Düsseldorf (em/jj) Sinkende Umsätze, Preisund Margenverfall, verstärkter Wettbewerb und austauschbare Produkte sind Kennzeichen gesättigter Märkte. Dr. Anja Henke zeigt, wie Unternehmen auch in schwierigen und dynamischen Umfeldern wachsen können.

Trotz neuer Wettbewerber, rückläufiger Umsätze, Margenverfall und Kostendruck können Unternehmen nachhaltig wachsen wenn sie die vorhandenen Wachstumschancen erkennen und ergreifen. Häufig ist ein Perspektivenwechsel in der Unternehmensführung erforderlich, um die meist unbeachteten Erfolgspotenziale aufzuspüren. Diese Lösungen der so genannten zweiten Ordnung bieten verlässliche Chancen für Wachstum, unabhängig von Umfeld und Veränderungsdynamik. Wer Wachstumspotenziale erschließen will, muss bei den Ursachen ansetzen und systematisch Chancen nutzen.
Folgende sieben Regeln unterstützen und ermöglichen das Wachstum in gesättigten Märkten.

  1. Öffnen Sie Ihren Blick für Wachstumschancen! Inwieweit glauben Sie, dass Wachstum in Deutschland und Europa möglich ist? Ein häufiger Denkfehler ist, sich zu stark auf den Export zu fokussieren und die Heimatbasis zu vernachlässigen. Verschiedene Analysen zeigen, dass in den etablierten Märkten enorme Wachstumschancen liegen, etwa in Anpassungsinnovationen und der Kundengruppe der „jungen Alten“.
  2. Denken Sie groß! Das mag abgedroschen klingen und ist doch so wichtig. Erhebungen zufolge zielen rund 50 Prozent der Strategien darauf, im Mittelmaß mitzuschwimmen. Das passiert vielen asiatischen Wettbewerbern nicht, etwa Alibaba, Lenovo oder Samsung. Was wollen Sie erreichen? Entwickeln Sie eine große Vision und orientieren Sie Ihre Strategien daran.
  3. Planen Sie Wachstum vorausschauend! Gerade in guten Zeiten, bei stabiler Ertragslage, sollten Sie an den nächsten Schritt denken. Viele Entwicklungen sind vorhersehbar, etwa entlang der Wachstumszyklen. Nach dem Start und stürmischen Ausbau folgen der Zenit, dann die Erstarrung und der Niedergang. Das Überschreiten des Zenits lässt sich am Druck auf Umsätze und Erträge, auch auf die Motivation der Mitarbeiter, erkennen. Spätestens dann sollten Sie in die Strategie-Klausur gehen.
  4. Nutzen Sie die Fülle der Wachstumsstrategien. Es gibt eine verwirrende Fülle von Wachstumsstrategien. Um diese zu sortieren, bietet es sich an, die Strategieentwicklung entlang der Zeitachse anzugehen: Das bestehende Geschäft ausschöpfen, etwa über Vertriebsoptimierung, das bestehende Geschäft ausbauen, etwa auf Basis von Marktsegmentierungen, und neue Märkte erobern, etwa durch die Analyse von ungelösten Problemen Ihrer Kunden. Das unterstützt Sie dabei, die jeweils passenden Methoden einzusetzen.
  5. Binden Sie Ihre Führungskräfte ein! Geben Sie Rahmen und Richtung vor und arbeiten Sie die konkreten Maßnahmen der Wachstumsstrategien mit Ihren Führungskräften aus. Eine gemeinsame Strategie-Klausur ist dafür ideal und bildet zugleich die Basis für spätere Umsetzungsreviews. Nutzen Sie auch gezielt die Querdenker in Ihrem Unternehmen. Dies hat die Vorteile, dass Sie zusätzliche Ideen einbinden und von Anfang an Zustimmung sichern.
  6. Minimieren Sie Risiken! Hohe Risiken entstehen, wenn Sie alles auf eine Karte setzen, etwa auf eine Innovation. Entwickeln Sie stattdessen ein Portfolio von strategischen Optionen, zu deren Umsetzung alle Bereiche des Unternehmens beitragen. Dazu gehören etwa Vertriebsstrategien, Strategien für die Entwicklung von Kundengruppen und von Technologien. Auch Innovationen lassen sich entlang von Markt- und Technologiekennzahlen ausrichten und Budgets optimal einsetzen. Ein kennzahlenbasiertes Controlling erlaubt Ihnen die transparente Steuerung.
  7. Sichern Sie die Umsetzung! Eines der größten Wachstumsrisiken ist die Umsetzung. Vieles scheitert an den Widerständen, die bei jeder Neuerung auftauchen. Lernen Sie, durch gezielte Fragen die eigentlichen Ursachen für Widerstände zu ergründen, statt mit klugen Argumenten gegen den Widerstand zu arbeiten; denn letzteres funktioniert nicht. Oft reicht es schon aus, wenn Sie zuhören, Informationen mehrfach erläutern und berechtigte Bedenken zur Optimierung Ihrer Strategien nutzen.
    Merke: Eine systematische Entwicklung von Strategien, die vorhandenen Stärken nutzen, statt auf Schwächen aufzubauen, ist essentiell. Ein cleveres Vorgehen orientiert sich am Dreiklang: (1) Ausschöpfen des bestehenden Geschäfts, (2) Ausbau des Geschäfts und (3) Erneuerung des Geschäfts. Kreativität ist hierbei gefragt. Dazu gehört die Analyse akuter und latenter Kundenbedarfe, das Hinterfragen der Annahmen, auf denen das heutige Geschäft beruht, auch die Analyse von Wettbewerbern, die Grenzen neu definieren. Ideen lassen sich aus der Belegschaft oder mit dem Einbeziehen der Kunden entwickeln. Gefragt ist die Offenheit für neue Methoden, Prozesse und Mitwirkende, gerade auf den Führungsebenen.
    Welchen Weg ein Unternehmen auch immer einschlägt: Die Gestaltung des Wandels liegt wesentlich in den Händen der Führungskräfte. Diese haben die Aufgabe, die Teams zu besseren Leistungen zu führen, den Standpunktwandel vorauszugehen, selbst neues Verhalten vorzumachen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Diese Aufgaben sind anspruchsvoll und benötigen Führungs-, Strategie- und Veränderungskompetenz sowie innere Qualitäten, etwa Wertschätzung und Durchhaltevermögen. Da Führung heute nicht auf der Agenda der Ausbildung oder des Studiums steht, sollten Unternehmen ihre Führungskräfte gezielt befähigen.