Berlin (em/sh) Wie Unternehmen Tagungen ideenreich gestalten und das Innovationsklima fördern können, erläutert Kreativitäts-Experte, Keynote-Speaker und Tagungs-Moderator Bernhard Wolff.

Jede Tagung bietet die Chance, das Innovationsklima in einer Organisation zu befeuern. Nirgends sonst kann der vertrauensvolle Ideen- und Erfahrungsaustausch so intensiv und erlebnisreich praktiziert werden. Bewährt hat sich dazu die vom Think Theatre entwickelte I-D-E-E Formel, sie ermöglicht es, die Agenda und Dramaturgie einer Tagung wirkungsvoll zu gestalten.

Die I-D-E-E Formel
I-D-E-E steht für Information, Dialog, Ergebnis und Erlebnis. Dass die vier Anfangsbuchstaben das Wort IDEE ergeben, ist ein glücklicher Zufall und ein Wink mit dem Zaunpfahl zugleich. Denn bei der Planung einer Tagung sollte zu allererst über eine starke Idee, die sogenannte Leitidee, nachgedacht werden.

Wer eine Führungskräfte-Tagung plant, die das strategische Ziel Kundenbegeisterung unterstützen soll, sollte überlegen: Wie könnte eine Leitidee aussehen? Möglich ist es zum Beispiel, aus der Tagung eine Wahlkampf- Party zu machen! Das Motto lautet: „Begeisterung wählen“. Die Geschäftsführung stellt das Parteiprogramm vor. Und die Filialführungskräfte sind die Abgeordneten, die das Programm in die Wahlkreise hineintragen zum Kunden. Eine solche Leitidee ist quasi die „Identity“ der Tagung und zugleich Briefing für die weitere Umsetzung. Steht die Leitidee, kommt die I-D-E-E Formel zur Anwendung:

I wie Information
Das „I“ steht für Information. Alle Teilnehmer müssen auf den gleichen Informationsstand gebracht werden. Die neue Strategie mit dem schicken Namen ist zwar den Verantwortlichen aus der internen Kommunikation bekannt, aber der Mitarbeiter aus der Region hat eventuell noch nie davon gehört. Das Zauberwort heißt „Relevanz“. In den Informationsteil der Tagung gehören daher nur Zahlen, Daten und Fakten, die für die Teilnehmer wirklich relevant sind.

Es bedarf einer Antwort auf die unausgesprochene Frage: „Was bedeutet das alles für mich?“ Das ist auch eine der wichtigsten Aufgaben für den Moderator: Relevanz zu erzeugen, also so nachzufragen, wie es die Teilnehmer im Saal am liebsten selbst tun würden. Dann gilt es, mit Volldampf in den Dialog zu starten.

D wie Dialog
Der Dialog ist das „D“ der Formel. Das beginnt bei einer Q&A-Session oder einer Talkrunde. Anspruchsvoller ist eine Großgruppen- Methode wie das World Café. Im besten Fall findet der Dialog in einem auf die Leitidee abgestimmten Kreativ-Workshop statt. Das Ziel: ein möglichst ergebnisoffener Dialog zu den Herausforderungen und das Generieren möglicher Ideen und Lösungen, neudeutsch: Crowdsourcing. Wie ergebnisoffen ein solcher Dialog wirklich durchgeführt wird, verrät viel über die Kultur des Unternehmens. Nur eine offene und vertrauensvolle Kommunikation führt zu einer echten Innovationkultur. Eine Tagung ist die beste Gelegenheit, eine solche Kultur einzuüben oder erlebbar zu machen.

E wie Ergebnis
Jeder Dialog, der geführt wird, hat ein Ergebnis: das „E“. Und dieses Ergebnis gehört auf die Bühne. Erst durch das Sichtbarmachen eines Ergebnisses kommen die Teilnehmer zu ihrem Recht und die Kommunikation findet auf Augenhöhe statt. Im besten Fall präsentieren Sprecher von Workshop-Gruppen die Ergebnisse im Plenum, und die präsente Geschäftsführung signalisiert durch ihr Feedback, dass die „Stimme des Volkes“ gehört wird. Achtung: Nichts ist schlimmer als engagierte Teilnehmer, deren mit Herzblut erstellte Ergebnisse später in Kartons verschwinden. Ein Dialog ist nur Gold wert, wenn es gelingt, den Beitrag des Einzelnen herauszuarbeiten, sichtbar zu machen und in den Kontext der Vision des Unternehmens zu stellen. Das ist die hohe Schule der Tagungsdramaturgie. E wie Erlebnis An die Phasen Information, Dialog und Ergebnis sollte sich ein starkes und emotionales Erlebnis („E“) anschließen. Ein Moment, der den Teilnehmern in Erinnerung bleibt und der gleichermaßen die Inhalte und Ergebnisse der Tagung zusammenfasst. Gemeinsam kreierte große Bilder, das Zusammenwirken als Orchester, das Produzieren einer Tagungszeitung, ein Outdoor-Teamevent: Es gibt hunderte Möglichkeiten und viele pfiffige Dienstleister.

Vorsicht: Immer wieder erlebt man, dass zu jeder Art von Inhalt und Agenda nochmal schnell ein „Erlebnis-Event“ dazugekauft wird. Das kann gut funktionieren, wenn sich ein solcher Moment aus der Gesamtdramaturgie ergibt. Das kann aber auch nach hinten losgehen, wenn die Gemeinsamkeit des Trommelns den Mangel an sonstigen Gemeinsamkeiten vertuschen soll. In jedem Fall sollte sich das Erlebnis schlüssig aus der Leitidee der Tagung ergeben.