Zweiter Bereich ist die Wohnungswirtschaft, denen wir eine kalendarische Abrechnug garantieren konnten.

Zum Jahresende wurden bei zahlreichen Stromanbietern die Strompreise angepasst. Wie stehen Sie zur aktuellen Situation?
Ich bin, ehrlich gesagt, stinksauer über die Energiepolitik der letzten Jahre. Auch die Stadtwerke Barmstedt haben zum Jahreswechsel die Strompreise angepasst, allerdings unter massivem Protest. Der Hauptgrund für die angepassten Preise liegt in der Anhebung der EEG-Umlage. Meiner Meinung nach ist die Grenze des Zumutbaren weit überschritten. Sowohl mit Blick auf die Tatsache, dass mittlerweile über 75 Prozent des Endverbraucherpreises aus Steuern und Abgaben bestehen als auch auf die nicht mehr überschaubare Flut von Bürokratie. Der Gipfel ist jedoch, dass auf die vielzähligen Subventionsgelder auch noch Umsatzsteuer erhoben wird. So verdient der Staat an seiner missratenen Energiepolitik kräftig mit. Dass ein Landwirt an der Westküste für einen Windkraftanlagenstandort nicht selten 30 bis 35 Euro pro Jahr bekommt ist volkswirtschaftlicher Wahnsinn.

Was sind die „wirklichen“ Hintergründe für die Strompreiserhöhung?
Für mich als ,Insider’ erscheint es grotesk, mit welcher naiven Herangehensweise die Energiewende durchgeprügelt wird. Als Vater von drei Kinder stehe ich grundsätzlich voll hinter dem Grundsatzbeschluss. Erschreckend ist jedoch, wie durchsichtig Lobbyisten den Taktstock der Umsetzung schwingen und dieses milliardenschwere Vorhaben zum Vorteil einiger ausgenutzt wird. Ich rieche schon förmlich den Braten, der hinter der immer lauter werdenden Diskussion steckt, die im wesentlichen von den Großkonzern befeuert wird: In kurzer Zeit wird die Bevölkerung, und damit auch deren Vertreter auf Landes- und Bundesebene, weichgekocht sein. Die Energiewende ist zu teuer, ungerecht verteilt und Netze drohen auszufallen. Nachtigall, ick hör dir trapsen: Spätestens nach dem ersten nennenswerten Netzausfall werden die Konzerne die preisgünstigen und sicheren Großkraftwerke wieder anschalten dürfen, beziehungsweise gegen eine kleine Gebühr anschalten müssen. Ein Lob auf die Strategen bei E.ON und Co.. Im Gegensatz zum Erdgashandel herrscht im Stromhandel nur ein gefühlter Wettbewerb. Es gibt zwar viele Akteure an der Leipziger Strombörse, nachgewiesen ist jedoch, dass dort die Stromhandelspreise stärker gestiegen sind, als die Produktionskosten. Das ist nur möglich, weil es lediglich eine Hand voll Anbieter gibt und alle anderen sind Abnehmer. Die Fehler in der Geschichte der deutschen Energieversorgung können nicht durch die Installation einer Pseudo-Börse geheilt werden.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation innerhalb Ihres Unternehmens? Sind Sie zufrieden?
Mit unserem Unternehmen bin ich überaus zufrieden. Es macht großen Spaß mit so tollen Kollegen zusammen zu arbeiten. Wir ziehen alle am selben Strang. Wir hatten zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee und können uns auch auf die Unterstützung der Stadtvertreter immer verlassen.

Was zeichnet die Stadtwerke Barmstedt als Unternehmen ganz besonders aus, was sind Ihre Alleinstellungsmerkmale, wodurch unterscheiden Sie sich von Mitbewerbern?
Wir mussten uns, um zu überleben, unglaublich anstrengen. Deshalb arbeiten wir zu 100 Prozent engagierter, als viele andere Unternehmen. Wir machen viele Dinge noch selbst und kümmern uns um die Anliegen unserer Kunden. Durch die direkte Energiebeschaffung auf Großhandelsebene vorbei am Zwischenhandel und unabhängig von den Ölpreisen und als freies Unternehmen können wir unseren Kunden günstigere Preise anbieten. Wir führen eine transparente Geschäftspolitik auf Basis der Entscheidungen kommunaler Gremien und erfüllen konsequent den Auftrag der Daseinsvorsorge. Das kommt selbstverständlich vor allem unseren Kunden zugute.

Das hört sich alles sehr positiv an. Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung der Stadtwerke Barmstedt?
Mittelfristig wird der Erdgashandel in Norddeutschland ein wesentliches Standbein bleiben, der Stromhandel hingegen ist zu einer staatlich diktierten Inkassotätigkeit für irrwitzige Subventionen degeneriert. Hier sind schon heute keine nennenswerten Margen zu erzielen. Es ist davon auszugehen, dass das Energiegeschäft langfristig leiden wird und das trifft nicht nur den Handelsbereich, sondern auch den Netzbetrieb. Der deutsche Regulierungswahn wird die Energie weiter verteuern und gleichzeitig, Hand in Hand mit einer desolat organisierten Energiewende, die Netzstabilität sinken lassen. Obwohl wir relativ betrachtet sehr erfolgreich scheinen, sind wir, objektiv betrachtet, immer noch zu klein, um am Markt bestehen zu können. Neue Ideen und weitere Kooperationen werden erforderlich sein, um die Wettbewerbsfähigkeit hoch zu halten.
Wie machen Sie auf die Leistungen der Stadtwerke Barmstedt aufmerksam?
Ein schönes Erlebnis war zum Beispiel, als wir mit einem großen Wikingerboot in den Elmshorner Hafen eingefahren sind. Weiter setzen wir auf Empfehlungsmarketing.

Wie sehen Sie Ihren Standort, ist es ein Standort mit Zukunft?
Der Standort ist sehr wichtig für ein Unternehmen. Wir möchten immer nah bei unseren Kunden sein und ihnen bei allen Fragen und Problemen zur Seite stehen. Unser Kundenzentrum ist seit vielen Jahren im Rathaus in Barmstedt, wo die Bürger uns direkt besuchen können. Wie stehen Sie zur Politik in der Stadt Barmstedt? Mit der Politik hier vor Ort bin ich sehr zufrieden. Die Fraktionen entscheiden, unabhängig von der Parteizugehörigkeit, eigentlich immer zu Gunsten der Stadtwerke, eine Voraussetzung für unseren Erfolg. Dies gilt auch für den Bürgermeister. Ein optimales Umfeld, in dem wir gut wachsen konnten. Unser Selbstverständnis ist es nicht, unglaublich viel Geld zu verdienen. Wir sind zu 100 Prozent die Stadt. Wir machen moderate Gewinne, verstehen uns aber in erster Linie als Interessenvertreter unserer Kunden, um deren Energiebedarf zu sichern.

Zum Schluss des Interviews, Herr Freyermuth, haben Sie vielleicht einen persönlichen Wunsch, den Sie uns verraten?
Ich war vor zwei Jahren in Westafrika und dort vier Wochen in Gambia mit dem Auto unterwegs. Ich wünsche mir, dass ich diese tolle Erfahrung im nächsten Jahr gemeinsam mit meinem großen Sohn wieder erleben kann.

Bild: Fred Freyermuth, Werkleiter der Stadtwerke Barmstedt, steht im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Rede und Antwort.