„Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist im Vergleich zum Vormonat angestiegen. Ursächlich
sind zum einen die für Juli typischen saisonalen Gründe wie das Ende der Schul- und der
Ausbildungszeit. Zum anderen werden aufgrund gesetzlicher Änderungen ukrainische Geflüchtete
seit dem 1.6.2022 durch die Jobcenter betreut. Dies hat Einfluss auf die Entwicklung
der Zahl der arbeitslosen Menschen und zeigt sich in den Vormonatsveränderungen im
Rechtskreis SGB II“, kommentiert Wolfgang Müller, stellvertretender Leiter der Agentur für
Arbeit Neumünster, die aktuellen Zahlen.

Arbeitslosigkeit
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Neumünster sind im Juli 9.334 Menschen von
Arbeitslosigkeit betroffen. Das sind 610 mehr als im Juni (plus 7,0 Prozent) und 898
weniger als ein Jahr zuvor (minus 8,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt 5,0 Prozent. Im Juni lag sie bei 4,7 Prozent und vor einem
Jahr bei 5,5 Prozent.

Arbeitsagentur und Jobcenter
Die Zahl der bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldeten Menschen (Arbeitslosengeld
I) beträgt im Juli 3.229 Personen – 255 mehr als im Juni (plus 8,6 Prozent) und 605 weniger
als vor einem Jahr (minus 15,8 Prozent).

Bei den Jobcentern sind im Juli 6.105 Menschen (Arbeitslosengeld II) arbeitslos gemeldet.
Das sind 355 mehr als im Juni (plus 6,2 Prozent) und 293 weniger als ein Jahr zuvor (minus
4,6 Prozent).

Ein Grund für den Anstieg der gemeldeten Arbeitslosen zum Vormonat liegt im Übergang
der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in die Betreuung der Jobcenter und dem in der
Folge registrierten Status der Arbeitssuche / Arbeitslosigkeit:
Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis
nach § 24 Aufenthaltsgesetz der Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht und seit 1. Juni 2022
können sie Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende SGB II erhalten. Davor
erhielten geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.
Wenn die Geflüchteten Grundsicherungsleistungen beziehen, sind die Jobcenter
zuständig, in anderen Fällen die Arbeitsagenturen. Für den Wechsel aus dem Rechtskreis
des Asylbewerberleistungsgesetzes in das SGB II gilt für die Jobcenter eine dreimonatige
Übergangsfrist.

Davon losgelöst ist ein saisonal üblicher Anstieg bei den jüngeren Arbeitslosen aufgrund
von Ausbildungsende bzw. Schulabschluss festzustellen.
Aktuell werden 1.060 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Agentur für Arbeit Neumünster im
SGB II oder SGB III betreut, das sind 601 mehr als im letzten Monat und 1.015 mehr als vor
einem Jahr. Fast alle werden im Rechtskreis SGB II betreut.

Arbeitslos sind darunter 467 Personen (127 mehr als im Juni und 449 mehr als im Juli 2021.
Aktuell werden 285 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Stadt Neumünster durch Jobcenter
und Agentur für Arbeit betreut, das sind 284 mehr als im letzten Monat und 259 mehr als vor
einem Jahr. Fast alle werden im Rechtskreis SGB II betreut. 175 Personen aus der Ukraine
stehen dem Arbeitsmarkt zurzeit grundsätzlich zur Verfügung, sind also arbeitsuchend. Arbeitslos
sind darunter 37.

Im Kreis Rendsburg-Eckernförde werden aktuell 775 Ukrainerinnen und Ukrainer durch
Jobcenter und Agentur für Arbeit betreut, das sind 175 mehr als im letzten Monat und 756
mehr als vor einem Jahr. Fast alle werden im Rechtskreis SGB II betreut. 662 Personen aus
der Ukraine stehen dem Arbeitsmarkt zurzeit grundsätzlich zur Verfügung, sind also arbeitsuchend.
Arbeitslos sind darunter 430.

Stellenangebot
Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service (gAG-S) der Agentur für Arbeit und der Jobcenter
wurden im Juli 550 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet – drei mehr als
im Juni (plus 0,5 Prozent) und 183 weniger als vor einem Jahr (minus 25,0 Prozent).
Im bisherigen Jahresverlauf wurde ein höheres Niveau als im Vorjahreszeitraum erreicht:
So wurden seit Jahresbeginn 4.530 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet,
das bedeutet ein Plus von 151 oder 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die meisten Stellenangebote kamen im Juli aus der Zeitarbeit, der öffentlichen Verwaltung,
dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel.

Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Berichtsjahres am 1. Oktober 2021 wurden dem gAG-S 2.323 betriebliche
Berufsausbildungsstellen gemeldet, 45 oder 2,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Es
gibt aktuell noch 1.106 unbesetzte Berufsausbildungsstellen.

Neben verschiedenen weiteren Angeboten bieten besonders Berufe im Verkauf, im Großund
Außenhandel, der Lagerwirtschaft, in der Gastronomie, der Kfz-Technik, der Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik, der Bauelektrik, der Elektrotechnik oder als Berufskraftfahrer/in
im Güterverkehr bieten Ausbildungsstellensuchenden noch gute Chancen.
Die Zahl der Bewerberinnen für Berufsausbildungsstellen ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Bis Ende Juni meldeten sich 1.576 Bewerber
innen, 59 oder 3,6 Prozent weniger als
im Vorjahreszeitraum. 493 von ihnen sind noch unversorgt.

„Auch wenn der reguläre Ausbildungsbeginn kalendarisch kurz bevorsteht: Die Chancen,
kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu finden, stehen gut“, so Müller. Er ermutigt daher alle
Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, die Unterstützung der Berufsberatung
in Anspruch zu nehmen: „Dort gibt es Tipps und Anregungen für die Berufswahl
und professionelle Hilfe bei der Vermittlung einer Ausbildungsstelle. Wer noch unsicher ist
und sich erst ausprobieren möchte, bekommt auch Hilfe, einen Praktikumsplatz zu finden.“
Die Berufsberater*innen beraten Jugendliche individuell anhand ihrer Talente und Interessen
über Wege in den Beruf. Gemeinsam werden Stärken und dazu passende Berufsfelder ermittelt, Unterstützung bei Bewerbungen geleistet und zu Alternativen beraten, wenn sich der Traumberuf nicht realisieren lassen sollte.