Norderstedt (em/mp) „Wir suchen für unsere Auftraggeber auch die neuen Azubis“, erklärt Reinhard Schuh. „Die häufigste Aussage, die ich bekomme: Eine/n guten Realschüler/in - und in Deutsch und Mathe mindestens eine 3. Die anderen schaffen die Berufsschule nicht.“

„An dieser Stelle meine Frage: Was macht eigentlich der „arme Hauptschüler“? Die tägliche Arbeit zeigt - die „besseren“ Lehrstellen bekommt er leider nicht! Darunter sind ganz fitte, pfiffige junge Menschen, die alle das gleiche Problem haben - sie bewerben sich mit dem heute üblichen Lebenslauf eines Schülers, denn das macht man so, das muss so sein!“, weiß der Personalberater aus Leidenschaft. „Genau an dieser Stelle beginnt für viele Schüler der Leidensweg, denn das, was sie ausmacht, wie Veranlagungen, Fähigkeiten und Naturell kommen zu kurz. Alles Fehlanzeige - der arme Arbeitgeber. An dieser Stelle holt er seine Glaskugel aus dem Schrank und befragt diese.“

Wenn Reinhard Schuh einmal im Jahr mit drei bis vier Klassen der beruflichen Schule in der City-Nord die Bewerbungsunterlagen erarbeitet, sagt er ihnen, was ein Arbeitgeber mit den Unterlagen macht. „Das erste ist die Mappe, ich halte Bewerbungsmappen für überflüssig, und das Foto. Der Fotograf hat gesagt: „Lächeln Sie mal“ - doch das Foto ist schrecklich. Die Optik des Lebenslaufes, das letzte Zeugnis (Mathe/Deutsch) und die Anzahl der unentschuldigten Fehltage. Damit ist das Maß des Arbeitgebers schon manchmal voll. „Absage“ steht dann auf dem Zettel zur Bewerbung.“ „Einzelhandelskaufmann/-frau“ lautet die Lehrstelle - mit den üblichen Unterlagen ist das Wichtigste nicht zu erkennen: Hier wird ein offener, kommunikativer Mensch gesucht, dem es einfach Spaß macht mit Menschen umzugehen, der positiv ist und dem Beratung Spaß macht. „Habe Sie das schon mal in Bewerbungsunterlagen von Schülern gesehen?

Wenn wir die Bewerbungsunterlagen von Schülern überarbeitet haben, steht das alles drin“, so Schuh weiter. „An dieser Stelle beginnt häufig ein Leidensweg der Azubis: Im falschen Job, beim falschen Chef gelandet, manche todunglücklich, ein- bis dreimal abgebrochen, meist muss ich beim anhören der Gründe sagen: „Das haben Sie gut gemacht!“. Mobbing oder auch sexuelle Belästigung, alles ist dabei. Hier brauchen wir dringend eine Kehrtwende, weg vom Standart, hin zur individuellen Bewerbung, den Menschen sichtbar machen und der Frust auf beiden Seiten wäre nicht mehr vorhanden. Unten steht eine typische Lehrstelle wie wir sie schreiben.“