Kiel (em) Im Zuge des Ukrainekrieges und der damit ausgelösten Energiekrise wurde in Brunsbüttel in Rekordgeschwindigkeit eine LNG-Import-Infrastruktur geplant und genehmigt. Der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste e.V. (UVUW) diskutierte im Landeshaus in Kiel über die Möglichkeiten der Übertragbarkeit auf andere Infrastrukturprojekte.

Nach einer coronabedingten Zwangspause konnte der UVUW rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung beim diesjährigen Parlamentarierabend im Schleswig-Holstein-Saal des Landeshauses in Kiel begrüßen. Neben Bundestagsabgeordneten von der Westküste waren auch zahlreiche Landtagsabgeordnete und Vertreter der Landesregierung sowie Bürgermeister der Einladung gefolgt, die der Vorstandsvorsitzende, Lutz Bitomsky, herzlich begrüßte.

Nach Ansicht des Verbandsvorsitzenden Lutz Bitomsky ist die Beschleunigung von Infrastrukturprojekten in unserem Land dringend notwendig. Die Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen dauern viel zu lange. Wegen mangelnder ausgebauter Stromnetze werden Anlagen abgeschaltet. Bahnlinien an der Westküste müssen endlich ausgebaut und elektrifiziert werden, Straßenbauprojekte wie der Weiterbau der A20 bewegen sich noch immer nicht. In Dänemark dauert es vom Beschluss bis zum erteilten Baurecht von Autobahnen rund drei Jahre. Die Schritte beinhalten auch öffentliche Konsultationen. „Diesen Pragmatismus vermissen wir auch in Deutschland,“ so Bitomsky.

Der Gastredner des Abends Frank Schnabel (Geschäftsführer Brunsbüttel Ports GmbH) musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Für ihn sprang Carsten Lorleberg (Head of Business Development & Projects bei der Brunsbüttel Ports GmbH) ein. Er berichtete den Teilnehmern wie die Errichtung einer LNG-Import-Infrastruktur in Brunsbüttel so schnell in Betrieb genommen werden konnte und was dafür getan werden musste.

Für Politiker und Gäste ein spannendes Thema, da die Wirtschaft eine entsprechende Planungs- und Genehmigungsgeschwindigkeit bei anderen Infrastrukturprojekten vermisst.

„Die Idee, LNG am Standort Brunsbüttel zu importieren, wird bereits seit 10 Jahren verfolgt. Als dann im März 2022 feststand, dass LNG-Projekte in Brunsbüttel Realität werden, mussten wir nicht bei 0 starten“, begann Lorleberg seinen Vortrag. Der Fokus liegt u. a. auf der Versorgung der regionalen Wirtschaft und Diversifikation der bundesweiten Erdgasbezugsquellen. Am Standort existieren zwei maßgebliche LNG-Projekte. Zum einen das FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) sowie das On-Shore LNG-Import-Terminal.

Lorleberg betonte, dass die nötigen Genehmigungsverfahren nicht ausgesetzt wurden. Alle notwendigen Studien, Gutachten und Prüfungen mussten von Ämtern, Behörden, Ministerien und Trägern öffentlicher Belange genehmigt werden. „Dies alles war mit einem erheblichen Zeitdruck verbunden. Die Prozesse wurden schneller, aber nicht einfacher“ gab Carsten Lorleberg zu verstehen.

In der anschließenden Diskussionsrunde wies Carsten Lorleberg mit Nachdruck darauf hin, dass dieses Vorgehen keineswegs eine Blaupause für sämtliche Planungsprojekte darstellen kann.

In dieser Runde betonte auch der Steinburger CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Helfrich, wie wichtig die konzentrierte Bündelung von Ressourcen gewesen sei.

Bitomsky fasste zusammen: „In Brunsbüttel ist es dem hohen politischen Druck, dem außergewöhnlichen Einsatz der Akteure vor Ort und der Beweglichkeit der Planungsbehörden zu verdanken, dass es gelungen ist, binnen weniger Monate diese Hafeninfrastruktur Brunsbüttel aufzubauen.“

Ken Blöcker, Geschäftsführer des UVUW wies in den abschließenden Gesprächen mit den politischen Gesprächspartnern darauf hin, dass die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren auch für die Aufrechterhaltung der staatlichen Daseinsvorsorge eine Rolle spiele. „Die Kommunen finden vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels kein neues Personal. Immer weniger Personal ist für immer mehr und immer komplexere Planungs- und Genehmigungsaufgaben zuständig. Der öffentliche Dienst sollte vielleicht das Verwaltungs-Studium reduzieren und Gestaltungslehrstühle aufbauen. Die Verwaltung braucht Raum für Kreativität, Gestaltungsspielraum und Wagemut.“

Foto: Rund 100 Unternehmer und politische Vertreter informierten sich über die Beschleunigung von Planungsverfahren am Beispiel der Errichtung einer LNG-Import-Infrastruktur in Brunsbüttel