Ahaus (em/lr) Der Vortrag des Cirque du Soleil Künstlers Christian Lindemann ist ein Plädoyer für Mut und Selbstvertrauen auf den Bühnen des Lebens.
Erwiesen ist, dass es den meisten Menschen nicht an Fähigkeiten und Fertigkeiten oder gar an Fachwissen mangelt, sondern meistens an Mut und Selbstvertrauen, ihre PS auf die Straße zu bringen. Kurz gesagt, ihr Können, ihre Potentiale, ihre Talente auch sichtbar zu machen, einzusetzen und daraus Erfolg zu generieren. Noch banaler gesagt: Was nützt uns all unser Können, wenn wir es nicht anwenden. Mut und Selbstvertrauen sind oft die unüberwindbaren Barrieren, um den richtigen Schritt zu machen, sich den Traumjob zu nehmen, sich einer Herausforderung zu stellen und vor allem, um dem Ruf seiner Träume und seiner Leidenschaft zu folgen. Es klingt so wenig, doch macht so viel aus, denn Mut entscheidet über Handeln oder Unterlassen. Und nur wer mutig handelt, gibt sich die Chance, dass Träume in Erfüllung gehen, dass Fleiß mit Erfolg honoriert wird und dass persönlicher Erfolg keine Glückssache ist. Mein Leben seit 20 Jahren als Künstler auf den Bühnen der Welt, hat mich zum Experten für Mut, Selbstvertrauen und Leidenschaft geschmiedet. Tausende Male sich einer Bühne mit tausenden Menschen zu stellen, unter immer neuen und fremden Bedingungen in hunderten Städten. Sich immer wieder mit Mut zu betrinken und das eigene Selbstvertrauen auszubauen, ist ein Wissen, welches ich jedem für seine Bühnen des Lebens weitergeben möchte.
The Bill Gates Moment
Dies war ein persönliches Erlebnis, welches ich heute gerne als Inbegriff von zwei Botschaften verwende, um Techniken für Mut und Selbstvertrauen zu vermitteln. Wir gastierten sechs Wochen mit unserer Cirque du Soleil Show Kooza in Redmond Washington, USA, nur unweit vom Microsoft Headquarter. Microsoft buchte zwei komplette Shows mit je 2.500 Plätzen, nachmittags für die internationalen Werksstudenten und die Abendshow für Führungskräfte, Manager und CEOs. Mein Artistic Director Adam Miller kommt zehn Minuten vor der Abendshow zu mir und sagt: „Christian, Mr. Gates is in the house tonight“ und ich wurde gebeten ihn als „Freiwilligen“ für meine Darbietung auf die Bühne zu holen. Mein Showact als King of Pickpocket (König der Taschendiebe) besteht darin, mit gekonnter Ablenkung und Fingerfertigkeit anderen sämtliche Dinge (Geldbeutel, Handy, Krawatte, Tascheninhalte ) zu entwenden, ohne dass dieser das bemerkt. Adam fügte hinzu: „and he is not prepared!“ Das heisst, das gesamte Cirque du Soleil Team weiss Bescheid, Microsoft weiss Bescheid, alle Assistants und Securities wissen Bescheid nur Mr. Gates nicht, und ich auch erst zehn Minuten vorher. Das verlangte selbst einem erfahrenen Künstler wie mir eine Extraportion Mut und Selbstvertrauen ab. Und noch ehrlicher: Ich kam nicht mehr vom Klo runter. Zu einer fremden Person hinzugehen, sie anzusprechen und zu begrüßen ist schon schwierig aber zu Mr. Bill Gates, einem der reichsten Menschen der Welt zu gehen, zu sagen: „Hi Bill!“, ihn auf die Bühne zu holen, ihm während meiner Taschendieb-Nummer die Uhr, den Gürtel, das iPhone zu klauen, alles mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit als hätten wir es tausend Mal gemacht. Um die Geschichte abzukürzen, der Abend lief grandios, war ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis. Nun, wie habe ich es gemacht?
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Im Sport nennen wir es Trainer, in der Ausbildung Lehrer, auf der Karriereleiter nennen wir es Mentor und ich nenne es „Komplize“ eine vertraute Person mit der Du lernen und üben kannst, die Dich stark macht für den echten Einsatz. Ohne üben, üben, üben erschafft man sich keine Leichtigkeit, für alle Fälle gewappnet zu sein. In meinem Fall danke ich meinem Vater, der sich für unzählige Trainings zur Verfügung stellte und mir das Lernumfeld bot. Und dieser Vertraute bleibt eine Figur in Deinem Kopf, die Du immer dann hervorholst, wenn Dein Gegenüber in Dir Stress auslöst. Ich sehe nicht Bill, sondern meinen Vater, ich sah nicht Stefan Raab, ich sah meinen Vater und selbst Angela Merkel machte ich zu meinem Vater. Ich nehme der eigentlichen Person den Schrecken, weil ich sie durch meinen vertrauten Komplizen ersetze. Das bedeutet nicht, seinem Gegenüber den Status oder Respekt zu nehmen, sondern lediglich für sich eine Methode zu nutzen, innerlich ruhiger agieren zu können. Es ist angenehmer den Menschen zu sehen, als den Status und Titel.
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Wir programmieren unseren Kopf nicht nur mit dem, was wir Lernen, sondern auch damit, was uns dabei umgibt. Würde ich meine Trainings in einem tristen, grauen Keller machen und soll dann auf einer Las Vegas Bühne leuchten, würde das nicht funktionieren. Würde ich während meiner Trainings Belastungen, negative Einflüsse, Störungen haben oder was auch immer uns Energie raubt, dann speichere ich diesen Müll unbewusst ab und transportiere ihn leider mit auf meine Bühnen. Darum ist es wichtig für Sie, checken Sie Ihre Umgebungen, räumen Sie auf mit den Energieräubern und schaffen sich ein schönes Umfeld, welches Sie lieben, welches Freude macht, Kraft gibt und Sie in eine positive Stimmung bringt! Dies gilt auch für Ihre Gedankenhygiene! Wann immer Sie dann einer Situation ausgeliefert sind, die Ihnen Angst und Unbehagen macht, Mut und Selbstvertrauen abverlangt, greift ihr Unterbewusstsein auf das stabile wohlfühlende innere Bild der kraftspendenden Umgebung in der Sie sich vorbereitet haben. Sie haben auf das Konto Ihres Unterbewusstseins eingezahlt und heben nun davon ab.