Henstedt-Ulzburg (ng/kv) „Das hätte ich nicht erwartet, dieses authentische Auftreten. Hier hat man wirklich Aussagen gehört, die so im Bundestag nicht thematisiert werden“, so Ulf Pielke, Vorstandssprecher des HHG.
Der erste WirtschaftsDialog am 15. März mit dem Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion Rainer Brüderle begeisterte Unternehmer und Entscheidungsträger. In lockerer Atmosphäre konnte ein ausgewählter Kreis aus Investoren, Unternehmern und Wirtschaftsförderen den ehemaligen Wirtschaftsminister zu seiner Einschätzung zu Wirtschafts- und städtebaulichen Themen befragen. Bei einer durch die Wirtschaftsförderin Manja Biel geführten Ortsbegehung des überwiegend leerstehenden Einkaufszentrums, war dann das geplante City Center Ulzburg Schwerpunkt der Diskussion.
Entscheidungen müssen gefällt werden
„Das Problem bei solchen Projekten ist doch, dass sich niemand einigen und somit auch nicht entscheiden kann. Die Menschen wollen eine neue Straße, aber dass keine Autos darüber fahren; sie wollen alles nah haben, aber gleichzeitig soll da keiner hinfahren!“, stellt Ulf Pielke fest. Brüderle stimmt zu: „Immer wenn solche Entscheidungen getroffen werden müssen, gibt es Proteste. Man muss sich damit abfinden, dass die selben Menschen, die für eine Veränderung zum Beispiel eine neue Straße waren, wenn diese dann gebaut wird, gegen die Straße protestieren. Eine Demokratie ist toll, aber irgendwo sind auch Grenzen. Irgendwann muss eine Entscheidung gefällt werden.“
Wenn Einkaufen zum Erlebnis wird ...
Doch was ist das Entscheidende beim Neubau eines Einkaufszentrums? Rainer Brüderle schilderte seine Erfahrungen als Wirtschaftsförderer: „Wichtig ist, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen den Projektentwicklern besteht. Im Endeffekt könnte man sogar aus dem alten Einkaufszentrum noch etwas machen. Entscheidend ist jedoch die Besetzung. Füllt man das Gebäude mit den entsprechenden Einzelhändlern, kann man dort viel rausholen. Man muss das Ganze unter einem ganz anderen Gedanken führen. Es geht nicht um das reine Einkaufen, dafür hätte man die Warenhäuser im Internet als Konkurrenz. Man muss dafür sorgen, dass das Einkaufen ein Erlebnis wird! Das heißt man braucht in aller erster Linie ein gutes Konzept!“ Doch eben dieses Konzept allein reicht nicht, um die Ziele zu erreichen. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Projektentwicklern. „Ein Konzept kann nicht einfach ohne Weiteres durchgesetzt werden. Was man will oder was von den Bürgern gewollt ist, zählt nicht allein. Man muss dabei die Landesplanung berücksichtigen. Da gibt es Vorgaben und Pläne, die die Durchsetzung erschweren“, so Manja Biel, Wirtschaftsförderung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg und Projektentwicklerin.
„Arbeitsplätze können kein Argument für alles sein“
„Es muss doch möglich sein, dass Entscheidungen, wie bei dem CCU, nach einer so langen Planungsphase getroffen werden. Oder was ist denn nun wichtiger: Arbeitsplätze oder Dogmen?“, so Verlagsleiter Sven Boysen. „Arbeitsplätze sind kein Argument für alles. Natürlich gibt es einen Engpass auf dem Arbeitsmarkt. Wir decken in Deutschland durch unsere Ausbildung lediglich ein Drittel des Bedarfs an Ingenieuren im Land. Allerdings gibt es für solche Probleme keine Patentlösung. Man muss dabei immer die örtlichen Gegebenheiten berück-sichtigen, um eine sichere Lösung zu finden, die tragfähig ist“, erklärt Rainer Brüderle. „Mit NORDGATE haben wir hier im Norden ein Projekt, das zeigt, dass die Zusammenarbeit und der Austausch auf kommunaler Ebene funktionieren kann. In diesem Bereich werden momentan verschiedene Projekte wie Einkaufszentren geplant. In Neumünster soll das DOC entstehen, hier in Henstedt-Ulzburg das CCU sowie die dodenhof-Erweiterung in Kaltenkirchen. Wir sind wirklich entscheidungsfreudig und stehen auch zu den Ergebnissen. Dies zeigt, dass eine Kooperation wirklich hilfreich ist“, so Biel abschließend. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dieser Meinungsaustausch in kleinem Kreis eine hervorragende Gelegenheit ist, sich mit führenden Politikern persönlich, direkt und „hautnah“ zu aktuellen Themen auszutauschen. „In der Zukunft sollen noch weitere WirtschaftsDialoge stattfinden. Das Besondere ist wirklich, dass wir hier keinen trockenen politischen Vortrag erleben, sondern eine lebhafte Unterhaltung zwischen den Anwesenden“, so Sven Boysen.
Foto: V.l.n.r.: Rainer Brüderle (Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion), Sven Boysen (Verlagsleiter), Klaus-Peter Eberhard (Stellv. Vorsitzender FDP Henstedt-Ulzburg), Markus Trettin (Wirtschaftsentwickler, Mittelzentrum Bad Segeberg-Wahlstedt), Karl Will (Projektentwickler), Matthias Gipp (Geschäftsführer team situs), Peter Skrabs (Projektentwickler), Ulf Pielke (HHG Vorstand), Heiner Völksen (Geschäftsführer Wohnungsgesellschaft Schaum), Klaus-Peter Schroeder (FDP Fraktionsvorsitzender), Manja Biel (Wirtschaftsförderung Henstedt-Ulzburg)