Das Ziel der Bundesregierung, pro Jahr 400.000 zusätzliche Wohnungen zu bauen, ist nach
Ansicht des Eigentümerverbandes Haus & Grund Deutschland illusorisch. „Wir haben aktuell
eine multiple Krisenlage, die nicht nur das Bauen und Modernisieren abwürgt, sondern das
Wohnen enorm verteuert.“ Das sagte Verbandschef Kai Warnecke anlässlich des
Bündnis-Tages bezahlbarer Wohnraum in Berlin.

Die Vorschläge der Expertenkommission Gas und Wärme sind aus Sicht von Haus & Grund
nicht überzeugend, weil sie statt einer praxistauglichen Lösung drei zeitlich gestaffelte, nicht
umsetzbare Lösungen umfassen: Einmal-Erstattung, Härtefonds und Gaspreisbremse.
Zudem sollen laut Expertenvorschlag private Vermieter, die nicht erhöhten
Betriebskostenvorauszahlungen für einen Monaten absenken. Und schließlich solle die
Gaspreisbremse erst nach der Heizperiode greifen. „Das wäre viel zu spät“, kritisierte auch
der Vorsitzende von Haus & Grund Norderstedt und Umgebung. Er sprach sich für eine
sofortige, zielgerichtete und einfache Entlastung aus. „So werden die Heizölkunden hierbei
überhaupt nicht berücksichtig, so Wojtkowiak weiter. „Und das betrifft in Schleswig-Holstein
immerhin ein Viertel aller Wohngebäude.“

Um die aktuelle Krisenlage zu entspannen, fordert Haus & Grund ein fünfjähriges
Regulierungsmoratorium, um Vermietern, Selbstnutzern und Mietern die nötige Flexibilität zu
geben. Unter anderem schlägt der Verband Folgendes vor:
• Keine Pauschalvorgabe, dass jede ab 2024 neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent auf
der Basis von erneuerbaren Energien zu betreiben sein soll. Hier muss individuell
geprüft werden, was technisch und aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten
machbar ist.

• Bürokratische Hürden für Fotovoltaikstrom in Mehrfamilienhäusern kippen
• CO2-Bepreisung beim Heizen aussetzen
• Vermieter müssen immer dann die Heizkostenvorauszahlungen angemessen erhöhen
können, wenn die Versorger ihrerseits die Vorauszahlungen erhöhen
• Kommunen müssen bis 2025 eine Wärmeplanung vorlegen
• Eine europäische Gesamtlösung für die Energieversorgung auf den Weg bringen, um
die Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden.
„Wir brauchen jetzt viel Pragmatismus, wenn wir aus der Krise mit einem blauen Auge
herauskommen wollen. Wer jetzt stur an Koalitionsvereinbarungen und Parteiprogrammen
festhält, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, sind sich Warnecke und Wojtkowiak einig.