Brixen (em/sh) Unternehmen, die sich sozial und ökologisch nachhaltiger aufstellen möchten, sollten die sieben Managementprinzipien beherzigen. Ein Beitrag von Evelyn Oberleiter und Günther Reifer.
1. Prinzip der Verbundenheit
Alles hängt mit allem zusammen. Kein Mensch kann existieren ohne Wasser, Bäume, Sauerstoff, Nahrung, Sonne und ohne das Zusammenwirken der Ökosysteme, der Evolution und des Universums. Daraus ergeben sich Chancen, die Unternehmen nutzen sollten. Statt des Arbeitens im System (Management) bedarf es des Arbeitens am Unternehmen (Leadership). Wer sich bewusst macht, dass wir alle Teil einer globalen Gemeinschaft und ökologisch, ökonomisch, sozial und spirituell miteinander verbunden sind, sollte auch sein Handeln danach ausrichten.
2. Prinzip der Achtsamkeit
Wir beurteilen und bewerten unsere Umwelt aufgrund vergangener Erfahrungen. Achtsamkeit hingegen bedeutet, sich immer neu auf den gegenwärtigen Moment einzulassen. Achtsame Menschen begegnen einander wertschätzend und in dem Bewusstsein, dass keiner allwissend ist. In Bezug auf Achtsamkeit sind Führungskräfte als ganze Menschen gefordert. Achtsamkeit ist das Prinzip, das von vorgefertigten Konzepten in die Präsenz führt und für ein neues Potenzial in der Zukunft öffnet.
3. Prinzip der Individuation und Gemeinschaft
Individuation bedeutet, dass ein Individuum seine eigenen Fähigkeiten und Potenziale erkannt hat, diesen einen Wert gibt und in die Gesellschaft einbringt. Zur Individuation herangereifte Individuen sind Voraussetzung, um eine authentische, reife, intelligente und starke Gemeinschaft zu bilden, wie sie die Unternehmen in Zukunft brauchen. Das ist für viele eine neue Erfahrung, da Gemeinschaften oft nur durch einen überhöhten Individualismus/ Egoismus gekennzeichnet sind. Individuation bedeutet hingegen, gleichwertige Beziehungen zu pflegen und Begegnungen auf Augenhöhe zu gestalten.
4. Prinzip der Diversität und Resilienz
Unternehmen, die Diversität auf allen Ebenen leben, können maximale Synergie zwischen den Akteuren nutzen. Dies ist Quelle für Inspiration und Innovation. Das Prinzip spricht die Diversität im Produktportfolio und im Team der Beschäftigten ebenso an wie jene in der Kundenstruktur. Diversität ist eine Voraussetzung für Resilienz. Hierbei geht es um die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, angemessen auf sich verändernde Rahmenbedingungen, etwa Umsatzrückgang, Kostendruck, Wettbewerb und Krisen, zu reagieren und innovativ zu bleiben. Verbunden mit diesem Prinzip sind: Risikomanagement, Grundfinanzierung, Flexibilität, (Un)Abhängigkeit von Ressourcen, Mitarbeiterentwicklung in Richtung selbst-lernender und sich selbst-steuernder Organisation, Transparenz und Mitbestimmung sowie die Kooperationsfähigkeit des Unternehmens mit Mitunternehmer.
5. Prinzip der Eco-Effektivität und Eco-Effizienz
Dieses Prinzip sorgt dafür, dass Unternehmen dazu beitragen, die ökologischen Systeme auch nachfolgenden Generationen zu erhalten. Die Qualität von Produkten wird neu definiert: Es geht darum „gute“ Produkte zu designen und zu erzeugen, die bedenkenloser genutzt werden können als andere. Gute Produkte im Sinne der Eco-Effektivität sind solche, die sich in Herstellung, Verwendung und Entsorgung in einen natürlichen Kreislauf einfügen lassen. Dazu sind die einzelnen Prozesse ökologisch so effizient wie möglich zu gestalten. Das betrifft etwa die effiziente Energie-, Flächen-, Material- und Wassernutzung.
6. Prinzip der Kreislaufwirtschaft
Es reicht künftig Fokus nicht mehr, ein Produkt herzustellen, um Kunden zufrieden zu stellen und ans Unternehmen zu binden. Vielmehr geht es darum, den gesamten Prozess der Wertschöpfung als Kreislauf - sozusagen von der Wiege wieder zur Wiege, statt zur Mülltonne - zu gestalten. Nichts soll verloren gehen. Die Aufgabe des Unternehmens besteht darin, in Gesamtkreisläufen zu denken und sein Business Modell so darauf auszurichten.
7. Prinzip der Suffizienz
Suffizienz ist die Neuorientierung der vorherrschenden Werte und Wirtschaftsbetrachtung, sie fragt nach dem rechten Maß und einer damit verbundenen Selbstbegrenzung. Immer mehr Wachstum auf einem begrenzten Planeten ist nicht möglich. Die Suffizienz fragt: Wann ist es genug? Dieses Umdenken ist auch die Basis für eine gerechte Verteilung der immer knapper werdenden Güter. Es geht um die aktive Auseinandersetzung mit unternehmerischem Wachstum versus gesellschaftlicher „Gerechtigkeit“. Das Prinzip drückt auch aus, dass wir in Bezug auf Konsum ein Wachstum von Grenzen brauchen.