Neumünster (ml) Auch wenn die Umsetzung der viel diskutierten Frauenquote mit all ihren verschiedenen Facetten des Für und Widers noch auf sich warten lässt und für den ein oder anderen scheint dies durchaus gut so gibt es doch immer wieder Karrieren, die sich unabhängig von gesetzlichen Regelungen ihren eigenen Weg suchen. Einen solchen Weg ist Brigitte Grafke gegangen. Auch wenn sie dies zu Anfang nicht zwingend geplant hatte. Als sich ihr die Chance dazu aber bot, hat sie nicht lange gezögert, wie sie im nachfolgenden Interview erzählt.
Frau Grafke, Sie sind Geschäftsführerin eines Unternehmens für Heizungsbau und Sanitärtechnik eher ein Bereich, der von Männern dominiert wird. Wie kam es dazu?
Das war alles andere als geplant! Die Firma Dallmann besteht seit 1975 und ich war seit 1992 in dem Betrieb tätig. Wie es vielen anderen Unternehmen auch schon ergangen ist, gab es, um es nur ganz kurz zu erwähnen, Probleme mit der Nachfolgeregelung. Diese Probleme waren irgendwann so groß, dass sie in einer Insolvenz endeten. Da ich mich bei Dallmann gut auskannte, bat man mich, vorübergehend die Geschäftsführung zu übernehmen. Das habe ich mir damals gründlich überlegt, aber letztlich kannte ich mich hier gut aus und sagte mir: ich versuche es einfach mal!
Das hört sich vermutlich leichter an als es in der Praxis war?
Da haben Sie recht. Aber ich hatte schon immer ein gesundes Selbstvertrauen und wie gesagt durch meine jahrelange Unternehmenserfahrung, war ich mutig genug, es zu machen. Natürlich war dies erst einmal ein sehr großer Schritt für mich, aber was soll ich Ihnen sagen nachdem ich die Geschäftsführung drei Monate innehatte, fingen wir an, schwarze Zahlen zu schreiben. Da hab ich mir gedacht, dass ich die Firma dann auch ganz übernehmen und steuern kann. Das war 2008 und seitdem sind wir mehr als zufrieden.
Konnten Sie weitere Mitarbeiter einstellen?
Allerdings. Und das sage ich mit großem Stolz. Von einer Situation mit ursprünglich fünf Angestellten konnte ich diese mittlerweile gut ausbauen. Heute beschäftige ich elf Mitarbeiter. Selbstverständlich bilden wir auch aus und zwar im handwerklichen wie auch im kaufmännischen Bereich. Diese positive Entwicklung, die mein Unternehmen in den letzten Jahren genommen hat, wäre ohne das großartige Engagement meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen so nicht geglückt. Ich glaube, wir haben aber alle unsere Chance gesehen und uns entsprechend aufgestellt.
Welche Primärbereiche bieten Sie an?
Nun, dafür wird hier kaum der Platz reichen: Natürlich haben wir das komplette Paket rund um den Heizungsbau. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Angebot an innovativen Energien und allem, was dazu gehört. Als besonderes Alleinstellungsmerkmal würde ich unsere Kompetenz im Bereich der Sanierung von Problembädern bezeichnen. Hier haben wir uns auch in der Zusammenarbeit mit anderen Firmen, die wir mit einbinden, uns einen guten Namen gemacht.
Das hört sich alles sehr positiv an. Sie scheinen rundum zufrieden zu sein?
Ach wissen Sie, wir sind breit aufgestellt: Wir arbeiten mit Baugenossenschaften wie auch mit Wohnungsverwaltungen eng und erfolgreich zusammen. Unser Kundenklientel besteht zu etwa 30 Prozent aus Privatpersonen, aber auch aus gewerblichen Firmen. Schließlich bieten wir auch noch Wartungs und Lüftungsarbeiten an. Insofern bin ich im Moment tatsächlich zufrieden letztlich natürlich vor allem deshalb, weil wir nach wie vor eine gute Umsatzentwicklung verzeichnen. Das liegt natürlich auch daran und das möchte ich noch einmal mit Nachdruck betonen dass wir ganz hervorragende Mitarbeiter haben.
Wie beurteilen Sie den Standort Neumünster?
Neumünster war immer eine Arbeiterstadt und das war und ist auch gut so. Wir müssen nur sehen, dass auch wieder alle in Arbeit kommen. Und da gibt es genügend Möglichkeiten. Allerdings sollte man auch versuchen, dass die Technische Hochschule an diesen Standort kommt.
Wie schätzen Sie die Situation für Ihr Unternehmen in der Zukunft ein?
Da mache ich mir wenig Sorgen. Es ist bedauerlich, aber viele Handwerksbetriebe werden in den nächsten Jahren erhebliche Probleme bekommen, weil sie auf keine Nachfolgeregelungen bauen können. Das heißt, die Konkurrenz wird kleiner werden, die Nachfrage wird aber bleiben.
Wie behandeln Sie selber das Thema Nachfolge, wenn Sie die Frage erlauben?
Das beantworte ich sogar sehr gerne. Auch in diesem Bereich ist bei uns alles bestens geklärt. Meine Tochter wird bereits auf meine Nachfolge vorbereitet. Und da wir mit einer Frau als Geschäftsführerin ja recht gute Erfahrungen gemacht haben, bin ich da ganz zuversichtlich