Wedel (ml) Nachdem wir in der vergangenen Ausgabe die Werbegemeinschaften aus Rellingen und Tornesch vorgestellt haben, ist das Wirtschaftsmagazin Pinneberg heute in Wedel zu Gast, um sich mit Jan Lüchau, dem ersten Vorsitzenden der Gemeinschaft der Kaufleute der Innenstadt einmal über „seinen“ Verband zu unterhalten. Die Gemeinschaft der Wedeler Altstadtkaufleute werden wir in unserer Juli-Ausgabe präsentieren.
Herr Lüchau, seit wann gibt es Ihren Verband und wie kam er zustande?
Die Werbegemeinschaft der Innenstadtkaufleute ist jetzt etwa 30 Jahre alt und ist im Grunde aus der sogenannten „Lichtergemeinschaft“ entstanden. Dies war ein Zusammenschluss von Kaufleuten, die sich um die Weihnachtsbeleuchtung der Wedeler Innenstadt kümmerten.
Wie viele Mitglieder haben Sie?
Im Moment stehen wir bei 60 Mitgliedern. Das ist schon eine erfreuliche Anzahl, allerdings haben wir in unserem Bereich vom Bahnhof beginnend etwa 210 Flächen, so dass ich mir natürlich noch viel mehr Teilnehmer in unserer Werbegemeinschaft wünschen würde. Aber ich bin da guter Dinge und glaube, dass wir uns noch weiter entwickeln werden.
Was ist das Besondere an Ihrer Gemeinschaft?
Nun, wir haben im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Schleswig-Holstein eine große Anzahl an Inhaber geführten Geschäften und einen sehr guten Mix zwischen Kaufleuten und Handwerk. Das heißt, hier gibt es sehr viele kleine Fachgeschäfte mit einem äußerst attraktiv gestalteten, individuellen Sortiment. Ich meine das nicht abwertend, aber wenn wir ehrlich sind, sind heute doch sehr viele Innenstädte durch die Dominanz der bundesweit vertretenen Filialisten doch austauschbar geworden. Da heben wir uns sehr positiv ab.
Aber brauchen Sie für Ihre Innenstadt nicht auch „die Großen“?
Natürlich braucht man auch Frequenzbringer. Letztlich ist für die Begehrlichkeit einer Innenstadt aber auch die Vielfalt von Bedeutung. Und die haben wir auch dank unserer Gemeinschaft, die vor einigen Jahren übrigens ein neues Einkaufscenter auf der sogenannten „Grünen Wiese“ verhindern konnte. Wir haben dafür jetzt mit unseren Welau-Arkaden eine neue kleine Passage, die auch Frequenz schafft. Wissen Sie, wir sind das Herz der Stadt.
Gibt es keine Probleme?
Selbstverständlich haben auch wir unsere Sorgen. Da ist vor allem die seit vielen Jahren diskutierte Frage, was wir mit dem Verkehr in unserer Straße machen sollen. Eine komplette Verkehrsberuhigung wäre für viele Geschäfte nicht sinnvoll. Es wäre schon gut, wenn wir den direkten Verkehr zur Elbe herausbekommen könnten. Damit hätten wir Schätzungen zu Folge etwa ein um 30 Prozent reduziertes Verkehrsaufkommen. Das würde schon helfen. Meine persönliche Lieblingslösung wäre das sogenannte „Shared Space“.
Was bedeutet das?
Dahinter verbirgt sich die Idee, dass alle Verkehrsteilnehmer also Autound Radfahrer sowie Fußgänger gleichberechtigt sind. Wie gesagt, eine reine Fußgängerzone wäre nicht empfehlenswert.
Mal ehrlich: Warum sollte man nach Wedel fahren?
Da wäre eine Vielzahl von Gründen zu nennen. Zuerst natürlich unsere direkte Lage an der Elbe. Da gibt es so viele außergewöhnliche Möglichkeiten, diesen Strom zu genießen. Für mich ist einer der besten Plätze unser „Beachstrand“. Und natürlich muss ich darauf hinweisen, was viele nicht wissen, dass unsere Einkaufsstraße eine Gesamtlänge von fast 1.000 Metern hat. Darauf ist eine große Vielzahl an Fachgeschäften zu finden. Ein weiteres Highlight in diesem Jahr sind die bevorstehende 800 Jahrfeier und der Hafenfest-Umzug, der in diesem Jahr von 60 Teilnehmern begleitet wird.
Eine Frage zur aktuellen Situation. Sind Sie und Ihre Mitglieder zufrieden?
Grundsätzlich können wir dies schon mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten. Die Mehrheit unserer Mitglieder ist zufrieden. Natürlich macht gewissen Sparten das Internet zu schaffen. Dies ist aber eine Gesamtentwicklung, die nichts mit dem Standort Wedel zu tun hat. Wir haben in unserer Straße nur eine sehr geringe Fluktuation der Geschäfte, was ganz sicher auch für uns spricht, ebenso wie die Tatsache, dass wir kaum Leerstände zu verzeichnen haben. Auch da haben es andere Gemeinden in Schleswig- Holstein sicher schwerer.
Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung?
Die Entwicklung deutet zweifellos darauf hin, dass wir als sogenannter Speckgürtel von Hamburg aus dieser Situation durchaus profitieren können. Natürlich ist das Elbe- Einkaufszentrum für uns ein großer Konkurrent. Auf der anderen Seite haben wir aber zum Beispiel mehr Kunden aus den Elbvororten als aus Pinneberg. Wir blicken da ganz optimistisch in die Zukunft, dürfen aber natürlich auch den demographischen Wandel nicht aus den Augen verlieren.
Wie ist das Verhältnis zur Politik vor Ort?
Nun, das würde ich als durchwachsen bezeichnen, muss dabei allerdings zwischen Politik und Verwaltung differenzieren. Man spricht miteinander immerhin. Ich wünsche mir gelegentlich aber mehr Verständnis für die Belange und Interessen der Innenstadt.
Zum Schluss wenn Sie mögen ein persönlicher Wunsch?
Sehr gerne allerdings nicht nur persönlich: Ich bin jetzt seit fünf Jahren Vorsitzender und mir liegt meine Stadt wirklich am Herzen. Insofern habe ich eigentlich zwei Wünsche. Zum einen dürften die Wedeler ruhig ein bisschen stolzer auf unsere Stadt sein und zum anderen wünsche ich mir, dass unsere Mitgliederzahl irgendwann einmal dreistellig wird ...
Foto: Jan Lüchau: „Wir sollten ruhig ein bisschen stolzer auf unsere schöne Stadt sein!“