Norderstedt (em) Manchmal kommt das Ehrenamt ganz zufällig. Diese Erfahrung hat Annett Müller gemacht. Vor zehn Jahren ist sie beim Einkaufen in Hamburg an einem Stand des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in ein längeres Gespräch gekommen. Danach stand für sie fest: sie möchte helfen. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und wollte einfach etwas zurückgeben“, sagt die 58-Jährige.

Geboren wurde Annett Müller im Heidberg-Krankenhaus. In Norderstedt ist sie aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ihre Heimatstadt hat sie nie lange verlassen, in Hamburg studierte sie Sozialpädagogik. Heute arbeitet sie im Einzelhandel in Norderstedt-Mitte. „In Norderstedt sind meine Wurzeln. Ich habe hier meine Familie und meine Freundinnen und Freunde – egal, wo ich hin gehe, ich treffe so viele Menschen, die ich kenne.“

Zweimal die Woche zieht es sie aber in die Hansestadt. Seit diesem einen Gespräch vor zehn Jahren ist sie ehrenamtliche Helferin bei der DRK-Obdachlosenhilfe in Hamburg. Dann geht es für sie zur DRK-Dienststelle Wandsbek. Dort bereiten die Helferinnen und Helfer Kaffee und Tee, heiße Suppen und belegte Brötchen vor. Damit fahren sie dann in die Mönckebergstraße und stellen sich dort bei Karstadt unter das Vordach, um obdachlose Menschen mit Essen und Trinken zu versorgen.

„Die Menschen wissen, dass wir regelmäßig dort sind, und nehmen unser Angebot dankend an“, erzählt Annett Müller. „Ab und zu fahre ich auch sonntags bei einer Tour mit, wenn das DRK gezielt Plätze im Hamburger Stadtgebiet ansteuert, die von vielen obdachlosen Menschen frequentiert werden.“ Schon früh hat sie bei ihrer Tätigkeit überrascht festgestellt, wie unterschiedlich die Menschen sind, die auf der Straße leben: „Es sind sehr viele gebildete Leute darunter. Mir ist schon eine Ärztin begegnet, die keine Bleibe hatte. Sehr berührend war der Mann, der seine Frau und seine Tochter bei einem Autounfall verloren hatte und danach nicht mehr arbeiten konnte, erst seinen Job und dann seine Wohnung verloren hat. Das geht einem sehr nahe.“

Besonders in der Winterzeit tue es in der Seele weh, die Menschen bei Kälte auf der Straße ausharren zu sehen, sagt Annett Müller. Deshalb sammeln sie und ihr Hilfsteam derzeit wie-der Spenden, um neue Decken und Schlafsäcke anschaffen zu können. „Wir haben eine tolle Gruppe an Ehrenamtlichen, aber wir sind natürlich auf Spenden angewiesen.“

Kontakt: DRK Obdachlosenhilfe Hamburg, www.drk-obdachlosenhilfe.de

„51 Jahre - 51 Menschen“ ist eine Serie der EGNO - Entwicklungsgesellschaft Norderstedt in Kooperation mit den städtischen Gesellschaften Norderstedts. Alle Artikel unter www.egno.de/51

Foto und Text: Oliver Jahr