Rellingen (ml) Die Gemeinde Rellingen mit ihren 14.000 Einwohnern ist ohne Frage ein ganz besonderer Ort im Kreis Pinneberg, der nicht nur durch seinen im Jahr 1984 neu gestalteten Ortskern besticht.

Die damals entstandene Neugestaltung „rund um das Rathaus“ wurde im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden bereits damals so zukunftsweisend geplant, dass man sich heute kaum vorstellen kann, dass die Realisierung bereits fast 30 Jahre zurückliegt.

Der „Rellinger Baustil“
So „modern“ erscheint auch heute noch die Architektur der Neubauten, die alle mit rotgeklinkerten Arkaden versehen sind. Kein Zufall, dass man in diesem Zusammenhang seit vielen Jahren vom „Rellinger Baustil“ spricht. In den Folgejahren wurden auch andere, bereits vorhandene, Ge-bäude mit Klinkern neuausgestattet. Mit dieser Neugestaltung wuchs der Rellinger Einzelhandel, der sich von Anfang an das Ziel setzte, diese neuen Plätze mit Leben zu füllen. Ein Großteil der damals neu angesiedelnden Geschäftsleute nutzte denn auch vor knapp drei Jahrzehnten diesen Neustart, in dem man sich unter der Dachorganisation „Treffpunkt Rellingen e.V.“ als „Werbegemeinschaft Rellinger Kaufleute“ zusammenschloss. Zum ersten Vorsitzenden dieser neuen Werbegemeinschaft wurde damals Jürgen Neuhoff gewählt, der dieses Amt 19 Jahre lang inne hatte. Seit einem guten Jahr hat nun der Sohn von Jürgen Neuhoff den Vorsitz übernommen. Ein guter Grund für das Wirtschaftsmagazin Kreis Pinneberg einmal mit Claas Neuhoff zu sprechen.
Herr Neuhoff, nachdem Sie als Sohn des „Gründervorsitzenden“ das Amt übernommen haben, gestatten Sie die Frage, ob dieses Amt nunmehr von Generation zu Generation an den Erstgeborenen der Familie Neuhoff vererbt wird?
Nein, so ist dies natürlich nicht. Nach meinem Vater gab es noch drei weitere Vorsitzende. Das Amt wird also nicht „vererbt“ und man wird ganz normal gewählt, aber selbstverständlich habe ich seinerzeit viel von dem, was mein Vater als Vorsitzender gemacht hat, mitbekommen. Dadurch hat sich natürlich von Anfang an eine gewisse Affinität zu dieser Aufgabe entwickeln können.

Aus wie vielen Mitgliedern setzt sich die Werbegemeinschaft der Rellinger Kaufleute heute zusammen?
Im Moment sind wir eine Gemeinschaft von 50 Mitgliedern und dürften damit ungefähr die Hälfte der ansässigen Kaufleute in unserem Verbund haben. Wir pflegen hier auch ganz bewußt eine relativ lock-ere Zusammenkunft. Das heißt, der Vorstand kommt schon einmal im Monat zusammen, bei der großen Mitgliederversammlung be-schränken wir die Treffen allerdings auf zwei- bis dreimal pro Jahr.

Was zeichnet den „Treffpunkt Rellingen e.V.“ ganz besonders aus?
Das ist schnell beantwortet und beinhaltet das, worauf wir auch ganz besonders stolz sind. Am besten lässt es sich mit dem Begriff des vertrauensvollen Miteinanders beschreiben. Wir pflegen eine sehr engagierte und offene Kommunikation untereinander. So bieten wir unseren Mitgliedern beispielsweise auch Vorträge an oder aber laden zum „Treff der Rellinger“ ein. Dies ist eine Veranstaltung, die sich an alle Interessierten richtet, also von der Politik bis hin zu den Vereinen. Hier treffen wir uns in dem Unternehmen eines unserer Mitglieder und bauen somit unsere Netzwerke aus.
Des Weiteren sind in unserer Werbegemeinschaft nicht nur Handeltreibende sondern auch Handwerker oder auch Institutionen, wie etwa die örtliche Wohnungsbaugesellschaft, vertreten. Wir empfinden uns also nicht primär als reine Wirtschaftsgemeinschaft. Unser Anliegen gilt in aller erster Linie der Gemeinde Rellingen.
Diesen Ort wollen wir mit unserem Tun in all seinen Facetten fördern. Das bedeutet, wir wollen den Standort Rellingen immer weiter nach vorne bringen. Ganz nach dem Motto: „Hier wohnen, hier leben, hier einkaufen!“

Das bringt uns natürlich zu der Frage, was den Ort Rellingen in Ihren Augen im Verhältnis zu den anderen Städten im Kreis Pinneberg besonders attraktiv macht?
Neben der eingangs erwähnten, besonders schönen Architektur des Ortskerns, die ohne Frage einen Teil des Charmes ausmacht, begeistert unsere Kunden vor allem die Vielzahl der Inhaber geführten Geschäfte. Ich würde sagen, dass dies im Kreis Pinneberg fast einzigartig sein dürfte.
Im sogenannten Kernort Rellingen sind nur etwa 6.500 Einwohner beheimatet. Dadurch sind wir für große Ketten nicht besonders interessant und dies unterstützt natürlich den inhabergeführten Branchenmix und macht das Einkaufen in unserer Gemeinde für viele unserer Besucher ganz besonders attraktiv.
Außerdem lassen wir uns bei der Außendarstellung unseres Ortskernes immer etwas besonderes einfallen. Als Beispiel möchte ich hier nur erwähnen, dass unsere Werbegemeinschaft die Straßenzüge bereits seit 15 Jahren in der Zeit vor Ostern mit über 5.000 Oster-eiern dekoriert ein Brauch der in den vergangenen Jahren ja auch in vielen Privatgärten mittlerweile üblich ist. Ich wage mit einem kleinen Schmunzeln allerdings zu behaupten, dass wir das erfunden haben

Wie beurteilen Sie das Verhältnis Ihrer Werbegemeinschaft zur lokalen Politik?
Auch dies kann ich nur als ausgesprochen angenehm und positiv darstellen. Dies liegt auch daran, dass man in Rellingen seit Jahren versucht und dies bei aller Unterschiedlichkeit der Parteien die Beschlüsse immer einstimmig zu fassen.
Des Weiteren haben die Lokalpolitiker in der Vergangenheit eine Vielzahl kluger Entscheidungen getroffen, die unsere Gemeinde immer weiter nach vorne gebracht haben. Das Verhältnis zwischen Verwaltung und Politik ist ebenfalls sehr gut. Man kennt sich und wenn man etwas möchte, redet man erst einmal miteinander bevor man sich beschwert ...
Wie ist die Konkurrenzsituation zu den anderen Orten im Kreis Pinneberg?
Wir sind hier ja alle dicht bei einander von Tornesch bis Pinneberg. Und Rellingen steht natürlich im Wettbewerb. Dennoch meistern wir das aus den eben genannnten
Gründen recht anständig. Wir sind also ganz gut aufgestellt. Neben den vielen Einkaufszentren ist natürlich die Hamburger Innenstadt die größte Konkurrenz.

Wie viele Werbegemeinschaften werden ja auch Sie ganz spezielle Events veranstalten. Welche sind die herausragenden?
Da möchte ich zunächst unser jährliches Maifest nennen. Diese Veranstaltung steht jedes Jahr unter einem ganz speziellen Motto und versucht immer eine örtliche Inititative zu unterstüzten.
So gingen die Erlöse im letzten Jahr etwa an die Bürgerstiftung Rellingen. Das heißt, wir suchen uns immer einen lokalen Anlass und integrieren diesen in unser Fest.
Eine weitere, mittlerweile über die Ortsgrenzen hinaus bekannte, Veranstaltung ist unser jährliches Apfelfest, das immer am letzten September-Wochenende stattfindet. Und natürlich gibt es auch in unserem Ort einen schönen Weih-nachtsmarkt immer am 2. Adventswochenende.

Haben Sie einen persönlichen Wunsch für Ihre Gemeinde?
Ich wünsche mir, dass das, was ich eben genannt habe, für uns in Rellingen auch in Zukunft Bestand behält: Also eine solide zukunftsorientierte Politik und das gute Verhältnis der Kaufleute untereinander.
Dann gestatten Sie am Ende unseres Gespräches doch noch einmal die Frage der Nachfolgeregelung bei der Familie Neuhoff in Bezug auf den 1. Vorsitzenden.
Wie schon gesagt, der 1. Vorsitzende wird alle zwei Jahre ordentlich gewählt. Ob mich bis dahin mein vierjähriger Sohn „beerben“ kann, scheint nicht sehr sicher. Allerdings kann er ab dem nächsten Jahr vielleicht schon einmal die Plakate unserer Werbegemeinschaft mit austragen ...