Kiel (em) Die deutsche Wirtschaft hat den schlimmsten Absturz hinter sich, und es zeichnet sich nun eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau ab. Ähnlich ist die Situation in den Krisenländern Italien und Spanien. Beim internationalen Handel hält der Zusammenbruch an. Dies zeigen Daten aus dem IfW Corona-Datenmonitor. „Während des harten Lockdowns vom 23. März bis zum 19. April dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung insgesamt um etwa 15 - 20 Prozent unter ihrem normalen Niveau gelegen haben und ging dabei immer weiter zurück, je länger der Lockdown dauerte. Deutschland operiert zwar weiter deutlich unter dem Normalniveau, aber die Situation verschlechtert sich zumindest derzeit nicht weiter“, sagt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich aktueller Zahlen aus dem IfW Corona-Datenmonitor. Seit den ersten Lockerungen hat sich der deutsche Stromverbrauch bei einem Level von 7 bis 8 Prozent unter seinem Normalniveau eingependelt und fällt nicht mehr weiter. Die Industrieproduktion korreliert mit dem Stromverbrauch etwa mit dem Faktor 1,5, daher ist davon auszugehen, dass auch sie nicht mehr weiter zurückgeht und momentan bei einem Level von 10 bis 12 Prozent unter der normalen Auslastung liegt. Der Stromverbrauch in Deutschland hatte sich während des Lockdowns immer weiter von seinem zu erwartenden Niveau ohne Corona-Effekt entfernt, welches das IfW Kiel mit Hilfe eines ökonometrischen Modells schätzt, das langfristige Trends, saisonale Einflüsse, das Wetter und Feiertage berücksichtigt. In den besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern Italien und Spanien lag der Stromverbrauch in der Spitze um bis zu 25 Prozent unter dem Referenzniveau. Dies bedeutet einen Einbruch der dortigen Industrieproduktion von 35 bis 40 Prozent. Seit den Lockerungen hat sich insbesondere in Spanien die Situation verbessert; das Land liegt seit etwa zwei Wochen weniger als 10 Prozent unter dem normalen Stromverbrauch, mit einer leicht steigenden Tendenz. In Italien ist die Situation volatiler und im kurzfristigen Trend sogar negativ. „Dies könnte Folge zunehmender Insolvenzen sein und der stark auf den Export ausgerichteten norditalienischen Wirtschaft, die weiter unter der schwachen Auslandsnachfrage leidet. Dennoch scheint auch in Italien der Tiefpunkt der Krise durchschritten“, so Felbermayr. Dagegen ist der Abwärtstrend im internationalen Handel noch in vollem Gange, wie Zahlen zum Frachtverkehr im Roten Meer zeigen, einer zentralen Handelsroute zwischen Asien und Europa. Die Daten erfassen sowohl die Anzahl der Schiffe als auch deren Auslastung. Felbermayr: „Seit dem 20. April liegt das Frachtaufkommen im Roten Meer um etwa 20 Prozent unter den statistischen Erwartungen, aktuell zeigt sich eine leichte Erholung. Die teils kräftigen Schwankungen können auch Folge des Chaos sein, das bei den internationalen Logistikketten derzeit herrscht. Insgesamt zeigen die Daten, dass es im internationalen Handel zu früh ist, um von einer Bodenbildung zu sprechen.“ Kiel Policy Brief Corona Update: „Bodenbildung in der Binnenwirtschaft, Kollaps des Welthandels“ Der Corona-Datenmonitor des IfW-Kiel zeigt laufend aktualisierte Indikatoren, die Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland und Europa und die Ausbreitung der Pandemie ermöglichen. Er gibt damit Echtzeit-Hinweise, wie sich das Verhalten von Unternehmen und Menschen angesichts der einschneidenden Auflagen der Regierungen und möglicher Lockerungen verändert. Traditionelle Konjunkturindikatoren sind nur mit einem Nachlauf von mehreren Wochen verfügbar, die vom IfW-Kiel entwickelten Echtzeit-Indikatoren helfen, die gegenwärtige Situation besser beurteilen zu können. Der Corona-Datenmonitor wird regelmäßig aktualisiert. Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) www.ifw-kiel.de